Kleiderbügel als Zeitzeuge

Wittlich · Wittlichs Ehrenbürger Willi Schrot war das Gedächtnis der Stadt. Nach seinem Tod hat nun sein Sohn Klaus ein besonderes Stück im Kleiderschrank seines Vaters gefunden: Einen Holzbügel, an dessen Unterseite eine eingebrannte Schrift an Emil Frank erinnert.

 Auf der Unterseite des gebogenen Bügels jahrzehntelang unbeachtet: der Hinweis auf Emil Frank. Foto: Klaus Schrot

Auf der Unterseite des gebogenen Bügels jahrzehntelang unbeachtet: der Hinweis auf Emil Frank. Foto: Klaus Schrot

Foto: (m_wil )

Fast wäre der hölzerne Zeitzeuge übersehen worden. Nur, weil er heruntergefallen sei, wurde entdeckt, um was es sich handelt. "Der Bügel muss aber seit ewigen Zeiten unerkannt im Schrank seinen Dienst getan haben. Es wurde ja nichts weg geworfen. Willi hätte mit Sicherheit eine Geschichte dazu erzählt", sagt Klaus Schrot. Man will das Fundstück dem Emil Frank Institut übergeben. Die Einrichtung erinnert auf ihrer Homepage an ihren Namensgeber wie folgt: "Emil Frank wurde am 11. Juli 1878 in Wittlich geboren. Er übernahm im Jahre 1912 das von seinem Vater Isaac 1870 gegründete Textilkaufhaus am Marktplatz in Wittlich, kämpfte im Ersten Weltkrieg für Deutschland und wurde 1920 Vorsteher der Synagogengemeinde Wittlich. Er war Mitglied der freiwilligen Feuerwehr und genoss in der Wittlicher Bevölkerung ein hohes Ansehen. Vom Aufruf der Nationalsozialisten zum Boykott jüdischer Geschäfte blieb auch Frank nicht verschont. Dem Rassenwahn der Nationalsozialisten konnte er gerade noch durch Auswanderung entgehen. Am 21. September 1941 floh er über Spanien und Kuba nach Utica, USA, wo er am 21. Juni 1954 verstarb. Aus dem einst so angesehenen Geschäftsmann war ein einfacher Hausierer geworden, der in gebrochenem Englisch Schnürsenkel und Schuhbürsten an den Türen feilbot." Im 75. Jahr nach seiner Flucht hat sich nun noch ein Andenken an sein Wittlicher Geschäft gefunden. sos

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