Kleines Dorf ganz groß

EISENSCHMITT. Politiker und Besucher waren sich einig: Eisenschmitt gehört mit seinen Dorfaktivitäten zur absoluten Spitze im Land. Am Freitag eröffnete Innenminister Karl Peter Bruch das Clara-Viebig-Zentrum.

"Ich finde es ganz phantastisch, was hier geschieht", sagte der rheinland-pfälzische Innenminister Karl Peter Bruch bei der Festrede zur Eröffnung des Clara-Viebig-Zentrums in Eisenschmitt. Die Rührigkeit der Eisenschmittner Dorfgemeinschaft und ihres Ortsbürgermeisters, das schlüssige Dorferneuerungskonzept, aber auch die Aktionen des Eifeler Köhlerclubs hatten ihn veranlasst, zur Einweihung zu kommen. Diesmal waren es nicht nur politische Grußadressen, sondern aus dem Herzen kommende Worte, wie Bruch betonte. Er sei eigens von der Innenministerkonferenz aus Stuttgart nach Eisenschmitt geeilt. Bruch: "Das ist keine Selbstverständlichkeit. Die Eisenschmittner tun etwas, was unserer Gemeinschaft nützt." Aachener wird zum Viebig-Fachmann

Ortsbürgermeister Georg Fritzsche erzählte aus der Geschichte des Viebig-Zentrums: "Vom Hotel aus der Zeit um 1900 zum jüdischen Kaufhaus, dann zum Fabrikantendomizil und jetzt Haus des Gastes." Das Gebäude enthält ein kleines Museum mit Clara-Viebig-Ausstellung, Jugendraum, Touristinformation, Bürgermeisterbüro, Vortragssaal und Mehrzweckraum. Die Besucher drängten sich, als der Dauner Alois Mayer aus den Werken von Clara Viebig las. Währenddessen herrschte im Innenhof lebhafte Atmosphäre. Sonniges Wetter, Musik von der Eisenschmittner Blaskapelle, dazu kühle Getränke und kleine Snacks. Bürgermeister Wolfgang Schmitz von der VG Manderscheid lobte das Haus als ein Schmuckstück im Ortskern. Landrätin Beate Läsch-Weber sprach auch von ihren Jugenderinnerungen an die "Schmettna", wie die Eisenschmittner Bevölkerung genannt wird. Architekt Werner Simon überreichte schließlich den Schlüssel an den Hausherrn Georg Fritzsche. Clara Viebig (1860-1952) stand am Samstag und Sonntag im Mittelpunkt. Heinz-Dieter Polte aus Herzogenrath bei Aachen, Besitzer der weltweit größten privaten Sammlung von Viebig-Werken, berichtete aus dem Leben der Schriftstellerin. Der Elektromeister stieß 1982 in Manderscheid zufällig auf den "Müller-Hannes", einen Viebig-Roman, der seinerzeit neu aufgelegt worden war. "Vorher habe ich mich nicht für Literatur interessiert. Aber seither hat es mich gepackt." Polte hat für das Viebig-Zentrum die 26 Romane und 79 Novellen der Schriftstellerin zusammengestellt. Darunter befindet sich der in Eisenschmitt spielende Roman "Das Weiberdorf".Walter Densborn (Manderscheid) und Johann Baptist Lenz (Oberkail), der Künstler, der den Clara-Viebig-Brunnen in unmittelbarer Nähe des Viebig-Zentrums gestaltet hat, berichteten über dessen Bedeutung. Graf Philipp Dietrich von Manderscheid-Kail (Edgar Durchdewald) schloss mit einem Vortrag über die Beziehungen der Manderscheider Grafen zu Eisenschmitt. Nach den Eröffnungstagen des Viebig-Zentrums kann weiteres Leben folgen – durch die Bevölkerung, durch Touristen und durch wissenschaftliche Aufarbeitung der Werke Clara Viebigs. Minister Bruch jedenfalls kann sich mit seinem Gastgeschenk, dem "Weiberdorf" von Clara Viebig, schon mal in das Eisenschmittner Werk der Schriftstellerin einlesen. Öffnungszeiten: mittwochs, freitags bis sonntags, jeweils am Nachmittag, oder nach telefonischer Vereinbarung: 06567/510.

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