Krankenhaus: Chefarzt muss gehen

ZELL. Was ist im Zeller Krankenhaus los? Dr. Volker Hammann, der fachlich überall anerkannte Chefarzt der Inneren, wurde entlassen. Für den Chef der Neurologie, Dr. Masuhr, der im Mai in den Ruhestand geht, ist noch kein Nachfolger gefunden, meint die Kreisärzteschaft und befürchtet: "Dann sind zwei von insgesamt vier Chefärzten weg. Für uns sieht das so aus, als wolle man das Zeller Krankenhaus ganz dicht machen."

Als Dr. Volker Hammann vor sieben Jahren von Kaiserslautern nach Zell kam, hatte er vor, an der Mosel zu bleiben. 600 Meter von der Klinik entfernt baute er ein Eigenheim. Seine Familie lebte sich bestens ein, die mittlerweile drei Kinder im Alter von drei, sieben und neun Jahren fanden schnell Freunde. In "seiner" Abteilung im St. Josef-Krankenhaus führte der Gastroenterologe und Diabetesspezialist die Krebstherapie ein und machte sich als Onkologe einen guten Namen. Seine Patienten schwärmten und schwärmen von einem Facharzt, wie er auf dem Lande selten zu finden ist. Auch deshalb unterschrieben, als das Krankenhaus ihm Anfang des Jahres kündigte, immerhin 1800 Bürgerinnen und Bürger die von der Herzgruppe Zell initiierte Unterschriftenaktion "Hammann muss bleiben". Doch vorgestern war der Chefarzt der Inneren Abteilung zum letzten Mal in der Klinik. Er räumte seine restlichen Bücher aus. Denn seit Mitte vergangener Woche ist der Internist außer Dienst. Warum die Verwaltung ihn loswerden wollte, weiß er bis heute nicht. "Auf meine wiederholten Fragen habe ich keine Antwort bekommen." Fachliche Gründe hat es nicht gegeben. Im Gegenteil: Dr. Hammann ist in der Bevölkerung nicht nur als menschlicher sondern auch als fachlich ausgesprochen kompetenter Mediziner sehr beliebt. Besonders die Zeller Krebspatienten trauern ihm nach. In Zell können sie nicht weiter behandelt werden, fürchten sie. Laut Kassenärztlicher Vereinigung ist Hammann der einzige Spezialist für Krebstherapie im Kreis. "Wir stellen aber sicher, dass die Behandlung woanders weitergeht", verspricht der ehemalige Chefarzt. Woanders, das heißt auf jeden Fall nicht in Heimatnähe. Praxen und Kliniken in Koblenz, Mayen, Wittlich oder Kaiserslautern kämen in Frage. Wie es für Hammann weitergeht, ist noch unklar. Der 48-Jährige hat noch keine neue Anstellung, eine Niederlassung als Arzt ist zurzeit unmöglich. Alle Stellen im Kreis sind besetzt. "Wir werden wohl gezwungen sein, wegzugehen", bedauert der Familienvater. Und ein Patient ereifert sich: "Jetzt haben wir einen richtig guten Facharzt im Kreis und der wird rausgeschmissen.""Seine Fähigkeiten hat nicht jeder"

Für die Kreisärzteschaft, die "voll hinter Hammann steht" und sich immer wieder für ihn eingesetzt hat, sieht es im Krankenhaus Zell "ein bisschen nach Abbau aus". Die Stellenausschreibung für den Chefarzt der Inneren sei ganz auf Hammann und seine Schwerpunkte zugeschnitten. Aber: "Seine Fähigkeiten hat nicht jeder", meint Dr. Hans-Georg Schuh. In einem Gespräch mit der Krankenhausverwaltung und der Kreisärzteschaft soll jetzt geklärt werden, "warum man uns einen so guten Spezialisten wegnimmt". Die niedergelassenen Mediziner im Kreis fürchten, dass die Klinik auf Dauer geschlossen werden soll und dagegen wollen sie sich wehren. "Wir brauchen das Zeller Krankenhaus. Und wir wünschen uns dort eine gute Versorgung. Die ist jetzt aber nicht mehr gegeben." Das sieht die Verwaltungsdirektorin ganz anders: Die Zukunft des Hauses sei sicher, verspricht sie. Nicht umsonst habe man in die Zeller Klinik in den vergangenen Jahren 17 Millionen Mark investiert. "Wir sind technisch auf dem neuesten Stand und investieren weiter", sagt Elisabeth Disteldorf. Die Geschäftsführerin der Maria Hilf Rheinland- Pfalz kündigt auch an, dass Dr. Siebenborn als langjähriger erfahrener Oberarzt und sein Team eine Beibehaltung des Diagnose- und Therapiespektrums gewährleisten, bis ein geeigneter Nachfolger gefunden ist. Sowohl die Stellenausschreibungen für den Chefarzt der Inneren als auch für den der Neurologie laufen demnächst. Zu den genauen Kündigungsgründen wollte Elisabeth Disteldorf nichts sagen: "Als Ergebnis einer gemeinsamen Übereinkunft zwischen Dr. Hammann und dem Krankenhaus haben wir uns mit sofortiger Wirkung getrennt."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort