"Kleine Gebietsstrukturen machen keinen Sinn"

Traben-Trarbach · Die von der Landesregierung geplante Kommunalreform mit der Zusammenlegung kleinerer Verbandsgemeinden wurde und wird in den Rathäusern und der Bevölkerung intensiv diskutiert. Auch in Traben-Trarbach, obwohl die VG nicht auf der Mainzer Streichliste steht. Der TV sprach mit VG-Chef Ulrich K. Weisgerber über mögliche Optionen.

 Will eine starke und bürgernahe Verbandsgemeinde: Bürgermeister Ulrich K. Weisgerber. TV-Foto: Winfried Simon

Will eine starke und bürgernahe Verbandsgemeinde: Bürgermeister Ulrich K. Weisgerber. TV-Foto: Winfried Simon

 Otto Maria Bastgen (Foto) will weiter für den Erhalt der 8700 Einwohner zählenden Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf kämpfen. Dafür hat auch Ulrich K. Weisgerber Verständnis. TV-Foto: Archiv/Winfried Simon

Otto Maria Bastgen (Foto) will weiter für den Erhalt der 8700 Einwohner zählenden Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf kämpfen. Dafür hat auch Ulrich K. Weisgerber Verständnis. TV-Foto: Archiv/Winfried Simon

(sim) Eine größere Verbandsgemeinde Traben-Trarbach — das kann sich Bürgermeister Ulrich K. Weisgerber gut vorstellen. Zarte Annäherungsversuche Richtung Kröv-Bausendorf wurden bislang aber abgewiesen. Weisgerber hat dafür ein gewisses Verständnis, wie er im TV-Interview verrät. Mit ihm sprach TV-Redakteur Winfried Simon.

Das Land strebt eine Gebiets- und Verwaltungsreform an. Verschiedene Verbandsgemeinden sollen fusionieren, weil sie zu klein sind. Die VG Traben-Trarbach steht nicht auf der Liste, obwohl sie weniger als 10 000 Einwohner hat. Warum, denken Sie, ist Traben-Trarbach außen vor?

Weisgerber: Das Land hat im Fall Traben-Trarbach keinen vordringlichen Gebietsänderungsbedarf gesehen. Der Grund ist wohl die herausragende Bedeutung der Stadt Traben-Trarbach als mittelzentraler Ort innerhalb der Verbandsgemeinde.

Wenn sich in der Nachbarschaft der VG Traben-Trarbach größere Einheiten bilden, wäre die VG Traben-Trarbach mit 9500 Einwohnern vergleichsweise klein. Wäre das sinnvoll?

Weisgerber: Es ist sicher nicht sinnvoll, kleingliedrige Gebietsstrukturen beizubehalten.

Heißt das, die VG Traben-Trarbach müsste größer werden, um zukunftsfähig zu bleiben?

Weisgerber: Dies wäre sicherlich erforderlich, um für die Bürger die Verwaltungsaufgaben und andere öffentliche Dienstleistungen wirtschaftlich erbringen zu können. Die Zeche zahlt in der Regel immer der Bürger.

Gibt es Ihrerseits Überlegungen, wie eine neue Gebietsstruktur für die Verbandsgemeinde Traben-Trarbach aussehen könnte?

Weisgerber: Solche Überlegungen gab es ja bereits bei der letzten großen Gebietsreform vor über 40 Jahren. Über Gebietsstrukturen, über die damals nachgedacht wurde, kann man auch heute noch diskutieren.

Es gab damals unter anderem den Vorschlag, dass zur VG Traben-Trarbach auch die Orte Reil, Kröv, Kinheim, Lösnich und Erden gehören sollten. Wäre das eine Option?

Weisgerber: Im Sinne gutnachbarschaftlicher Beziehungen muss man vorsichtig argumentieren. Ich kann nicht sagen, "dieses oder jenes möchten wir". Vielmehr muss eine funktionsfähige Einheit entstehen, die dem Bürger alle Verwaltungs-Dienstleistungen erbringen kann und das sinnvollerweise in einer Entfernung von 15 Kilometern zum Rathaus. Ohne Ortsnamen zu nennen, kann man schon an der Landkarte erkennen, was sinnvoll und was weniger sinnvoll ist.

Spricht man mit Bürgern aus Traben-Trarbach, ist oft der Wunsch herauszuhören, die VG Traben-Trarbach möge sich in Richtung Kröv vergrößern. Gab es in dem Zusammenhang bereits Gespräche mit Ihrem Kröv-Bausendorfer Kollegen Otto Maria Bastgen?

Weisgerber: Es gab einige Gespräche, auch unter Beteiligung der Beigeordneten, der Fraktionssprecher und der Ältestenräte. Es wurde stets deutlich, dass unsere Nachbarn in Kröv-Bausendorf vehement auf ihrer Eigenständigkeit bestehen. Daher ist auch verständlich, dass man von Seiten der VG Kröv-Bausendorf keine Gesprächsbereitschaft signalisieren möchte.

Sie können also durchaus nachvollziehen, dass Ihr Kollege Bastgen so konsequent für den Erhalt seiner Verbandsgemeinde eintritt?

Weisgerber: Otto Maria Bastgen hat die VG Kröv-Bausendorf viele Jahre persönlich geprägt. Sie ist ihm ans Herz gewachsen. Und dann kommt das Land und sagt, das werden wir ändern. Etwas aufzugeben, was man persönlich lieb gewonnen hat, fällt natürlich sehr schwer. Insofern kann ich Bastgen verstehen.

Schauen wir einmal moselabwärts Richtung Zell. Vor der Reform 1969/70 gehörte Traben-Trarbach zum damaligen Kreis Zell. Wäre eine Ausrichtung von Traben-Trarbach in Richtung Zell denkbar?

Weisgerber: Das Verhältnis der Stadt Zell zu Traben-Trarbach war damals schon der Knackpunkt. Die Stadt Traben-Trarbach ist größer als die Stadt Zell. Es würde also heftige Diskussionen darüber geben, wo das Verwaltungszentrum einer vereinigten Verbandsgemeinde sein soll. Das wäre sicherlich ein schwer zu lösendes Problem. Wirtschaftlich betrachtet wäre es keine ungesunde Lösung.

Im Moment passiert in Sachen Kommunal- und Gebietsreform nicht viel, weil die Landtagswahl vor der Tür steht. Was erwarten Sie nach der Kommunalwahl?

Weisgerber: Die neue Landesregierung wird, wie immer sie auch zusammengesetzt sein wird, zum Handeln gezwungen sein. Viele Kommunen stehen mit dem Rücken zur Wand, einige sind hingegen finanziell noch gut ausgestattet. Ich gehe davon aus, dass alleine schon aus der finanziellen Not heraus, der Handlungsbedarf größer wird. Im April oder Mai werden wir möglicherweise schon sehen, wo die Reise hingeht.

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