Knollenball: Keine Chance für Kartoffelfälscher

DEUSELBACH (doth). "Sind die dick, Mann", heißt es in einer Werbung für "Negerküsse". Das gleiche große Staunen kommt jedes Jahr beim "Knollenball" des Schwimmclubs Deuselbach auf, der diesmal zum 25. Mal stattgefunden hat.

Jeder Gast soll zum Knollenball die dickste Kartoffel mitbringen, die er auftreiben kann. Geld- und Sachpreise locken. "Die Idee wurde vor einem Vierteljahrhundert in fröhlicher Runde im Schwimmclub ausgebrütet", erinnern sich der Zweite Vorsitzende, Dieter Bickler, Kassierer Stefan Pfeifer und Ortsbürgermeister Reinhard Manz. Wer genau den Gag mit der dicksten Kartoffel aufbrachte, sei aber heute nicht mehr festzustellen. Auf jeden Fall gehört der "Knollenball" heute fest zur Deuselbacher Heimattradition. Kommen kann jeder zu diesem Ball, aber gewinnen kann nur, wer eine möglichst dicke Kartoffel dabei hat. Am Eingang sitzt die Jury mit einer grammgenauen Waage. Auf einem Fähnchen werden Gewicht und Name des Kartoffelbesitzers festgehalten. Rund 40 dicke Erdäpfel kommen pro Ball so zusammen. Am späten Abend werden sie und ihre Besitzer prämiert. Die schwerste Erdfrucht hatte diesmal Hermann Theis aus Lückenburg ausgegraben. Seine Kartoffel brachte 1466 Gramm auf die Waage, gefolgt von dem Exemplar von Karl-Otto Schmidt aus Deuselbach, das 1298 Gramm wog. Auf Platz drei kam Petra Schmidt aus Deuselbach mit ihrem 1246 Gramm schweren Erdapfel. 50, 40 und 25 Euro in bar, ein Zentner Kartoffeln (für die Nachzucht im nächsten Jahr) und weitere Preise warteten auf die Gewinner. Die Organisatoren um den Vorsitzenden Rolf Kube (diesmal aus familiären Gründen nicht mit dabei) können nach 25 Jahren so manches "Knollenhistörchen" zum Besten geben. "Wir hatten da schon Leute, die den Hatrick schafften: drei Jahre hintereinander die schwerste Kartoffel", erinnert sich Bürgermeister Manz. Aber das tollste sind die "Kartoffelfälscher". Dieter Bickler vom Schwimmclub erläutert die Tricks: "Die kleben mehrere Kartoffeln aneinander oder dübeln sie zusammen. Da merkst du auf Anhieb gar nichts." Auch Eisenteile zur Gewichtsvermehrung seien schon gefunden worden. Darauf fallen die Knollenball-Macher aber heute nicht mehr herein. Sofort nach der Prämierung wird die Kartoffel durchgeschnitten und auf ihre Echtheit untersucht. Die drei Sieger und auch alle anderen Preisträger holten original und auch von ihrer Form her originelle Knollen aus der fruchtbaren Hunsrückerde, die - wie die Drittplatzierte, Petra Schmidt, erläuterte - mit "Liebe in den Boden gesetzt wurden". Zum Dank dafür werden die Kartoffeln eben hier so dick - was wiederum eine weitgereiste Gruppe aus Waldesch bei Koblenz schier zur Verzweiflung treibt. Die räumt zwar seit zehn Jahren immer wieder viele Preise ab, aber zum ersten Platz hat es noch nie gereicht. Vielleicht gibt es ja mal einen Sonderpreis für die "am weitesten gereiste Knolle?"

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