KOMMUNALREFORM

Zum Artikel "Knipsen, klicken und Urlaub gewinnen" (TV vom 22. Juli) und zur Debatte um die Fusion zwischen Traben-Trarbach und Kröv-Bausendorf schreibt dieser Leser:

Wer letzte Woche im Autobahn-stau vor sich hindöste und dabei die rechts neben ihm stehenden LKW im Blick hatte, staunte nicht schlecht. Eine riesige Ansicht von Traben-Trarbach war auf einem LKW zu sehen. Eine tolle Werbung. So was fällt auf. Eine erfolgreiche Vermarktung. Nun können sich die gelangweilten Autofahrer am Panorama von Traben-Trarbach erfreuen und einen Besuch dort planen. Man kann also wünschen, dass der Foto-LKW oft im Stau steht. Andererseits waren die finanziellen Unstimmigkeiten zum Jahresbeginn so breitgetreten worden, dass mancher eine Werbekampagne dahinter vermutete. Only bad news are good news. Die richtige Übersetzung wäre wohl: Only bad news are good for events, also fürs Geschäft. Das derzeitige Gerangel Kröv-Bausendorf gegen eine Fusion mit Traben-Tarbach sollte man ebenfalls in diesem Sinne nutzen. Nicht die beiden Dörfer in die Kopfleiste platzieren, sondern zum Beispiel "Traben-Trarbach will wachsen, die andern wollen nicht" oder besser noch "Traben-Trarbach will Dörfer klauen". Was dann darunter steht, interessiert sowieso nur Insider. Ich selbst frage mich als zugewanderter Steuerzahler, worauf die Fusionsanimosität in Wirklichkeit beruht. Die Industrie fand zu immer größeren Einheiten zusammen wie zum Beispiel Krupp und Thyssen oder VW und Audi. In Frankreich wurden die Départements zu Großregionen, in der Bundesrepublik ist eine Reduktion von 16 auf 9 Länder im Gespräch. Wenn es keinen erkennbaren Grund gibt für eine Aktion, haben die Franzosen den Begriff "cherchez la femme". Aber welche ist es? Derzeit wird unsere Politik auf allen Ebenen vom Geldmangel bestimmt. Andererseits gibt es die erfreuliche Feststellung, dass manche geistige Fehlleistung politisch nicht umgesetzt werden kann, weil Gott sei Dank die Kassen leer sind. Wenn es zu einer Fusion Traben-Trarbach und Kröv-Bausendorf kommen sollte, ist das kaum der Wille der Bürger, sondern "par ordre du Mufti", wie es in Kolonialzeiten hieß. Marco Feltgen, Traben-Trarbach

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort