Klarinette, Klavier und Klassik

WITTLICH. Mit sieben begann er, Klavier zu spielen, beim Musikverein Lüxem bekam er Klarinettenunterricht, und später brachte er sich das Saxofonspielen selbst bei. Nach seiner Banklehre machte Matthias Ambrosius dann sein Hobby zum Beruf und studierte Musik. Seit dem Sommer ist er Mitglied im Münchner Rundfunkorchester des Bayerischen Rundfunks.

"Bitte nicht stören, Aufnahme" warnt ein beleuchtetes Schild über der Tür von Studio 1 des Bayerischen Rundfunks. Drinnen probt das Münchner Rundfunkorchester des Bayerischen Rundfunks. Eine internationale Truppe mit Musikern aus Australien, Russland oder Japan. Einer von ihnen stammt aus Wittlich: Matthias Ambrosius. "Dem Brossen Jupp sein Jung", "Maates" oder einfach nur "Mätthi", so kennt man ihn zu Hause in Lüxem. In seiner Wahlheimat München ist der 30-Jährige ein gefeierter Musiker, wenn er als Soloklarinettist mit seinem Orchester mit internationalen Stars wie beispielsweise Anna Netrebko auftritt. Ambrosius verkörpert den Jungen, der in einfachen moselländischen Verhältnissen aufgewachsen ist, und es "draußen" zu etwas gebracht hat. Aber, und das macht den jungen Musiker so sympathisch, er ist völlig bodenständig geblieben. Wenn ihm sein prall gefüllter Terminkalender ein freies Wochenende schenkt, kommt er nach Lüxem. Hier führen seine Eltern die "Mühlenbäckerei", in der Matthias bei seinen Besuchen immer gerne aushilft. Der Musiker aus Leidenschaft spielte rund 13 Jahre fest im Musikverein Lüxem. Außerdem war er fünf Jahre Mitglied im "BuJazzO", im Bundesjungendjazzorchester - einer Art Nationalmannschaft der besten Jazzmusiker aus dem ganzen Land. Darüber hinaus hat Ambrosius den ersten Preis im Bundeswettbewerb "Jugend musiziert" als Klavierbegleiter gemacht. Nach seinem Abitur am Cusanus-Gymnasium in Wittlich ging er 1994 zur Bundeswehr, wo er während seines Wehrdienstes beim Heeresmusikcorps in Koblenz spielte. Danach machte er eine Banklehre bei der Deutschen Bank in Trier. "Als ich fertig war, war mir klar, dass es das nicht ist, was ich ein Leben lang machen will." Ambrosius fehlte die künstlerische Kreativität, die er seit seiner Kindheit in der Musik ausleben konnte. Den Mut, die Musik zum Beruf zu machen, hatte er aber anfangs noch nicht. Karl-Heinz-Steffens, ein Musikerkollege, der damals als Professor für Klarinette an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover unterrichtete, erkannte das Talent und bewegte ihn zum Studium. "Mein erstes Vorspielen ging schief. Der Hochschulpräsident hatte mich gehört und gesagt: Aus dem wird nie ein Klarinettist." Daraufhin gab ihm sein Freund Steffens Privatunterricht. Ein Jahr später bestand Ambrosius die Aufnahmeprüfung als Bester. Fernsehverhalten hat sich völlig verändert

Im Rundfunkorchester spielt er ausschließlich klassische Musik. "Hier geht es nicht darum, einfach nur nach Noten zu spielen, sondern zu interpretieren", so Ambrosius. Er spricht von der "inneren Notwendigkeit der Musik" und meint damit die Kunst herauszufinden, was der Komponist mit seinem Werk ausdrücken wollte. Die Klassik sei eine Stilrichtung mit sehr viel Tiefgang, mit der man sich intensiv beschäftigen müsse. Sie stehe im krassen Gegensatz zu der schnelllebigen Zeit, in der alles immer oberflächlicher zu werden scheine. So bleibt sein berufliches Engagement nicht ohne Wirkung: "Man lebt intensiver", sagt der Musiker. "Ich habe festgestellt, dass sich mein Fernsehverhalten völlig verändert hat. Oberflächlich gemachte und hektische Sendungen schaue ich so gut wie gar nicht mehr." Ähnlich ist es mit seinem Musikgeschmack: "Ich höre eigentlich alles, so lange es anspruchsvoll ist und authentisch wirkt" Dazu gehört vor allem jazzig angehauchte Musik und neben Klassik auch Pop. "Alles was in der Lage ist, emotional zu verstärken." Beispiele sind "Sting", "Robbie Williams", "Herbert Grönemeyer" oder aber Blasmusik von Ernst Mosch. Nur mit Schlagern hat es Ambrosius so gar nicht.

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