Kontroverse um Bettenfelder Jagd

Bettenfeld/Manderscheid · Als Pilotprojekt bezeichnete Bettenfelds Ortsbürgermeister Meuers das neue Modell, nach dem in Bettenfeld gejagt wird. Nachdem der Pächter abgesprungen war, hat die Gemeinde selbst die Jagd übernommen. In Jägerkreisen wird das heftig kritisiert.

Bettenfeld/Manderscheid. Im Frühjahr stand der Gemeinderat in Bettenfeld vor einem Problem: Der Jagdpächter hatte gekündigt. Es fand sich kein Nachfolger, der auch die jährlich zu erwartenden Jagdschäden zwischen 50 000 und 100 000 Euro übernehmen wollte. Daraufhin beschloss der Bettenfelder Gemeinderat, die Jagd in Eigenregie zu organisieren (der TV berichtete) und damit ein Pilotprojekt zu starten. Ein Jagdleiter wurde verpflichtet, der Begehungsscheine ausstellt, Jagden organisiert und verwaltet. Mit dem Erlös aus dem Verkauf der Begehungsscheine soll der Wildschaden beglichen werden.
In Jagdforen im Internet wurde darüber lebhaft diskutiert. Manchen Jägern sind die Gebühren zu hoch: Ein Wochenendschein kostet 500 Euro, ein großer Begehungsschein 5000 Euro jährlich, gestaffelt nach unterschiedlichen Wildarten. Vom Verkauf einer "Jagd zu Edelprostitutionsbedingungen" war im Internet ebenso die Rede wie vom "Jagdpuff". Ein Forenmitglied äußerte die Vermutung, in den Kosten seien die 100 000 Euro Wildschaden eingerechnet.
Bislang 96 erlegte Tiere


Jagdleiter Albert Stobbe widerspricht diesen Vorwürfen vehement: "Diese Preise sind günstig, das kann nicht zu teuer sein dafür, dass man risikolos jagen kann. Es ist einfach unverschämt, was da an Gerüchten in der Szene umgeht." Das Jagdgebiet von Bettenfeld umfasst 1630 Hektar Land, teilweise Wald, teilweise Feld, was 2300 Fußballfeldern entspricht. "Als wir im April anfingen, standen wir vor dem Nichts", sagt Ortsbürgermeister Reinhold Meuers. Der ehemalige Jagdpächter hatte die Hochsitze, die er selbst bezahlt hatte, natürlich wieder mitgenommen. So mussten zum Beispiel neue Hochsitze angeschafft werden. Stobbe und Meuers legen zudem Wert darauf, dass waidgerecht gejagt wird. "Wir tolerieren hier keine Schießer und wollen das Wild nicht ausrotten," sagt Meuers. Die Vorgaben der untere Jagdbehörde müssten eingehalten werden, sodass die Natur in der Balance bleibe. Deshalb sei in diesem Jahr vorerst nur Feldjagd betrieben worden, der Wald blieb Rückzugsort für das Wild. Bei den gegen Jahresende anstehenden Treibjagden soll dann auch im Wald gejagt werden.
Da das Jagdjahr noch nicht zuende sei, gebe es noch keine genauen Zahlen. Ortsbürgermeister Meuers rechnet aber bislang mit Einnahmen von 75 000 Euro. Jagdleiter Stobbe hat schon 96 erlegte Tiere gezählt. Das sei viel, denn in den vorangegangenen Jahren seien manchmal nur 30 Stück Wild geschossen worden. Im Schnitt seien drei bis fünf Jäger auf der Pirsch - im gesamten Landkreis wiederum jagen 1030 Jäger in 2014 Revieren.
Diejenigen, die im Bettenfelder Revier unterwegs sind, kommen laut dem Jagdleiter Stobbe aus den Niederlanden, Luxemburg, Nordrhein-Westfalen, Norddeutschland und natürlich aus der Region.
Wenn man bedenke, dass noch Treib- und Drückjagden ausstünden, könne man davon ausgehen, dass die Rechnung aufginge, glaubt Meuers. Ziel sei es, den Wildbestand, insbesondere an Wildschweinen, so zu reduzieren, dass es in Zukunft weniger Wildschäden gebe.

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