Bernkastel-Wittlich. Naht das Jahresende, befassen sich land auf, landab Kommunen mit ihren Haushalten. Schulden: 0 Euro, Kredite: 0 Euro - das liest man dabei selten. Doch es gibt sie wirklich noch, die unverschuldeten Gemeinden. Vor allem sehr kleine Orte zählen im Kreis Bernkastel-Wittlich dazu, doch auch Kinheim, Kleinich und Ürzig mit je 700 bis 850 Einwohnern schließen das Haushaltsjahr 2011 voraussichtlich ohne Schulden ab.
18 Ortsgemeinden und Städte im Kreis dagegen sind mit mehr als einer Million Euro verschuldet. An der Spitze steht Wittlich mit 19,4 Millionen Euro, gefolgt von Bernkastel-Kues mit mehr als elf Millionen Euro. In der Kreisstadt reichen die Darlehen zum Teil bis ins Jahr 1987 zurück. Insgesamt stehen die Ortsgemeinden und Städte im Kreis sowie die Einheitsgemeinde Morbach mit insgesamt 83,5 Millionen Euro in der Kreide.
Dazu kommen die Schulden der Verbandsgemeinden: 34,4 Millionen Euro sind es wahrscheinlich Ende 2011. Spitzenreiter ist die VG Bernkastel-Kues mit 10,4 Millionen Euro. Die Pro-Kopf-Verschuldung ist mit etwa 1200 Euro aber in der VG Thalfang am höchsten: doppelt so hoch wie in der VG Manderscheid, die an der zweiten Stelle steht. Rechnet man Ortsgemeinden, Städte und VG zusammen, bildet sich ein Schuldenberg von 117,92 Millionen Euro. Zu Beginn des Haushaltsjahres waren es nach damaligem Stand noch 104,2 Millionen Euro.
Prangt im Finanzhaushalt kleinerer Orte ein dickes Minus, ist häufig der Bau oder die Sanierung von Bürgerhäusern mit schuld, beispielsweise in Bettenfeld und Hetzerath. Doch auch Gemeindestraßen, die Ausweisung von Neubau- und Gewerbegebieten sowie der Kindergartenausbau haben hohe Kosten mit sich gebracht. Investitionen, mit denen die Gemeinden ihre Einwohnerzahlen zumindest stabil halten wollen.
Viele Gemeinden hoffen auf den Tourismus, doch "das kostet mehr Geld, als es einbringt", sagt der Ürziger Ortsbürgermeister Arno Simon. Werbeprospekte, Tourist-Info, zusätzliche Gemeindearbeiter, die das Ortsbild pflegen: All das bringe Mehrausgaben mit sich. Dass seine Gemeinde keine Schulden hat, sei vor allem der vielen Gewerbe- und Einkommenssteuer-Einnahmen zu verdanken. Sprich: In Ürzig wohnen eben viele Menschen mit hohem Einkommen.
Der Bernkastel-Kueser Verbandsgemeinde-Bürgermeister Ulf Hangert hält Kredite für ein wichtiges Mittel zur Weiterentwicklung einer Kommune. So habe seine VG beispielsweise mehrere Millionen in den Hochwasserschutz für Lieser und Kesten investiert, damit diese Gemeinden eine Zukunft haben. Auch zu den Investitionen in Schulen, aktuell vielerorts bedingt vor allem durch die Einrichtung des Ganztagsbetriebs, gebe es keine Alternative. "Wir brauchen Kredite, um langfristig unsere Infrastruktur auszubauen und zu erhalten. Schulden sind nichts Unanständiges, solange man sie stemmen kann."Extra

Schuldenfrei sind Diefenbach, Kinheim und Willwerscheid (VG Kröv-Bausendorf), Dierfeld, Gipperath und Schwarzenborn (VG Manderscheid), Dodenburg und Heidweiler (VG Wittlich-Land), Etgert und Talling (VG Thalfang), Gornhausen, Kleinich, Ürzig und Hochscheid (VG Bernkastel-Kues) sowie Lötzbeuren (VG Traben-Trarbach). Zu den Gemeinden und Städten, die Ende 2011 laut den zu Beginn des Jahres aufgestellten Haushaltsplänen mehr als eine Million Euro Schulden haben, gehören Bengel, Bernkastel-Kues, Bettenfeld, Brauneberg, Hetzerath, Kinderbeuern, Landscheid, Malborn, Manderscheid, Monzelfeld, Morbach, Neumagen-Dhron, Piesport, Salmtal, Thalfang, Traben-Trarbach, Wittlich und Zeltingen-Rachtig. Der tatsächliche Kreditbedarf und damit die tatsächliche Schuldenhöhe kann von den veranschlagten Summen abweichen, beispielsweise wenn geplante Projekte nicht umgesetzt wurden. Die Pro-Kopf-Verschuldung in den Verbandsgemeinden ist nach diesem Stand in Wittlich-Land mit 128 Euro am niedrigsten. In Traben-Trarbach beträgt sie 258 Euro, in Neumagen-Dhron 260 Euro, in Kröv-Bausendorf 412 Euro und in Bernkastel-Kues 461 Euro. Spitzenreiter sind die VG Manderscheid mit 586 Euro und die VG Thalfang mit 1283 Euro. Die Zahlen basieren auf den Einwohnerzahlen des statistischen Landesamts Ende 2010. uq