Auslese Das Pokern hat sich gelohnt

Wer hätte im vergangenen Hitze-Rekord-Klimanotstand-Sommer mit so einem kalten Winter gerechnet? Wohl kaum einer. Auch wenn wegen Corona die Skigebiete geschlossen waren und viele Wintersportler deshalb nicht auf ihre Kosten kamen, hat sich das kalte Wetter für die Winzer der Region gelohnt.

 Hans-Peter Linz Kommentarfoto Online

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Foto: TV/Christian Weidner

Zumindest für diejenigen, die risikobereit sind. Denn wer im Herbst vergangenen Jahres so mutig war und ein paar Reihen Reben nicht abgeerntet hat, konnte in den vergangenen Wochen Lesegut für den begehrten Eiswein einsammeln. Bleibt der Winter hingegen warm, muss der Winzer dieses Lesegut aufgeben.

Vier Mal fiel das Thermometer in diesem Winter unter die für die Eisweinlese erforderlichen minus sieben Grad. Den Kälterekord gab es in Franken, wo bei minus zwölf Grad die hart gefrorenen Trauben gesammelt wurden. Das darin gefrorene Wasser verbleibt so in der Weinpresse, aus der ein stark konzentrierter Saft heraustropft. Nach Keltern und Lagerung erzielt man einen sehr extrakt­reichen Wein, der trotzdem seiner hohen Aromakonzentration einen niedrigen Alkoholgehalt hat. Eiswein gilt als selten und wird auch recht hochpreisig gehandelt, ist also gewiss kein Schoppenwein, sondern ein Dessertwein, den man in kleinen Mengen genießen kann.

Am besten trinkt man ihn natürlich nicht zum Hauptgang, sondern zu einem süßen Nachtisch. Für die Winzer hat sich das Pokern in diesem Winter auf jeden Fall gelohnt - und wir Weingenießer können uns auf einen tollen Eiswein des Jahrgangs 2020 freuen.

hp.linz@volksfreund.de

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