Krankenhäuser werden abgekoppelt

COCHEM-ZELL. Erstmals in Rheinland-Pfalz wird ein Notarztstandort außerhalb eines Krankenhauses installiert. Zwischen Cochem und Zell wird er ab 1. Oktober eröffnet und soll sicherstellen, dass im 71 000 Einwohner zählenden Landkreis Cochem-Zell wieder rund um die Uhr ein Notarzt einsatzbereit ist. Damit hoffen die Behörden ein Dilemma zu beenden, das mehr als eineinhalb Jahre andauerte.

Jeder Bürger hat ein Recht auf Notarztversorgung. Die Wirklichkeit sieht in Rheinland-Pfalz aber anders aus. Immer mehr kleinere Krankenhäuser im ländlichen Bereich haben Probleme, den Notarzt zu stellen, wozu sie laut Vertrag mit den Kostenträgern verpflichtet sind. Am schlimmsten betroffen war und ist (noch) der Kreis Cochem-Zell. Den örtlichen Krankenhäusern fehlt es an Personal, immer häufiger war in den vergangenen Monaten im gesamten Kreis kein Notarzt dienstbereit.Vier hauptamtliche Notärzte

Dieser "unbefriedigende und den Bürgern nicht länger zumutbare Zustand" (so AOK-Landeschef Walter Bockemühl) bereitete nicht nur den zuständigen Sachbearbeitern von Kreisverwaltung und Ministerien Bauchschmerzen. Innenminister Zuber verlangte endlich eine klare Regelung. Die scheint jetzt gefunden. Die Krankenhäuser werden nach "unzähligen Gesprächen, die doch nichts änderten" (Hermann Theisen von der Kreisverwaltung Mayen-Koblenz) abgekoppelt. Ab 30. September werden sie aus ihrer Verpflichtung entlassen. Ein neuer Notarztstandort unter der Trägerschaft des DRK-Landesverbandes wird ab 1. Oktober zentral im Kreis installiert. Vier hauptamtliche Notärzte sollen künftig eine Rund-um-die Uhr-Betreuung sicherstellen. "Zwei insuffiziente Standorte werden durch einen suffizienten ersetzt", so drückt es Hermann-Josef Gundlach vom Referat Rettungsdienst im Innenministerium aus.350 000 Euro Kosten pro Jahr

Die neue Sicherheit hat ihren Preis. 350 000 Euro soll die neue Rettungswache jährlich kosten. Finanziert wird sie von den 200 000 Euro, die beide Krankenhäuser im Kreis zusammen laut Aussage der AOK jährlich bekommen haben, um den Notarzt zu stellen, plus knapp 40 000 Euro, die den Kliniken in Gesprächen als Nachschlag angeboten wurden, plus 110 000 Euro für ein Notarzt-einsatzfahrzeug mit Besatzung, das künftig eingespart wird. Damit hofft das Ministerium, eine kostenneutrale Lösung zu erreichen. Das Ganze hat noch Modellcharakter und soll erst einmal die Ausnahme bleiben. "Grundsätzlich wollen wir, dass Notarztstandorte bei den Krankenhäusern angesiedelt bleiben", meint Gundlach, "wenn es aber nicht anders geht, sind wir flexibel und suchen andere Wege". Das sieht auch Walter Bockemühl von der AOK ähnlich: "Diese Regelung ist überdurchschnittlich teuer, gemessen an der sonstigen Situation im Land. Damit gewährleisten wir aber, dass der Rettungsdienst zu 100 Prozent sichergestellt wird."

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