Morbach. Rostige Bahnschienen, die unter einer Steinbrücke im langsam zuwachsenden Gestrüpp enden. Zwischen den Schwellen liegt braunes Laub. Farn und Brombeerpflanzen bahnen sich den Weg ins Licht. Das ist auf einem der Bilder zu sehen, die beim Fotoworkshop in den Sommerferien entstanden sind. Es war kein renommierter Fotokünstler, der das Bild gemacht hat, sondern ein junger Mensch zwischen zehn und 14 Jahren hat auf den Auslöser gedrückt. Verantwortlich für den Workshop ist David Schmitz. Er fotografiert seit seiner Schulzeit. Die TV-Mitarbeiterin Christina Bents hat mit ihm übers Fotografieren und die künstlerische Arbeit mit Kindern gesprochen. Wie sind Sie selbst zum Fotografieren gekommen? David Schmitz: Als Schüler, so mit acht oder neun Jahren habe ich angefangen, weil es mir Spaß gemacht hat. Meine Eltern hatten eine Spiegelreflexkamera, die ich nutzen durfte. Schon früh habe ich mit Schwarz-Weiß Fotos gearbeitet. Einen besonderen fotografischen Reiz haben auf mich damals Bahnschienen ausgeübt, wegen dem Wagnis, einen Zug nahekommen zu sehen und wegen der Linienführung der Schienen in der Landschaft. Was möchten Sie mit Ihrer Kunst zeigen? Schmitz: Als Physiotherapeut ist mir der menschliche Körper sehr vertraut. Was der Mensch mit seinem Körper aussagen kann, beispielsweise im Tanz, fasziniert mich. Das genaue Beobachten der Personen in ihrer Tiefe und die dadurch entstehende mannigfaltige Aussagekraft festzuhalten, unter anderem in der Straßenfotografie, sind mir ein Anliegen. Erzählen in Bildern möchte ich. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, mit Zehn- bis 14-jährigen einen Fotokurs zu machen? Schmitz: Auf meinen Reisen begegne ich immer wieder Kindern, die neugierig sind auf meine Kameras. Einigen von ihnen habe ich meine Kameras gegeben und sie durften Fotos machen, ich war überrascht, begeistert und sehr angetan, wie sie fotografiert haben.Was war der Zweck des Kurses mit den jungen Menschen? Schmitz: Ich wollte die Kinder und Jugendlichen nicht mit Technik zuballern. Auch die Theorie stand nicht im Vordergrund. Wir haben mit Gegensätzlichkeiten wie hell-dunkel oder klein-groß gespielt und die Linienführung besprochen. Wichtig war mir, Kindern zu vermitteln, dass die Bilder, die sie machen, auch etwas über sie selbst aussagen. Warum haben Sie den Kurs im Rahmen von Kunst im Gewächshaus angeboten? Schmitz: Zum einen, weil ich zum Team von Kunst im Gewächshaus gehöre. Ich habe hier schon selbst ausgestellt, als Musiker unter anderem Gitarre und Percussion gespielt. Zum anderen finde ich, dass die Gärtnerei Berg eine gute Räumlichkeit für den Workshop ist. Es gibt hier Natur, es ist ein Glashaus mit viel Licht und hat Linien. Zudem war klar, dass wir die Ergebnisse ausstellen. Gibt es Unterschiede zwischen Erwachsenen und Kindern, was das Fotografieren angeht? Schmitz: Ja, die Perspektiven unterscheiden sich, einfach schon dadurch, weil Kinder kleiner sind als Erwachsene. Sie sehen Dinge, die wir als Erwachsene nicht mehr sehen. Sie haben sich überall hingelegt, sind nah herangegangen. Viele haben auch für sich persönlich Dinge erlebt, die sie ohne Kamera so nicht erfahren hätten. Was hat Sie an den Ergebnissen überrascht? Schmitz: Wie schnell die Teilnehmer umgesetzt haben, was wir besprochen hatten. Gegensätze waren ja ein Thema. Wie die jungen Menschen sich unter eine kleine Blume gelegt haben, die dann auf dem Bild aussah wie ein meterhoher Baum, das war schon toll. Erstaunt war ich auch von der Masse der Bilder, 6500 haben die Kinder zusammen fotografiert. In der Ausstellung sind von jedem der zehn Teilnehmer, die drei besten zu sehen. Sind Sie weiterhin mit den jungen Menschen in Kontakt? Schmitz: Ja, alleine schon wegen der Vorbereitungen auf die Ausstellung. Bei einigen kann ich mir vorstellen, dass sie bei der Fotografie bleiben und wir darüber im Gespräch bleiben. Ist Kunst altersunabhängig? Schmitz: Ich denke ein Kind, dass bewusst etwas sagen will, kann das in der Kunst ausdrücken, egal ob im Malen, der Fotografie, der Musik oder einer anderen Richtung. Können junge Künstler eine etablierte Veranstaltung wie Kunst im Gewächshaus künstlerisch tragen? Schmitz: Man sieht den Bildern nicht unbedingt an, dass sie von Kindern und Jugendlichen gemacht wurden. Spannend finde ich, wie viele junge kreative Köpfe hier in der Region sind, nicht nur im Bereich Fotografie, sondern auch im Bereich Musik oder Zeichnen. Es war relativ einfach, junge Menschen zu finden, die künstlerisch aktiv sind, beispielsweise Selina Meiers oder Emily Valerius, und so das Programm auf junge Menschen und das Motto CoolT(o)ur aufzubauen. chbExtra