Kleine Geschichte eines großen Projekts

WITTLICH. Jahrelang lag das Oberstadtgrundstück brach. Erst war es durch das "Haus Schumacher" blockiert, dann entschied man im Juni 2005, das Gelände nicht mehr für einen Stadthallenbau zu reservieren. Im Juni 2006 votiert dann der Rat für ein Einkaufszentrum auf dem Gelände plus einen Investor: Am morgigen Donnerstag verkauft die Stadt die 5400 Quadratmeter an die Florana KG aus Weimar.

So schnell kann es gehen: Für 165 Euro für jeden der rund 5400 Quadratmeter wechselt morgen das Oberstadtgrundstück den Besitzer. Die Stadtkasse wird sich um rund 890 000 Euro füllen. Und die Stadträte sind eine Sorge los: Was passiert mit der "Brache" zwischen Busbahnhof und Post, dem zentrumsnahen Grundstück, das früher Standort der Stadthalle werden sollte?Seit dem 7. November ist klar: Wittlich bekommt eine "Schloss-Galerie". So soll das Einkaufszentrum heißen, das einmal rund 5100 Quadratmeter reine Verkaufsfläche haben soll. Investor ist die Florana KG aus Weimar. Sie sorgt für die Finanzierung des Millionen-Projekts, und will naturgemäß daran verdienen. Dass sie das Projekt stemmen kann, hat der Stadtrat im Juni beschlossen. Am Grundstück und der Bebauung interessiert waren ursprünglich fünf Investoren. Sie konnten ihre Vorstellungen dem Bau- und Verkehrs- plus Wirtschafts- und Marketingausschuss im Mai vorstellen. Zwei Projekte kamen in die engere Wahl. Zwischen ihnen hatte der Stadtrat dann in seiner Juni-Sitzung zu entscheiden.

Die Konzepte der zwei Bewerber "auf der Ziellinie" waren ähnlich: Ein Baukörper mit Fachmärkten im Unter- und Erdgeschoss, ein Obergeschoss als Parkdeck. In dieser Konzeption unterschieden sie sich von den anderen Planern, die etwa kein Parkdeck vorsahen oder zusätzlich Dienstleistung plus Wohnen integrieren wollten.

Doch es blieben Unterschiede bei der öffentlichen Präsentation: Die Firma Projektstruktur Drolshagen, vertreten durch Jürgen Kramp nannte als Hauptmieter C&A sowie Drogerie Müller plus konkrete Interessenten wie Vögele, Woolworth, Mister & Lady Jeans. Man plante zudem eine "eingehauste Anlieferung" mit LKW-Zufahrt über die Schlossstraße. Jürgen Kramp sagte auch deutlich: "Ein Lebensmittler kommt nicht in Betracht." Hintergrund sei, dass Edeka ins Konversionsgebiet gehe, zudem seien dafür über 100 ebenerdige Stellplätze unabdingbar.

Mitbewerber Ralf Borchardt dagegen betonte mehrfach, dass ein "Food-Markt" als "Zugpferd und Anker" wichtig sei. Er präsentierte dem Rat in seinen Plänen denn auch 2815 Quadratmeter im Untergeschoss für einen Supermarkt. Auch im Bauausschuss wurde kommuniziert, "der Hauptmieter für das EKZ ist gesichert". Angeblich soll der Name "Kaufland" gefallen sein. Weiterer Unterschied der DDC-Planung im Juni-Stadtrat: Die Anlieferung war über die Straße am Kolpinghaus geplant. Beide Investorenvorschläge setzten auf eine PKW-Zufahrt über die Kurfürstenstraße plus Zugänge für Passanten an drei Stellen: Kurfürstenstraße/ZOB/Schlossstraße. Ralf Borchardts Vorstellung überzeugte den Rat. Im November sollte der Stadtrat im Nachgang über den Kaufvertrag entscheiden. Jetzt päsentierte Borchardt als Ankermieter C&A plus Drogerie Müller. Der Supermarkt war vom Tisch.

Und es gab es die neue Anlieferung: über die Schlossstraße, "eingehaust".

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