Soziales Mehr als nur Hemd und Hose

Bernkastel-Kues · Die Kleiderkammer in Bernkastel-Kues steht nach fünf Jahren auf eigenen Beinen – als gemeinnütziger Verein.

 Brigitte Oelert und Ghalia Mustafa (rechts) sind zwei der insgesamt etwa 25 Ehrenamtlichen, die mehrmals die Woche Kleidung, Haushaltswaren und Bettwäsche in der Kleiderkammer in Bernkastel-Kues sortieren.

Brigitte Oelert und Ghalia Mustafa (rechts) sind zwei der insgesamt etwa 25 Ehrenamtlichen, die mehrmals die Woche Kleidung, Haushaltswaren und Bettwäsche in der Kleiderkammer in Bernkastel-Kues sortieren.

Foto: Ursula Schmieder

Der Name „Kleiderkammer“ wird dem, was Ehrenamtliche in Bernkastel-Kues seit fünf Jahren leisten, kaum gerecht. Denn sie sortieren dafür nicht nur regelmäßig Kleidung und Schuhe. Auf einer Fläche von 400 Quadratmetern gibt es in eigenen Räumen auch Haushaltswaren, Bettwäsche, Gardinen und Spielsachen.

Menschen in Notsituationen wissen das ebenso zu schätzen wie Bürger mit geringem Einkommen. Und immer öfter nutzen auch Umweltbewusste den zweimal im Monat angeboten Verkauf der gespendeten Waren gegen eine bescheidene Schutzgebühr.

 Als Beispiel nennt Hiltrud Kolz, die gute Seele der etwa 25 Ehrenamtlichen, eine junge Frau, die ihren Einkauf mit dem hohen Wasserverbrauch für nur eine neue Jeans begründete. Die Helfer freuen sich aber auch, wenn jemand mit kleinem Geldbeutel etwas Schönes bei ihnen findet. Und das sehr günstig. Ein Herrenhemd ist für ein bis zwei Euro zu haben, eine Winterjacke für drei Euro und Kleidung für Kinder für 50 Cent je Stück. Und das seien „alles wirklich gute Sachen, keine verschlissenen“, versichert Kolz.

 Mit den Einnahmen finanziert die Kleiderkammer ihre Kosten wie Miete und Versicherungsbeiträge. Und da sich das inzwischen eingespielt hat, wagten die Ehrenamtlichen im Juli einen wichtigen Schritt: die Gründung des gemeinnützigen Vereins „Kleider und mehr“. Damit stehen sie nun auf eigenen Beinen (Info). Sie seien dem „Bündnis“ dankbar, dass es sie aufgenommen habe, betont Kolz, die neue Vereinsvorsitzende. Doch da die Kleiderkammer nun etabliert sei, wollten sie auch selbst entscheiden, wen sie mit ihrem Engagement unterstützen.

 So wie beispielsweise die junge Frau, die sich mit einer Nähmaschine der Kleiderkammer selbstständig machte. Erfolgsgeschichten wie diese sind laut Kolz in erster Linie den engagierten Helfern zu verdanken. Darunter Brigitte Oelert, die als Rentnerin „wertvolle Zeit für andere zur Verfügung stellen“ möchte, und Ghalia Mustafa. Sie lebt erst seit wenigen Monaten in Deutschland und ist froh, etwas tun zu können für das Land, das ihr und ihrer Familie viel geholfen habe.

Eine weitere wichtige Voraussetzung für den Erfolg der Kleiderkammer ist laut Kolz die große Spendenbereitschaft in der Region. Auf das Team der Ehrenamtlichen können daher nicht nur bedürftige Neubürger vertrauen. Laut Kolz erhalten sie, dank enger Zusammenarbeit mit der Verbandsgemeinde, kurzfristig eine Haushalts-Grundausstattung. Einschließlich Kleidung in den jeweils benötigten Größen.

Darüber hinaus unterstützt die Kleiderkammer die Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (AfA) und das Frauenhaus in Trier, die Bolivienhilfe und die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte in Wittlich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort