Krawallmacher unerwünscht

Bernkastel-Kues · Randale, Sachbeschädigungen, Lärm: Viele Bürger in Bernkastel und Kues ärgern sich über Rowdys, die an Wochenenden sehr spät in der Nacht oder am frühen Morgen die Stadt unsicher machen. Die Stadt denkt jetzt dar über nach, wieder eine Sperrstunde für Gaststätten einzuführen.

Bernkastel-Kues. An fast jedem Samstag- und Sonntagmorgen sammelt Jürgen Kettern vor seinem Haus am Gestade in Bernkastel leere Flaschen ein, kehrt Scherben zusammen und spült auch schon mal mit einem Eimer Wasser andere, weitaus ekelerregendere "Reste" einer Party weg. Nur wenige Meter neben seinem Haus befindet sich eine bei Jugendlichen beliebte Musikkneipe. Gegen vier, fünf Uhr am Samstag- und Sonntagmorgen verlassen die letzten Gäste das Lokal. Viele sind stark alkoholisiert und verhalten sich dementsprechend. "Da wird gebrüllt, laut gesungen, Autotüren knallen, und aus den Musikboxen in den Fahrzeugen wummern durchdringende Basstöne", sagt Kettern. Ähnliches berichtet Matthias Grommes, der am Karlsbader Platz ein Hotel mit Restaurant betreibt.
Pilgern von Kneipe zu Kneipe


"Die zerdeppern Blumenkübel, reißen Pflanzen raus und machen fürchterlichen Krach." Grommes hat festgestellt, dass die Jugendlichen einen regelrechten Pilgerzug veranstalten — von einer Musikkneipe in der Römerstraße zu einer Bar in der Graacher Straße und von dort schließlich in das Lokal am Gestade.
Die Polizei kann das nur bestätigen. Lothar Marmann von der Polizeiinspektion Bernkastel-Kues: "Es ist schlimmer geworden. Kürzlich warf ein Betrunkener sogar eine Bierflasche auf ein fahrendes Taxi und zertrümmerte die Scheibe."
Kettern und Grommes würden es wie viele andere Anwohner in der Bernkasteler Altstadt und am Kueser Moselufer begrüßen, wenn die Stadt wieder eine Sperrstunde für Gaststätten einführen würde. Kettern: "Bis drei Uhr in der Nacht feiern, das müsste doch reichen."
Jetzt hat sich der Stadtrat auf Antrag der CDU-Fraktion mit dem Thema befasst. Fraktionssprecher Marc Spaniol: "Vandalismus, Lärm und Sachbeschädigungen in den frühen Morgenstunden - das kann sich eine Touristenstadt nicht erlauben." Einstimmig hat der Rat beschlossen, das Ordnungsamt der VG-Verwaltung solle prüfen, ob eine Sperrstunde diesem schlimmen Treiben entgegenwirken könne. Spaniol plädiert für eine Sperrzeit ab 3 Uhr, sagt aber auch, dass eine solche Regelung flexibel gehandhabt werden könnte.
Das Problem: In Rheinland-Pfalz gibt es seit dem Jahr 2003 keine Sperrstunde mehr - Ausnahmen sind möglich. Seit die Sperrstunden aufgehoben wurden, müssen Kneipen und Klubs nur noch um 5 Uhr für eine Stunde schließen (sogenannte Putzstunde), am Wochenende gar nicht. Vorher war am Wochenende um 2 Uhr Schicht, sonst bereits um 1 Uhr.
Will eine Kommune die Sperrstunde wieder einführen, muss sie gute Gründe haben. Geregelt ist dies in der Gaststättenverordnung (siehe Extra).
Den Antrag des Stadtrates hat jetzt der Leiter des Ordnungsamtes der VG Bernkastel-Kues, Josef Schmitz, auf dem Tisch. Er sagt: "Wir müssen das sehr gründlich prüfen. Es geht ja auch um einen Eingriff in die Gewerbefreiheit."
Dirk Kettermann, Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes Bernkastel-Kues, hält nichts von einer Sperrstunde. "Das würde nur dazu führen, dass sich die jungen Leute früher betrinken und der Krach auf den Straßen früher beginnt." Kettermann fordert vielmehr eine stärkere Polizeipräsenz.
Extra

Die Sperrzeit für Schank- und Speisewirtschaften ist in der Gaststättenverordnung des Landes geregelt. In der Nacht zum Samstag, zum Sonntag, zu einem gesetzlichen Feiertag, zum Rosenmontag und Fastnachtdienstag ist die Sperrzeit aufgehoben. An den anderen Tagen beginnt die Sperrzeit um 5 Uhr und endet um 6 Uhr. Ausnahmen sind möglich, wenn "ein öffentliches Bedürfnis oder besondere örtliche Verhältnisse vorliegen". Dabei sind der Schutz der Nachtruhe, der Nachbarschaft, der Bedarf der Allgemeinheit an den Diensten der Betriebe und die Störungsempfindlichkeit der Umgebung zu berücksichtigen. sim

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