Umwelt Kleinicher wollen Tannenwald retten

Kleinich · Wenn der Naturschutz sich selbst im Weg steht: Besondere Baumart soll beim Bau der B 50 neu berücksichtigt  werden - dafür müsste eine Umleitung erfolgen.

 Schutzgebiet_an_der_geplanten_B_50

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Foto: TV/Scheidweiler, Jonas

Wie der Name es verrät, hat die Weißtanne eine recht helle Borke - sie ist im Volksmund auch unter dem Namen Edeltanne oder Silbertanne bekannt und gilt als besonders robust. Genau wegen dieser Eigenschaft könnte es zu einer Verzögerung des Baus der B 50 neu zwischen Hochscheid und dem Bahnhof Hirschfeld kommen.

Doch zunächst der Reihe nach. Nach dem Bau des Hochmoselübergangs muss die B 50 weiter in Richtung Hunsrück neu erschlossen werden. Am Rand des Landkreises Bernkastel-Wittlich soll die Trasse ausgebaut und verlegt werden. Die bisher vom Landesbetrieb Mobilität Bad Kreuznach geplante Verlegung der B 50 neu würde demnach bei Kleinich durch einen Waldbereich führen, in dem Weißtannen und Mischwald wachsen. Bei einer ersten Begehung im Herbst vergangenen Jahres war der Gemeinderat der Auffassung, dass dabei eine Verlegung der Trasse in Richtung B 327 angestrebt werde. Das würde den Waldbereich ausklammern. Aber der Landesbetrieb Mobilität Bad Kreuznach lehnte damals eine Änderung der Planung wegen „erheblicher zeitlicher Verzögerungen“ und auch aus naturschutzrechtlichen Gesichtspunkten ab, da dort ein schützenswerter Eichenwald steht.

Für die Kleinicher hat der Weißtannenwald aber ebenso eine besondere Bedeutung, wie Ortsbürgermeister Burkhard Born erläutert: „Die B 50 neu macht in der Planung einen Bogen, um die Eichenwälder zu schützen. Eichenwaldbestände werden höherwertig eingeschätzt als Weißtannenbereiche, diese würden dann wegfallen. Sie sind aber wichtig, weil ihre Samen zur Aufzucht zugelassen sind.“ Weißtannenbestände seien zudem beispielsweise auch ein Ausschlusskriterium für Windkraftanlagen.

Dem hält der LBM entgegen, dass sich die vorläufigen Kosten für den 6,1 Kilometer langen Abschnitt von Hochscheid bis Büchenbeuren bereits auf zirka 47 Millionen Euro belaufen und das Planfeststellungsverfahren im Frühjahr 2020 beginne. Genau dieses Planfeststellungsverfahren wäre aber die nächste Chance für die Kleinicher, noch eine leichte Verlegung der Trasse zu erreichen, um ihre Weißtannen zu erhalten.

 Dieser Baum könnte in Zukunft in der Forstwirtschaft eine bedeutende Rolle spielen weil er den Klimawandel besser bewältigen kann. Darauf weist der Leiter des zuständigen Forstamtes Traben-Trarbach, Franz-Josef Sprute, hin und hofft auf das Planfeststellungsverfahren: „Das Thema geht nächstes Jahr in die Planfeststellung. Dann können wir unsere Wünsche nochmals vorbringen.“

Sprute weiter: „Die über 100-jährigen Weißtannenbestände sind als Saatgutstellen anerkannt. Das bedeutet, dass zum Beispiel Baumschulen dort Saatgut kaufen können.“ Weißtannen seien hitzeresistenter als Fichten. Sprute: „Forstexperten gehen davon aus, dass die Durchschnittstemperatur bis Ende des Jahrhunderts zwischen 2,5 und 5 Grad ansteigen wird. Dann haben Fichten keine Zukunft mehr und man muss auf Douglasien und Weißtannen setzen, die mit der Trockenheit besser klarkommen.“ Nur so könne die Nutzholzversorgung auch in Zukunft sicher gestellt werden. Sprute: „Eine Verlegung der Trasse von 30 Metern könnte reichen, um den seltenen Bestand zu schützen.“

Der Kleinicher Gemeinderat fasste deshalb auch in seiner jüngsten Sitzung einen entsprechenden Beschluss. Demnach stimmt der Rat der vorgestellten Entwurfsplanung dem Grunde nach zu, fordert den LBM Bad Kreuznach aber auf, durch noch mögliche Korrekturen einen größtmöglichen Erhalt des Weißtannenbestandes in Abstimmung mit dem Forstamt anzustreben. Zudem werde eine entsprechende Entschädigung für den Wegfall des Weißtannenbestandes erwartet. Bürgermeister Burkhard Born bekräftigt, dass seine Gemeinde den Bau nicht behindern will und man einen Kompromiss sucht.

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