Kleinkind besiegt Tiger

WITTLICH. Zum 50-jährigen Jubiläum stellte der Musikverein Lüxem ein erstklassiges Kinderkonzert auf die Beine. Hauptdarsteller waren Kinder der musikalischen Früherziehung und Viertklässler der Grundschule Friedrichstraße.

"Lampenfieber? - Neee!" Mogli alias Tim Waxweiler war sich vor der Aufführung absolut sicher: "Ich weiß einfach, dass es gut wird." Er sollte Recht behalten. Das erste Kinderkonzert des Musikvereins Lüxem, der für hochkarätige Arbeit und entsprechende Ergebnisse bekannt ist, war durchdacht, logistisch sorgfältig vorbereitet und eine gelungene Kooperation zwischen Grundschule Friedrichstraße und jungen und gestandenen Mitgliedern des Vereins. In Luxemburg werden vergleichbare Projekte gefördert, erinnert sich Stefan Barth, Dirigent der Lüxemer, selbst einer vom Fach: Studiert hat er am Luxemburger Konservatorium, von wo aus er seine Erfahrungen mit Kinderkonzerten mitbringt. In Wittlich muss das ohne öffentliche Gelder klappen. In diesem Fall ist es gut gegangen: Viele Profis - Lehrerinnen der Grundschule, ein flexibler Rektor Wolfgang Benz, der die Stundenpläne zu Gunsten des Musikprojektes abänderte, Kerstin Lamberti als vereinsinterne musikalische Früherzieherin - hielten die Fäden in der Hand und schafften es, die darstellenden Kinder zu Höchstleistungen zu führen. Allen voran Tim Waxweiler, mit dem der Stadt ein schauspielerisches Talent geschenkt wurde, und auf dessen Lebensweg man gespannt sein darf. Auch alle anderen, etwa 60 jungen Darsteller spielten ihren Part auf der Bühne exzellent. Im Dschungelbuch traten Konstantin Stettler als Balu, Viktoria Schall als Bagira, Niklas Fass als Shirkan und Laura Schon als Mädchen auf, mit dem Mogli ins Menschendorf zieht. In der zweiten Konzerthälfte stand die Musikpädagogik im Vordergrund, ganz ohne die Kardinalfehler, die gerne gemacht werden, wenn Erwachsene Kindern etwas beibringen. Hier drängte sich weder kopflastiges Jägerlatein auf noch biederte sich einer an, der auf Biegen und Brechen Nachwuchs einsammeln muss.Nur eine Aufführung

Ein Drittel der 600 Zuschauer in der Turnhalle der Dualen Oberschule waren Kinder, viele jünger als sechs Jahre. Ohne gescheite Anmoderationen geht da gar nichts. Auch hier ein dickes Lob an Stefan Barth. Seine klaren Worte gaben ängstlicheren Naturen vor dem Stück, in dem der Wald zu brennen beginnt, hörbar gemacht durch raschelnde Plastiktüten, die Möglichkeit, sich auf den Mutterschoß zurückzuziehen. Die Geschichte ging gut aus. Auf den Fingerklappen all seiner Instrumente vollführte das Orchester ein Stakkato. So klang der erlösende Regen. Schade, dass es wohl bei dieser einen Aufführung bleiben wird. Schade für die Musiker, die den Kindern mit galanter Selbstverständlichkeit auf der Bühne den Vortritt ließen, schade für die wirklich guten kleinen und erwachsenen Mitarbeiter, schade besonders für alle potenziellen Zuschauer, die diese Aufführung verpasst haben.

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