Klasse Auftritt in Uniform

TRABEN-TRARBACH. (GKB) Aus Sunderland im Nordosten Englands waren sie an die Mosel gereist, 30 Schüler zwischen acht und elf Jahren, begleitet von ihren Musik- und Deutschlehrerinnen und dem Schuldirektor. Im Heinrich-Held-Haus gaben sie ein abwechslungsreiches und kurzweiliges Konzert, das die Gäste mit viel Beifall und Anerkennung bedachten.

Im Mittelpunkt der rund einwöchigen Klassenfahrt nach Deutschland standen drei Auftritte. Der erster davon begeisterte in Traben-Trarbach das Publikum. "Bereits mit vier Jahren werden die Kinder eingeschult und lernen Deutsch", weiß Musiklehrerin Cherry Summers, die mit der munteren Kinderschar das Konzert seit Dezember vorbereitete. Außerhalb des regulären Musikunterrichts, der zwei Wochenstunden umfasst, hatten die Kinder ein umfangreiches Programm einstudiert. "Sie singen gerne und wollten Deutschland besuchen", sagt Deutschlehrerin Valerie Dixon. Klassenkämpfe um schicke Klamotten gibt es an der Sunderland High School nicht: Die Kinder tragen alle eine Schuluniform. Graue Hosen für die Jungs, grauer Trägerrock für die Mädchen, weiße Hemden, weiße Blusen, graue Strümpfe, schwarze Schuhe. Vier- bis Zehnjährige tragen einen roten Blazer, für Elfjährige ist er blau. Jungen und auch Mädchen müssen jeden Tag mit einer blau-roten Krawatte in die Schule gehen. "Das ist nicht so bequem", räumt ein kleiner Engländer ein, "aber man gewöhnt sich daran." Cherry Summers sitzt am Klavier, und schon legen sie los. Ohne Noten, nur mit Text-Vorlage, singen die Kinder alte und neue englische Lieder. Die Zehnjährige Sarah Kirk ist die erste, die einen Solo-Auftritt mit zarter Stimme auf der Bühne hat - dazu gehört Mut. Auch die gleichaltrige Lucy Aitken macht ihre Sache prima und kann sich stimmlich noch besser durchsetzen als ihre Vorsängerin. Niamh Duckworth (11) sollte eigentlich auch ein Lied vortragen, aber aus zeitlichen Gründen klappte das nicht. Als einziger Junge behauptet sich Jonathan Russell (10) als Solist. Neben Gesang gibt es auch Instrumentaleinlagen. Pippa Trail (10) spielt die Klarinette, begleitet von Jessica Gilmour (11) auf der Flöte. Langeweile kann nicht aufkommen, immer wieder formieren sich die Kinder zum Chorgesang. Sie präsentieren mit Liedern aus "Mary Poppins" echte Ohrwürmer und laufen mit "Drop in the Ocean" zur Höchstform auf. Mit Handbewegungen werden viele Lieder untermalt, und den Zuhörern geht auf, dass alles auswendig vorgetragen wird. Eine beachtliche Leistung, und die kleinen Künstler sind offensichtlich mit viel Freude dabei - obwohl das Lampenfieber vorher groß war. Sie seien sehr aufgeregt gewesen, gestehen sie ein. Veranstalter des Konzertes war die Traben-Trarbacher Tourist-Information. Einige Zuhörer waren enttäuscht über das Verhalten der Einrichtung. Ein paar Worte des Dankes an die Gruppe aus England und eine Flasche Moselwein für die Pädagogen, "das wäre eine nette Geste gewesen". Das Traben-Trarbacher Publikum machte diesen Fauxpas wett: Es gab viel Beifall für die Schüler und ihre Lehrerinnen und auch viele Euro-Münzen und -scheine als Dankeschön. "Damit haben wir überhaupt nicht gerechnet", zeigte sich Deutschlehrerin Valerie Dixon besonders erfreut.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort