Kraftstoff für die Seele tanken

WITTLICH. Konflikte ohne Suchtmittel und Gewalt lösen und mit einem gestärkten Selbstbewusstsein das Leben, die Zukunft, managen. Dahin wollen die Lions-Clubs Mittelmosel und Wittlich in Kooperation mit Schulen und gemeinnützigen Vereinen und Verbänden die Jugendlichen der Region führen. Auf einem Informationsabend im Peter-Wust-Gymnasium stellten Schüler die ersten Ergebnisse vor.

 Christian Thiel (rechts) vom Caritasverband Bernkastel-Wittlich erklärte Schülern des Peter-Wust-Gymnasiums das "Tank"-Modell. Foto: Esther Kuhn

Christian Thiel (rechts) vom Caritasverband Bernkastel-Wittlich erklärte Schülern des Peter-Wust-Gymnasiums das "Tank"-Modell. Foto: Esther Kuhn

"Wir wollenanderen Schülern helfen, die ein Suchtproblem haben, aber aucheinfach anderen vermitteln, was wir über Sucht gelernt haben",sagt Teresa Spanier, die zusammen mit Schülern der achten undneunten Klassen des Peter-Wust-Gymnasiums dem Publikum dasProjekt "Auf der Suche nach" vorstellt. Die Achtklässlerin isteine von 18 Schülern, die sich in einem dreitägigen Seminarprobeweise zu einem so genannten "Multiplikator", einemVermittler zwischen Hilfesuchenden und professionellen Helfern,hat ausbilden lassen. Das Projekt, das in Zusammenarbeit mit der Suchtpräventionsstelle der Caritas Wittlich entstanden ist, soll jetzt auf Initiative der Lions-Clubs Wittlich und Mittelmosel auch an anderen weiterführenden Schulen in der Region umgesetzt werden. Die Schüler in die Suchtprävention-Arbeit einzubeziehen, ist nur einer von drei Bausteinen, aus denen das Langzeitprojekt "Jugend Zukunft geben" der Lionsclubs besteht.

"Wir wollen junge Menschen gezielt auf das Leben vorbereiten, sie vor Perspektivlosigkeit bewahren. Sie stark machen gegen Zukunftssorgen und dadurch verhindern, dass sie über Sucht oder Gewalt Konflikte lösen", sagt Hans-Peter Stang vom Lionsclub Wittlich. Er plädiert dafür, dass alle Verantwortung übernehmen. Schüler, aber auch Lehrer und Eltern sollen über Seminare (Siehe Infokasten) aktive Mitgestalter zur Umsetzung des Projektes werden.

Mit dem Testlauf des "Multiplikatorseminars" am Peter-Wust-Gymnasium ist der erste Schritt getan. Vier Termine für andere Interessierte Schulen sind noch in diesem Jahr geplant, und vier weitere Termine sind für das Jahr 2004 angesetzt. Der Lions-Club wird jeweils die Kosten in Höhe von 1200 Euro übernehmen.

"800 Euro kostet die Unterkunft, 400 Euro Fahrt und Material", sagt Christian Thiel von der Suchtberatungsstelle in Wittlich, der zusammen mit Albert Schlimpen, Beratungslehrer für Sucht am PWG und Lehrerin Maria Wagner-Feller das Seminar organisierte und gestaltete.

Im September 2002 verbrachten sie mit den Schülern drei Tage in der Katholisches Landvolkschule in Kyllburg. "Ziel war es, die Schüler in die Suchtberatung einzubinden", erzählt Schlimpen. "Sie sollten sensibilisiert werden für die Problematik Sucht. Ursachen und Entstehung verstehen lernen, um dadurch auch anderen helfen zu können."

Am Anfang ging es darum, zu definieren, was alles süchtig machen kann. "Zuerst dachten alle an Zigaretten, Alkohol und Drogen. Dann erst wurde uns klar, dass man von vielem, auch ganz alltäglichen Sachen, abhängig werden kann wie Essen oder Computerspielen", sagt Hannah Brang. Um zu verstehen, wie und warum eine Sucht entsteht, bastelten sie ein Tankmodell, eine Pappebox, die die Seele symbolisiert.

"Hobbys, Liebe, Freunde, Familie heißen zum Beispiel Tankstellen, an denen wir unseren Seelentank auffüllen können", erklärt der Achtklässler Johannes Teusch. Und wenn der Tank leer ist, kann es passieren, dass man zu Ersatzmitteln greift. "Nicht jede Gewohnheit wird zur Sucht. Computerspielen kann auch einfach nur Gewohnheit bleiben", sagt Teresa Spanier. Sie weiß nun, dass es um eine Sucht zu vermeiden, darauf ankommt, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und sie nicht durch Suchtmittel, sondern durch das Zapfen an den Tankstellen zu befriedigen. Nach dem Seminar schlüpften sie dann bei einem Projekttag, den sie selbst in ihren Klassen gestalteten, in ihre Rolle als Multiplikatoren. "Am Anfang hatten wir schon Angst, dass unsere Mitschüler gar kein Interesse an diesem Thema haben, aber dann haben doch alle mitgearbeitet", sagt Hannah. Negative Reaktionen gab es so gut wie keine. "Manchen in meiner Klasse hat man angemerkt, dass sie sich angesprochen fühlen, dass es ihnen peinlich war, über Sucht zu reden. Die waren dann entweder ganz still oder haben total en

gagiert mitgemacht, um von sich abzulenken", sagt Teresa.Sie ist davon überzeugt, das das Projekt sinnvoll ist, obwohl bisher noch niemand auf sie zukam, um sie um Hilfe zu bitten. "Vielleicht ist es auch an uns, Gefährdeten Hilfe anzubieten."

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