Klirrende Schwerter, matschige Wiesen

HUNDHEIM. Geschichtsgetreues Lagerleben, ein mittelalterlicher Markt und ein zünftiges Kinderritterturnier boten drei Tage lang unterhalb der Burgruine Baldenau bei Hundheim allerlei Unterhaltung. Die Veranstalter hatten allerdings mit dem Wetter zu kämpfen.

Ritter lieferten sich erbitterte Schwertkämpfe, Händler boten historische Gewänder und allerlei Rauchwerk feil, und mehrere Gaukler trieben mit den Besuchern Schabernack - wie im Mittelalter ging es am Wochenende an der Burgruine Baldenau in Hundheim zu. Zeitweilig heftige Regenfälle und dadurch verursachter Schlamm auf dem Marktgelände beeinträchtigten allerdings das Vergnügen der Besucher, die zumindest am Donnerstag und Samstag nicht gerade in Scharen gekommen waren. Händlern fehlt Geld in der Kasse

Doch wen das Wetter nicht schreckte, der tauchte mit Vergnügen auf den Wiesen unterhalb der Ruine in das Leben von anno dazumal ein. Rund 150 Händler und Akteure aus dem gesamten Bundesgebiet und aus den Nachbarländern hatte der Veranstalter, die Agentur Draconia, beim dritten Versuch der Morbacher, nahe der Ruine der malerischen Wasserburg einen Mittelaltermarkt zu etablieren, mobilisiert. Beim ersten Mal war der Event recht klein ausgefallen, im vergangenen Jahr kurzfristig ganz ins Wasser gefallen. Der dritte Anlauf mit neuem Veranstalter war viel versprechend, sieht man von den Wetterkapriolen ab, die bei den meisten Händlern für Ebbe in der Kasse gesorgt hatten. "Das ist frustrierend, wenn man bedenkt, dass wir bereits seit Mittwoch unterwegs waren", ließ einer von ihnen, der namentlich nicht genannt werden will, seinen Frust heraus. Zu kämpfen hatten die Organisatoren auch mit der Infrastruktur. Wasser mussten sie sich von einem nahe liegenden Bauernhof holen, erzählte Rosa Wilken, die - zugegeben nicht ganz stilecht - neben heißen Kakao auch Kaffee und Cappucchino feilbot. Auch die Stromversorgung klappte nicht ganz reibungslos. Dennoch kamen die Gäste, die teilweise aus Trier und der Eifel angereist waren, auf ihre Kosten. Das galt auch für die Mittelalter-Fans "unter Schwertmaß". Beim großen Kinderritterturnier konnten sie sich im Katapultschießen oder Ringstechen beweisen. Anschließend wurden sie feierlich zu "Kinderrittern" geschlagen. Einen Erben des echten Ritterordenträgers trifft man nicht jeden Tag, beim Morbacher Mittelaltermarkt ergab sich jedoch diese Gelegenheit beim Bier. Fürst Wilfried von Nowicki, Czany Sila aus Witebsk und Galizien betreibt seit vielen Jahren auf Märkten in ganz Deutschland seine Taverne. Czany Sila bedeutet "mächtiger Priester", und die Regionen Witebsk und Galizien liegen in Weißrussland und der Ukraine. Der Berufsfotograf aus dem pfälzischen Falkenstein hat jedoch kein eigenes Fürstentum mehr und legt in seinem alltäglichen Leben auch keinen Wert auf seinen Titel, schlüpft aber für sein Hobby - das Mittelalter - leidenschaftlich gern in die Rolle des blaublütigen Wirts. Erst 2005 erhielt er aus der Ukraine das Angebot, sein Fürstentum mit mehreren Schlössern wieder zu nutzen und in den Familienbesitz zurückzuführen, doch er lehnte dankend ab. "Die Restaurierung der Gebäude, der Unterhalt, das würde viel zu viel Geld verschlingen," sagte er dem TV. Vielleicht werden die Nachkommen seines Bruders in Zukunft einmal die adligen Aufgaben übernehmen. Wilfried Nowicki selbst reicht sein Fürstentum auf den bis zu 30 Mittelaltermärkten im Jahr, die er teilweise selbst organisiert, vollkommen aus. Die Agentur Draconia aus Rettersen plant nach Angaben von Ralf Scheffler für die nächsten Jahre die Durchführung des Marktes an der Burgruine. Bis in einem Jahr denkt die Gemeinde auch über Verbesserungen nach, erklärte Axel Schmitt vom Ordnungsamt. Denkbar seien beispielsweise Rasenpflastersteine, um den Matsch in den Griff zu bekommen.

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