Kloster St. Paul wird Pflegezentrum

Wittlich · Palliativ- und Hospizpflege, eine gerontopsychiatrische Fachabteilung (für alte, psychisch kranke Menschen), Büros, Platz für Ergotherapie und Krankengymnastik: Das sind die Pläne für das Klostergebäude St. Paul. Auch das Projekt "Brauhaus" kommt voran: Im alten Missionshaus soll im Frühjahr 2016 Gastronomie öffnen.

Kloster St. Paul wird Pflegezentrum
Foto: klaus kimmling (m_wil )

Wittlich. Das markante Klostergebäude mit dem Rundturm, von dem der namensgebende Heilige übers Land schaut, ist das architektonische Gesicht von St. Paul. Wie ein riesiger Riegel erhebt sich der Leerstand in dem Gelände, das nach Abzug der Steyler Missionare verkauft und für eine Neunutzung entwickelt wurde.Alles unter Denkmalschutz


In seiner Nachbarschaft werden Ein- und Mehrfamilienhäuser gebaut, längst steht die Seniorenresidenz für 129 Menschen, ein Tierarzt ist angesiedelt und an der Zufahrt zu dem riesen Gelände ist ein kleiner Park mit Weinbergspfirsichbäumchen um einen künstlichen See angelegt. Das optische Wahrzeichen aber steht leer: Die Zimmer neben den breiten Fluren sind ausgeräumt, im Oratorium betet keiner mehr, die Kräuterbüschel und Bücher vom Dachboden sind weggeräumt. Große Pläne gab es bereits für die große Immobilie: Ein Sterne-, Wellness-, Gesundheits-Hotel zum Beispiel. Das hat sich alles zerschlagen. "Wir hatten hier sozusagen fast jeden Hotelier aus Deutschland. Aber die Flure sind zu groß, die Zimmer zu klein. Und alles steht unter Denkmalschutz", sagt Thorsten Manikowski, der sich seit sechs Jahren mit St. Paul beschäftigt. Er ist unter anderem Geschäftsführer der Immobiliengesellschaft St. Paul Wittlich und einer von drei Geschäftsführern der Seniorenresidenz St. Paul der Creatio Management- und Beratungsgesellschaft mit Sitz im Pölich. Zu Creatio gehören noch die Seniorenresidenzen in Pölich und Schweich.
Thorsten Manikowski erklärt zu den Plänen für das Ex-Kloster: "Wir wollen komplett mit der Creatio GmbH Büros im Dachgeschoss beziehen und auch unsere Akademie für Fort- und Weiterbildung unterbringen. Ins Erdgeschoss kommt ein neuer zentraler Eingang als Empfang für die Gesamtanlage mit Rezeption und Beratungsmöglichkeiten vom betreuten Wohnen bis zur Pflege, dazu ein Ergotherapeut, ein Krankengymnast plus eine kleine Bäckerei. In den drei Geschossen darüber werden palliative Pflege, Hospiz-Pflege und eine gerontopsychiatrische Fachabteilung eingerichtet." Darin solle ein in Schweich erprobtes Wohngruppenkonzept umgesetzt werden, das Menschen mit psychischen Krankheiten im Alter wie Demenz oder Depression bei fehlenden körperlichen Gebrechen möglichst viel Selbstständigkeit ermöglichen will.
Insgesamt könnten auf den drei Geschossen etwa 50 Menschen untergebracht werden, sagt Manikowski. "Wir werden vermutlich mit dem dahinter liegenden alten Missionshaus dann bis zu zwölf Millionen Euro investieren. Die Anlage hat dann ein überregionales Alleinstellungsmerkmal. Solche Plätze werden gesucht. Es gibt Schätzungen, die gehen von einem deutschlandweiten Defizit von 60 000 Stück aus." Bis September 2016 wolle man soweit sein, wenn alles klappt. Ein Platz koste als Privatanteil zwischen 1300 und 2400 Euro im Monat, inklusive Zuschüsse von Pflege- und Krankenkasse zwischen 2500 und 3800 Euro. Thorsten Manikowski ist überzeugt: "Unser Vorteil ist, dass wir keinen Krankenhaus-Charakter haben - allein durch die Großzügigkeit des denkmalgeschützten Gebäudes! So würde ja heute niemand mehr bauen." Die Gesamtfläche des Klosters schätzt er auf immerhin 4600 Quadratmeter.Biergarten ab Frühjahr

 Zwischentrakt neben Kirche und Kloster: Thorsten Manikowski zeigt auf das Detail der Gesamtplanung, die auf einer Tafel auf dem Gelände zu sehen ist.

Zwischentrakt neben Kirche und Kloster: Thorsten Manikowski zeigt auf das Detail der Gesamtplanung, die auf einer Tafel auf dem Gelände zu sehen ist.

Foto: klaus kimmling (m_wil )


Vor diesem speziellen Pflegezentrum soll ein anderes Projekt fertig sein, das unter dem Arbeitstitel "Brauhaus" viele Menschen interessiert. Es geht um das hinter dem Klostergebäude liegende alte Missionshaus, das für rund eine Million Euro saniert worden ist.
Dort will ein Betreiber, genannt wird die Lingas GmbH, 150 Plätze in Innen- und Außengastronomie bewirtschaften: "Wir haben jetzt den Betreiber, der Produkte der Region plus Catering anbieten wird. Außerdem wird er die Küche der Seniorenresidenz beliefern."
Apropos regionale Produkte: Die produziert auch die JVA Wittlich auf einem Bauernhof in St. Paul. Es gibt Gerüchte, das Pachtverhältnis werde aufgelöst. Thorsten Manikowski sagt: "Das habe ich auch schon gehört und kann das nicht erklären. Die Verträge laufen noch bis Mitte 2020 und stehen nicht zur Debatte."

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