Konzept für Burg Landshut: Glasanbau über dem Hang

Bernkastel-Kues · Mit einem über dem Moseltal schwebenden Glasanbau und einem Orchestergraben soll die Burg Landshut neue Attraktivität gewinnen. Das Konzept liegt der Denkmalbehörde vor. Die fordert aber weitere Vorschläge.

Bei den Bürgern heißt das über Bernkastel-Kues thronende Gemäuer nur Burg Landshut. In Wirklichkeit handelt es sich aber um eine Ruine. Nach einem Brand im Jahre 1692 wurde die vermutlich im 13. Jahrhundert errichtete Burg nicht mehr aufgebaut. Historisch gestaltete Räume, eine Ahnengalerie und Ritterrüstungen gibt es nicht. Trotzdem pilgern schätzungsweise 100 000 Besucher jedes Jahr dorthin. Die meisten zu Fuß oder mit einem kleinen Bus. Der Blick auf das Moseltal dürfte ihnen unvergessen bleiben. Und ein Lokal gibt es auch.
Seit 1920 gehört die Ruine der Stadt. Es laufen Bestrebungen, sie attraktiver zu gestalten und ganzjährig zu nutzen. Architekt Peter Berdi hat im Auftrag der Stadt ein außergewöhnliches Konzept entwickelt.
Im wahrsten Sinne herausragend ist ein gläserner Anbau, der mehrere Meter über die Hangkante reichen soll. Berdi spricht von einem "schwebenden Glaskörper". Bis zu 180 Gäste könnten aus ihm einen atemberaubenden Blick nach unten genießen. Die Konzeption hat Berdi auch schon der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, früher Landesamt für Denkmalpflege, vorgestellt.
"Es hieß, dass baulich so wenig wie möglich verändert werden soll", berichtet er. Eine pauschale Absage habe es aber nicht gegeben. Gegenüber dem TV drückt es die zuständige Denkmalbeauftragte, Maria Wenzel, so aus: "Das historische Erscheinungsbild der Ruine sollte nicht durch einen zu stark kontrastierenden Neubau beeinträchtigt werden, der gerade in der Fernwirkung sehr deutlich hervortreten würde. Wir halten die Idee des hervortretenden Glaskubus für einen Vorschlag, zu dem weitere Alternativen entwickelt werden müssen."
Die Tür ist also weiter offen. Der Glasanbau ist ein wichtiger Aspekt, aber nicht der einzige. Die Konzeption beinhaltet auch einen Orchestergraben im Innenhof und ein Hochzeitszimmer für standesamtliche Trauungen. Der Burgturm soll rund um die Uhr erreichbar sein. Die Stadt erhofft sich durch das Eintrittsgeld nicht unbeträchtliche Einnahmen.
Das alles werden Träume bleiben, wenn sich rund um die Burg nichts ändert. Dort gibt es keine Parkplätze. Getränke und Lebensmittel werden mit einem Aufzug von der Straße zur Burg gebracht, weil keine direkte Anfahrt möglich ist. Über einen neuen Zugang wird nachgedacht. Parkplätze könnten nur auf einem Gelände entstehen, das jetzt noch mit Reben bestockt ist.
Im Gespräch ist immer noch eine Seilbahn, die von der Stadt zur Burg führt. Dafür müsste bei Kosten von einer Million Euro ein Investor gefunden werden. Der Stadtrat steht hinter der Konzeption. Aus dem Gremium sind sogar Einschätzungen wie "genial" zu hören. Es winke ein unschätzbares Alleinstellungsmerkmal.
Bleibt die Frage nach den von der Stadt zu tragenden Kosten. Berdi: "Darüber kann ich noch nichts sagen, das ist noch zu früh." Um solch ein Projekt bewerkstelligen zu können, müsste eine gute Auslastung garantiert sein. Und es müsse ein risikofreudiger Pächter gefunden werden, der diesen Weg mitgeht. "Wir werden uns um Zuschüsse bemühen", sagt Stadtbürgermeister Wolfgang Port. "Die Burg muss uns etwas wert sein. Wir können sie nicht verfallen lassen."Meinung

Visionen sind immer gefragt
Klotzen, statt kleckern: Die Stadt Bernkastel-Kues erregt mit den Plänen für die Burg und dem Gesundheitsprojekt "Vino Sanitas" Aufsehen. Es ist müßig, hier und jetzt über die Erfolgsaussichten zu diskutieren. Vieles hängt wie immer am Geld. Alleine kann die Stadt die Projekte nicht stemmen. Übertriebener Optimismus ist also erst einmal fehl am Platz. Visionen sind aber ohne hohe Kosten zu haben. Mit mehr als 700 000 Übernachtungen und ungezählten Tagesgästen gehört Bernkastel-Kues zu den ganz großen Tourismusorten in Rheinland-Pfalz. Sich auf dem Bestand auszuruhen, reicht aber nicht. Etwas steht schon fest: Selbst wenn der Glasanbau nicht errichtet werden kann, bleibt die Burg ein Objekt, das unbedingt erhalten und attraktiver gestaltet werden muss. c.beckmann@volksfreund.de

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