"Komm, bau ein Haus"

PLEIN. Erster Spatenstich im Haus St. Anton: Der sechsjährige Benjamin durfte der Einrichtungsleiterin Schwester Beate dabei zur Seite stehen. 120 zusätzliche Quadratmeter werden den Alltag der Kinder und Jugendlichen ab dem kommenden Frühjahr bereichern.

"Haben Sie unseren Flyer schon?", empfängt Schwester Beate die Gäste, die zum ersten Mal in St. Anton weilen, in dem Haus, das im Laufe der Jahrzehnte vielen Kindern und Müttern zur Heimat wurde. Die Leiterin der Einrichtung weiß, worauf es ankommt: Stets umgeben von Menschen in Not, denen sie mit Rat und Tat zur Seite steht, hat sie nie den Kontakt zur Realität verloren. Ihren Dauerkonflikt muss sie aushalten: "Ich kann doch mit der Not der Kinder nicht hausieren gehen", sagt sie einerseits, und weiß doch, dass Klappern zum Handwerk gehört. Und sie klappert munter weiter. Auch jetzt, zum ersten Spatenstich des neuerlichen Anbaus, für den das nötige Geld noch nicht zusammen ist. "Ist es frech zu sagen: Wir vertrauen darauf, dass das Haus sehr schnell gebaut ist?", meint sie augenzwinkernd, denn eigentlich habe man längst darin wohnen wollen. Die Bürgermeister von Wittlich und Plein sind dabei, Planer, Baufirma, die Presse, das Jugendamt, und selbstverständlich die Erzieherinnen mit und ohne Schwesterntracht - und die Kinder. Die singen zur Feierstunde das passende Lied: "Komm, bau ein Haus, das uns beschützt, pflanz einen Baum, der Schatten wirft." Das werden die Erwachsenen ab sofort tun. Rund 120 Quadratmeter Fläche werden im Haus St. Anton dazukommen, von denen besonders die Bewohner des Spatzennests und die Jugendlichen der sozialpädagogischen Fördergruppe profitieren werden. Bisher spielt sich das Leben dieser 15-köpfigen, früheren Hortgruppe in einem einzigen Raum im Souterrain ab: Essen und Hausaufgaben werden an dunklen Tagen bei künstlicher Beleuchtung erledigt. Im Frühjahr rechnet der Planer mit der Fertigstellung des Anbaus. Franz-Josef Füllenbach: "Auch im Bestand führen wir bauliche Maßnahmen durch. Sie werden zu funktionalen Verbesserungen führen." Der Gruppenraum erhält große Fenster und damit ausreichend Tageslicht, Toiletten und Duschen werden erneuert, und die Zimmer oben werden aus Holz gebaut, was für die jungen Nutzer einen atmosphärisch angenehmen Lebensraum verspricht. Etwa 80 000 Euro soll der Umbau kosten, rund 230 000 Euro der Neubau. Erzieherin Silke Junk freut sich schon auf die Zeit danach, wenn separate Hausaufgabenräume und Räume oder Nischen mit speziellen Funktionen die Arbeit sinnvoll strukturieren helfen. Nach dem obligatorischen Segen "von oben", den Reinhold Bohlen der Baustelle und allen, die darauf arbeiten werden, spendet, greifen Schwester Beate und der sechsjährige Benjamin zu den Spaten. "Weil ich gerade der einzige Junge bin", begründet er diese Wahl. Zwei andere Jungs können nur vom Fenster aus zusehen: Max wegen einer schweren Operation, die er gerade hinter sich hat, und Sebastian, damit Max nicht allein sein muss.

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