Aus dem Archiv Februar 2019 Tunnel in Bernkastel-Kues: Kreis ist machtlos gegen Kostenexplosion 

Bernkastel-Kues/Wittlich · Die Fluchtröhre für den Burgbergtunnel in Bernkastel-Kues wird  1,2 Millonen Euro teurer.  „Ungünstige Geologie“ erfordert aufwändigeres Verfahren.

 Sorgenkind Burgbergtunnel: Die im Bau befindliche  Fluchtröhre wird wesentlich teuer.

Sorgenkind Burgbergtunnel: Die im Bau befindliche  Fluchtröhre wird wesentlich teuer.

Foto: TV/Winfried Simon

„Da muss sich doch jemand richtig verrechnet haben.“ Jürgen Jakobs reagierte mehr als verärgert. Landrat Gregor Eibes hatte auf der Sitzung des Kreisausschusses soeben bekannt gegeben, dass der Bau der Fluchtröhre für den Burgbergtunnel in Bernkastel-Kues um rund 1,2 Millionen Euro teurer wird und das Projekt jetzt auf 7,9 bis 8,0 Millionen Euro taxiert wird. CDU-Sprecher Jakobs ist nicht der einzige, der sich die Augen reibt, ob dieser Kostenexplosion. Auch die anderen Ausschussmitglieder sind irritiert, wohlwissend, dass man dies wohl zähneknirschend hinnehmen muss.

Die letzten genannten Kostenschätzungen gingen von 6,8 Millionen Euro aus. Die exorbitante Kostensteigerung hat mehrere Ursachen: Zum einen lagen die Ausschreibungsergebnisse für den Rohbau deutlich höher, als geschätzt, zum anderen ist das Gestein laut Landesbetrieb Mobilität (LBM) „schwieriger“ als ursprünglich ermittelt. Das bedeutet, dass teurere Verfahren angewendet werden müssen. Hinzu kommen noch Mehrkosten für die Betriebstechnik des bestehenden Verkehrstunnels, wie Beleuchtung, Belüftung, Notrufstationen, Videoüberwachung, Brandmeldeanlage, Energieversorgung, Tunnelfunk und Lautsprecheranlage. Alleine für den Bau von speziellen Rinnen und eines Abwasserrückhaltebeckens im Falle eines Löschwassereinsatzes sind Kosten von rund 150 000 Euro veranschlagt. Speziell diesen Punkt kritsierte Jakobs scharf. „Nur für den Fall, dass vielleicht einmal 40 Kubikmeter Löschwasser aufgefangen werden müssen, ist diese Investition nötig. Das kann doch nicht sein.“

Für den Kreis als Baulastträger bedeutet die Kostensteigerung Mehrausgaben von rund 150 000 Euro. Den weitaus größten Anteil der Gesamtkosten für die Fluchtröhre trägt mit 88 Prozent das Land.

Einig waren sich die Ausschussmitglieder, dass es keine Möglichkeit gebe, etwas an der neuen Situation zu ändern. Dirk Richter (FDP) sagte: „Wir können viel diskutieren. Es nützt aber nichts. Wir sind verpflichtet, das zu machen.“

Die Verpflichtung, für den Burgbergtunnel eine Fluchtröhre zu bauen, geht zurück auf eine EU-Richtlinie. Diese bezog sich ursprünglich aber nur auf transeuropäische Verkehrsachsen. Doch der Bund hatte diese Richtlinie schärfer ausgelegt, so dass auch der mit 555 Metern Länge vergleichsweise kleine Tunnel in Bernkastel-Kues mit einer Fluchtröhre ausgestattet werden muss.

Der Rohbau der Fluchtröhre soll im März stehen. Dann beginnt auch die technische Nachrüstung des Verkehrstunnels. Von Juli bis Ende Oktober ruhen die Arbeiten. Nach der viermonatigen Freigabe erfolgt dann ab November noch einmal eine etwa vier Monate dauernde Vollsperrung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort