Kommentar Ist die Landesgartenschau noch zeitgemäß?

Traben-Trarbach · Die Landesgartenschau ist ein Instrument zur Subventionierung von kommunalen Strukturen. Ob dafür aber ein zeit- und ressourcenaufwendiger Wettbewerb nötig ist, bei dem viel

Kommentar:  Ist die Landesgartenschau noch zeitgemäß
Foto: TV/Hans-Peter Linz

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„Außer Spesen nichts gewesen“ sagt Traben-Trarbachs Stadtbürgermeister Patrice Langer zur gescheiterten Bewerbung zur Landesgartenschau. Der Zorn der Moselaner zielt nach Mainz und trifft ganz besonders das Wirtschaftsministerium, obwohl dieses lediglich der Überbringer der schlechten Nachricht gewesen - schließlich entscheidet die gesamte Landesregierung über den Wettbewerb. Wenn man nun, nach einigen Monaten der Diskussion und der Nachbetrachtung, Bilanz zieht, dann zeigt sich, dass das gesamte Konzept Landesgartenschau auf den Prüfstand gehört und in dieser Form nicht mehr zukunftsfähig ist.

Der Grund dafür: Dieses Konzept in Form eines Wettbewerbs verbraucht viel zu viele Ressourcen für eine viel zu geringe Wirkung. Im letzten Jahr haben die Politiker in den Gremien an der Mosel und auch die Bürger sehr viel Arbeit und Zeit in die Ausarbeitung ihrer Bewerbung gesteckt. Unter schwierigsten Corona-Bedingungen wurden Videokonferenzen aus dem Boden gestampft, in denen Bürger, Gastronomen und Winzer ihre Ideen einbringen konnten. Es gab zahlreiche Treffen und natürlich wurden auch die 250.000 Euro für die Ausarbeitung der Bewerbung fällig. Und das nicht nur an der Mosel: Im benachbarten Bitburg, das sich ebenfalls beworben hatte, wurde mit Sicherheit genauso viel Arbeit in die Bewerbung gesteckt wie in all den anderen Kommunen auch, die sich beworben hatten. Aber den Wettbewerb hat dann nur eine Kommune gewonnen und kann Fördermittel in Millionenhöhe abschöpfen.

Zwar hat die Arbeit - und das wird an der Mosel betont - zu einer Annäherung der beiden Städte und Verbandsgemeinden geführt. Aber - seien wir mal ehrlich - es wurde auch viel Zeit Kreativität und ehrenamtliches Engagement bei den Verlierern verschwendet, das vielleicht an anderer Stelle sinnvoller gewesen wäre.

Außerdem sind die Effekte einer Landesgartenschau nicht immer so wie sie im Vorfeld gedacht waren: In Bingen (LGS 2008) konnte dadurch durchaus ein vorher in Vergessenheit geratener Uferbereich zu einem von vielen Menschen genutzten Naherholungs- und Begegnungsraum umgestaltet werden. Schaut man heute nach Trier (LGS 2004), dann ist aus dem Areal das höchst-preisige Baugebiet der Stadt geworden: Betongold statt Naturlandschaft.

Die Landesgartenschau ist im Grunde genommen ein Instrument, um die Infrastruktur und die Wirtschaft in eher benachteiligten Gebieten zu fördern. Deshalb kann man durchaus nachfragen, ob es nicht sinnvoller wäre, in Zukunft zielgenaue Subventionen zu leisten anstatt dafür einen aufwendigen Wettbewerb auszuschreiben, bei dem nur einer gewinnen kann und der Rest in die Röhre guckt und seine Zeit verplempert.

hp.linz@volksfreund.de

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