Kostüme, Ritter, gefährliche Waffen und Geschichtsunterricht: Was 20 000 Zuschauer beim Burgenfest in Manderscheid erleben
Manderscheid · Achtung, einatmen - und dann abtauchen in die Zeit des Mittelalters. Um Ritter und Burgfräulein ging es 20 000 Besuchern beim Burgenfest in Manderscheid, das für Mittelalter-Fans vor allem eins ist: ein Lebensgefühl.
Manderscheid. Das Burgenfest in Manderscheid mutet wie eine Reise mit der Zeitmaschine an. Einmal das historische Gelände betreten, schreibt man nicht mehr das Jahr 2015, sondern 1415. Und plötzlich sind die Ritter, Burgfräulein, Knappen und Minnesänger los. 20 000 Menschen haben das Mittelalter-Spektakel am Wochenende besucht. Der TV fasst Eindrücke zusammen.
Die Verkleidungen: Ob in Ritterrüstung oder in der Ledermontur der Kriegerprinzessin Xena: Viele Besucher nutzen das Fest, um sich in bunte Verkleidungen zu hüllen. Wobei Martin Steig beleidigt reagiert, als ihn der TV-Reporter auf sein "Kostüm" anspricht. "Von wegen Kostüm", faucht der Kölner, der schwarze Kluft mit silbernen Knöpfen und Silberketten mit keltischen Zeichen trägt. Steig sagt: "Das ist ein Lebensgefühl. Für mich ist es schön, mich so anziehen zu können. Und wenn es nur für ein paar Tage ist." In seinem Beruf als Altenpfleger ginge das nicht. "Da hätte ich schnell die Kündigung auf dem Tisch liegen", sagt Steig und lacht. Mit seiner Frau Susanne besuchte er Manderscheid im Urlaub. Im Wald fand er einen Stock, den er mit Federn und Abzeichen festlich dekorierte. Diesen hält er beim Fest stolz in der Hand. "Das Burgenfest war Pflicht. Und der Stock kommt mit nach Köln."
Die Ritterspiele: Martin von Manderscheid muss sein Reich gegen den fiesen Norbert zur wilden Hüh verteidigen. Gut gegen Böse: Das Prinzip der Ritterspiele ist einfach - und funktioniert. An der Absperrung drängeln sich die Zuschauer, auf Strohballen sitzen Eltern, davor die Kinder. Die Besucher schreien laut "Jaaa" und "Buuuh" - je nachdem, ob der Edle oder der Schurke siegt. Die Ritter spalten Äpfel auf dem Kopf eines Knappen, werfen mit einem Speer auf ein Wildschwein und duellieren sich mit Lanzen. Am Ende siegt natürlich Martin von Manderscheid, den Martin Holterhoff spielt. Kinder zu begeistern, das sei das Ziel, sagt der 36-Jährige. Damit kennt sich Holterhoff aus - in mehreren Bibi-Blocksberg-Filmen spielte er schon als Stuntman mit. In Manderscheid ist er der edle Ritter, der Autogramme auf Karten und Poster kritzeln darf. Großer Aufwand steckte nicht hinter dem Auftritt, verrät er grinsend. "Lange üben mussten wir nicht. Wir haben die Show heute morgen nur einmal kurz abgesprochen. Wir sind ja erfahrene Reiter."
Die Stände: Was vor Hunderten Jahren schmückte oder tötete, das sehen die Zuschauer an den Ständen auf dem Gelände. Kinder lauschen gierig den Worten von Michael Noß, der die Schwerter und Morgensterne zeigt. Einer Mutter, die über die grausamen Folterinstrumente staunt, sagt er: "Im Mittelalter war es so: Wer den anderen nicht umbringt ist selbst tot." Oh weh! Mehr Harmonie gibt es bei den Blumen, die Susanne Schlosser flechtet. Sie erzählt: "Das war früher der Schmuck der einfachen Frauen. Sie haben die Blumen auf den Wiesen gepflückt."
Das internationale Flair: Dieser Geschichtsunterricht macht Spaß. Das denkt sich auch Maisha Wester, die als Burgfräulein verkleidet ist. "Meine Tochter lernt die Zeit gerade in der Schule kennen." Wester gehört zu den vielen US-Amerikanern, die in der Nähe von Spangdahlem leben und zum Burgenfest strömen. Auch wenn Amerika im Mittelalter noch gar nicht entdeckt war, das Fest fasziniere sie. "Wir lieben es."Extra
20 000 Menschen besuchten das Burgenfest in Manderscheid. Das sagt Martha Hubertz von der Verbandsgemeinde Wittlich-Land. Ein Besucher wurde wegen eines Schwächeanfalls vorsorglich ins Krankenhaus gebracht. Erstmals dabei beim Fest: Ein Falkner, dessen Vögel auf seiner Hand saßen, als er auf dem Pferd ritt. Doch nicht alle waren Falken. Auch ein Adler war dabei. "Ein genmanipulierter Falke", wie einer der Pfleger auf TV-Nachfrage scherzte. Der größte Mann beim Burgenfest war ein Stelzenläufer, der die kleinen Gäste entzückte. "Ich messe ganze drei Meter", erzählte der Clown. flor