Köveniger feiern ihren Weltmeister

KRÖV-KÖVENIG. Das gab’s noch nie in Kövenig: Der 184 Einwohner zählende Ortsteil von Kröv feierte seinen Kegel-Weltmeister Alfred Mitscher.

Auf Schnelligkeit kommt es beim Kegeln nur sekundär an. Nun gut, die Kugel muss rollen, und dazu muss der Sportler ihr eine gewisse Geschwindigkeit mit auf den Weg geben. Das hat aber nichts mit sportlicher Höchstleistung zu tun. Wichtiger seien Ruhe und Konzentrationsfähigkeit, sagt Alfred Mitscher. Der 53-Jährige wurde bei der Weltmeisterschaft der Scherenkegler im luxemburgischen Kockelscheuer mit der deutschen Mannschaft Weltmeister und gewann in der Mixed-Paarwertung zusammen mit Elisabeth Danzer (Aachen) die Silbermedaille. Fast so schnell wie sich die Nachricht vom Weltmeistertitel an die Mosel verbreitete, überraschte Mitscher die Köveniger Dorfgemeinschaft mit seiner Rückkehr. "Es ging alles so schnell", sagt Nachbarin Bernadette Mohr. Kaum sei die Nachricht von der Goldmedaille eingetroffen, stand Mitscher schon auf der Matte. Um sein Haus mit bunt geschmückten Bäumen zu dekorieren, wie es Tradition ist, sei keine Zeit mehr gewesen. Trotzdem habe man zünftig bis tief in die Nacht zusammengesessen. Die große Runde durchs Dorf hatte die Nachricht vom Weltmeistertitel zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht gemacht. "Weltmeister, da muss das ganze Dorf dazu, damit alle stolz darauf sein können", begründet Ortsvorsteherin Iris Bindges die separate Meisterfeier am vergangenen Freitagabend im Gemeindehaus. "Wir haben alle mitgefiebert", sagt die Kövenigerin. "Einen Weltmeister zu haben, ist schon ein erhebendes Gefühl für einen so kleinen Ort wie Kövenig", pflichtet Karl-Heinz Müller "seiner" Gemeindechefin bei. Dabei spielt es keine Rolle, dass Mitscher für den Kegelsportverein Haardtkopf in Morbach startet. Ähnliche Möglichkeiten wie im Hunsrück finde man in Kövenig und Umgebung nicht. Angefangen hat Mitscher mit dem Sport als 25-Jähriger zwar im Nachbarort Traben-Trarbach, aber spätestens als die dortige Anlage aufgegeben werden musste, war Morbach mit seiner leistungsstarken Mannschaft die erste Adresse. Zur (Welt-)Meisterfeier des einzigen rheinland-pfälzischen WM-Teilnehmers bei den Scheren-Keglern (der Begriff "Schere" bezieht sich auf die Bahn, die sich verbreitert) kamen außer den Kövenigern Vertreter aller Fraktionen im Kröver Gemeinderat und der erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf, Bernward Helms-Derfert. Den Lobreden auf sich, die von den Entbehrungen, die der Spitzensport mit sich bringt, handelten, musste Mitscher etwas hinzufügen. Jede Leistung ist nur mit diszipliniertem Training möglich. Das erfordert Zeit. "Ganz besonders möchte ich meiner Frau danken, weil für den Sport doch so manches Wochenende draufgeht", sagte Alfred Mitscher deshalb. Diese Zeit fehlt der Weltmeister zuweilen auch im Weinberg der Schwiegereltern. Trotzdem sind Marianne und Rudolf Kallfels aus Pünderich stolz auf den Ehemann ihrer Tochter. "Er war bei uns auf der Kegelbahn und wir haben nur gestaunt", erzählt Hobbykegler Rudolf Kallfels.

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