Kloster Himmerod plant den ersten Friedwald im Kreis

Großlittgen · Nicht jeder will seine letzte Ruhe in einem Reihengrab finden. Mitten in der Natur sollen am Kloster Himmerod daher künftig Urnen beigesetzt werden - was bislang in der Region Trier nur in Jünkerath und Niederweiler möglich war.

 An dieser Stelle im Wald des Klosters Himmerod sollen künftig Urnen unter Bäumen begraben werden. TV-Foto: Ursula Quickert

An dieser Stelle im Wald des Klosters Himmerod sollen künftig Urnen unter Bäumen begraben werden. TV-Foto: Ursula Quickert

Großlittgen. Keine Autos, keine vorbeilaufenden Leute. Nur Ruhe. Wie die Natur sie hat wachsen lassen, stehen die Bäume in der Lichtung an der Kapelle des Heldenfriedhofs, kreuz und quer. Es ist ein Ort, der nachdenklich stimmt - und künftig soll es auch ein Ort der ewigen Ruhe sein.
Denn in diesem Bereich des Waldes auf dem Gelände des Klosters Himmerod ist ein sogenannter Friedwald geplant, in dem Urnen zu Füßen der Bäume beigesetzt werden. "Wir hatten viele Anfragen von langjährigen Gästen, die sich hier am Kloster beerdigen lassen wollten", berichtet Udo Kremer, der in der Abtei für Bauvorhaben und Technik zuständig ist. Allerdings gibt es bislang auf dem Gelände lediglich einen Friedhof für Mönche.
Abtei muss nicht investieren


Deshalb hat das Kloster nun bei der Verbandsgemeinde die Einrichtung des Friedwaldes beantragt - und kann die ersten Verstorbenen im Grunde schon bestatten, sobald die Genehmigungen vorliegen, sagt Kremer. Möglicherweise bereits ab November. Bis dahin dürfte sich auch entschieden haben, ob die Abtei eine Zukunft hat (siehe nebenstehenden Artikel). Investieren muss die Abtei laut Pater Stephan nichts, lediglich das Waldstück von ein paar Baumstämmen befreien, die dort liegen.
Allerdings muss auch der Flächennutzungsplan für das 25 000 Quadratmeter große und damit großzügig geplante Grundstück geändert werden. Der zuständige Ortsgemeinderat Großlittgen wird sich in seiner Sitzung am 23. August mit dem Thema befassen, sagt Ortsbürgermeister Karl-Heinz Hubo.
Schon zu seinen Lebzeiten soll sich jeder dort einen Baum aussuchen können, an dem er seine letzte Ruhe finden will. Dieser wird dann reserviert. Ein Baum bietet Platz für bis zu zehn Urnen. Die Bestattungszeremonie nehmen die Mönche entweder in der Klosterkirche oder in der Kapelle vor. Eine Namenstafel weist an dem jeweiligen Baum darauf hin, wer dort begraben liegt.
Grabsteine gibt es nicht, "das erleichtert auch die Grabpflege für die Angehörigen", erklärt Pater Stefan. Die Kosten für eine Bestattung im Friedwald sollen in etwa so hoch sein wie auf einem gewöhnlichen Friedhof. Die Ruhezeit muss 99 Jahre betragen, so lange liegen die Urnen in der Erde. Erreichbar ist das Waldstück neben der Kapelle, an die zur anderen Seite hin der Soldatenfriedhof angrenzt, sowohl vom Parkplatz am Heldenfriedhof als auch vom alten Klosterparkplatz aus. Lediglich einen anderen Friedwald, der sich dort aber Gedächtniswald nennt, gibt es in Jünkerath im Landkreis Vulkaneifel. Seit seiner Eröffnung im März 2010 wurden dort bereits 70 bis 80 Menschen begraben, teilt Bürgermeister Rainer Helfen mit. "Die Nachfrage ist sehr gut." Allerdings sei das Interesse von Menschen aus Großstädten wie Köln sowie Belgien und Luxemburg größer als das der Einheimischen. Sogar die Jünkerather Gastronomie profitiert von den Beerdigungskaffees. Allerdings sagt Helfen auch: "Die Einrichtung, vor allem die vielen Genehmigungen, das war ein gutes Stück Arbeit. Das muss man bedenken." Die Kirche hatte sich lange Zeit gegen Bestattungen in Wäldern gewehrt.
Unter bestimmten Auflagen dürfen mittlerweile auch katholische Priester die Zeremonie gestalten - beispielsweise wenn der Name des Toten mit einem religiösen Symbol an dem Baum angebracht wird, wie es in Himmerod geplant ist.

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