Klasse im Glas: Graacher Wein setzt sich durch

GRAACH/MAINZ. Aus dem "Quereinsteiger" ist ein kleiner "Riesling Star" geworden: Patrick Philipps erreicht mit einem 2003er Graacher Domprobst Kabinett einen hervorragenden zweiten Platz beim Internationalen Wettbewerb "best of Riesling 2004".

"Das war enorm, einfach fantastisch! Und das ganz besonders für unseren Betrieb, weltweit zu gewinnen und auch noch als einziger von der Mosel", sagt Patrick Philipps am Tag danach. Er kommt gerade aus Mainz zurück von der Auszeichnung der Sieger des internationalen Wettbewerbs "best of Riesling 2004" (der TV berichtete). Ein bisschen überrascht ist er noch immer von seinem Erfolg: "Die Elite aus unserer Region hat sich natürlich auch beworben. Ich bin verwundert, dass jetzt nicht mehr Winzer aus Mosel-Saar-Ruwer bei der Siegerehrung dabei waren, wo doch besonders an der Mittelmosel eine Top-Elite zu finden ist."Die Königin der Rebsorten

In der Landeshauptstadt hatte Weinbauminister Hans-Artur Bauckhage auf dem Gelände des ZDF-Fernsehgartens die "Macher" der Siegerweine am Montag vorgestellt und gewürdigt. Der Minister betonte: "Der Riesling ist ein einzigartiger Wein-Typ, der maßgeblich das Image deutscher Weine im In- und Ausland prägt. Spitzenrieslinge werden von individuellen Weinmachern mit viel Fingerspitzengefühl und Können an- und ausgebaut." Patrick Philipps sagt dazu: "Ich opfere viel Zeit für meinen Beruf und mache alle Arbeiten noch selber. In der Verarbeitung und Vergärung geht bei mir keine fremde Hand dran." Doch dass der 33-jährige Moselwinzer sich mit seinem Wein als einziger aus dem Anbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer durchgesetzt hat, ist eine besondere Leistung. Aber die Konkurrenz war noch größer, kam sie doch nicht nur aus dem klassischen Anbaugebiet der Region. Die 114 Juroren aus zehn Ländern hatten immerhin 1412 Weine und Sekte aus Europa, Amerika und Australien in sechs Wettbewerbskategorien zu bewerten. In der Kategorie I (trockene und leichte Weine bis 9 g/l Restzucker und bis 11,5 Volumen-Prozent) in der der Graacher den zweiten Platz belegte, siegte Weingut Matthias Gaul, Asselheim, Pfalz, 2003er Riesling Mühlheimer Sonnenberg QbA, und auf Platz drei kam das Weingut Ernst Peter Schilling, Mainz-Kostheim, Rheingau, mit einem 2003er Kostheimer Steig Kabinett. Mit dem zum dritten Mal ausgetragenen Wettbewerb um die Königin der Rebsorten will das Weinbauministerium Riesling-Winzer und Riesling-Gewächse international ins rechte Licht rücken. Oenologen, Sommeliers, Weinhändler, Winzer und Journalisten hatten bereits am 12. Juli auf Schloss Engers in Neuwied die Rieslinge aus acht Nationen probiert. "Als der Anruf aus Mainz kam, war ich gar nicht in Graach sondern in Trier beim besten Schoppen. Als ich am nächsten Tag auf dem Zettel von unserem Erfolg gelesen habe, das war für uns schon Wahnsinn!", sagt Philipps. Wahnsinn sind allerdings generell die Erfolge des jungen Winzers, der - gelernter Bürokaufmann - als Quereinsteiger 1998 den Familienbetrieb mit seiner Frau übernahm. Seine Devise: "Wir geben uns große Mühe bei der Selektion der besten Trauben, plus bei der schonenden Verarbeitung. Wir versuchen sehr feinfruchtig auszubauen, damit der Wein auch nach Wein schmeckt." Zuletzt wurde die Arbeit rund um Wingert und Weinkeller im renommierten Hamburger Weinsalon gewürdigt. Die Juroren, erfahrene Sommeliers der Hamburger Spitzengastronomie und des Weinhandels, nominierten den Betrieb dieses Jahr für die Kategorie "Entdeckung des Jahres national”. Und im November 2003 konnte sich Patrick Philipps über die Aufnahme in den Gault Millau Weinführer und dann auch noch über einen Staatsehrenpreis freuen, den er 2001 schon einmal erhalten hat.Eine Liebe, viele Verehrer

Damals sagte er als Erklärung für seinen Erfolg einfach: "Ich bin in den Wein verliebt.” Die Liste seiner Preise und Auszeichnungen ist übrigens noch nicht vollständig,- kurz er ist mit seiner Liebe zu seinen Weinen nicht allein und teilt sie mit vielen Verehrern. Und was hat den kritischen Zungen und feinen Nasen an seinem Riesling so gefallen? Seinen Siegerwein beschreibt Patrick Philipps so: "Ein idealer Sommerwein: ein fruchtiger, kraftvoller Kabinett mit feiner Mineralität undFrische geprägt von der Schiefer-steillage." Das Weingut Philipps-Eckstein in Graach-Schäferei bewirtschaftet drei Hektar Rebfläche in den Lagen Graacher Domprobst und Himmelreich, Bernkasteler Johannisbrünnchen. Rebsorten: 93 Prozent Riesling, fünf Prozent Spätburgunder und zwei Prozent Dornfelder.

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