Kreis Bernkastel-Wittlich spart bei Geschenken

Wittlich/Bitburg/Daun · Während sich der Eifelkreis Bitburg-Prüm das hohe Alter und die lebenslange Treue seiner Bürger einiges kosten lässt - 33 100 Euro sind für 2011 geplant -, ist der Landkreis Bernkastel-Wittlich beim Austeilen von Präsenten mittlerweile sehr zurückhaltend. Verschenkt wird dort nur noch das Nötigste, Kostenpunkt: 500 Euro im Jahr. Im Vulkaneifelkreis sind es bis 2500 Euro.

Wittlich/Bitburg/Daun. Wo gibt\'s was geschenkt? Der TV hat bei den Verwaltungen nachgefragt. Die Stadt Wittlich hüllt sich in Schweigen, andere Städte nicht. Und die Kreise lassen sich allesamt in ihre Kasse schauen. Verena Bernardy, Landkreis Vulkaneifel, sagt, es werde zwischen 2000 und 2500 Euro ausgegeben: "Derzeit gibt es nur noch Präsente bei diamantenen Hochzeiten in Höhe von 50 Euro. Darüber hinaus werden in einigen Fällen Heimatjahrbücher verschenkt."
Im Landkreis Bernkastel-Wittlich sieht es noch knapper aus. "Die Kreisverwaltung nahm und nimmt ihren Konsolidierungsauftrag sehr ernst", sagt deren Pressesprecher Manuel Follmann. Demnach hört also auch beim Schenken der Spaß auf. "Nach den Kürzungen in der Vergangenheit beschränken sich die Ausgaben für Ehrengaben derzeit auf das notwendige Minimum", erklärt Follmann. Und das seien gute Moselweine, die bei Anlässen wie Ehrungen, Jubiläen, Einführungen oder Verabschiedungen überreicht werden. Hin und wieder gebe es auch einen Blumenstrauß oder ein Kreisjahrbuch, erklärt Follmann, bei größeren Ehrungen und besonderen Verdiensten auch ein individuelles Präsent. Insgesamt seien im Jahr 2010 Geschenke im Wert von 500 Euro verteilt worden, was auch dem Ansatz im aktuellen Kreishaushalt entspreche.
Wem das zu wenig ist, der zieht am besten in den Eifelkreis Bitburg-Prüm. Denn dort wird in die Wertschätzung der Bürger ordentlich investiert. Über 20 000 Euro wurden dort nach Auskunft der Verwaltung 2010 für Geschenke ausgegeben. Im Haushaltsansatz 2011 sind es sogar 33 100 Euro, wobei in dieser Summe auch die "Bestellung von Ehrungsutensilien für mehrere Jahre" enthalten sei, wie Büroleiter Carl Diederich erklärt.
Verteilt werden laut Kreisbehörde bevorzugt Produkte der Regionalmarke Eifel wie Schnaps, aber auch Bücher. Zu den Empfängern zählen dabei vor allem 90- und 100-Jährige sowie Langzeitehepaare. 800 Menschen des Kreisgebiets seien 2010 beschenkt worden, teilt die Verwaltung mit. Ob vor dem Hintergrund notwendiger Sparmaßnahmen die Messlatte für Präsente möglicherweise doch etwas höher gelegt werden muss, wird sich zeigen. "Über Änderungen der Verfahrensweise wird nachgedacht, aber noch ergebnisoffen", erklärt Diederich.
Ergebnisoffen ist auch eine diesbezüglich mehrfach gestellte TV-Anfrage an die Wittlicher Stadtverwaltung. Von dort kam auch nach drei Bitten um Informationen keine Rückmeldung, dafür aber vom Rathaus in Bitburg, wo nach Auskunft des Pressesprechers Werner Krämer in diesem Jahr 2500 Euro für Präsente ausgegeben werden. Geschenke (Blumen, Bücher, Präsentkörbe) und Gutscheine im Wert von je 50 Euro gibt es bei goldenen, diamantenen, eisernen Hochzeiten (2011: 40 Paare) und rund 30 Euro sind es bei den 90- und 100-Jährigen. "Früher war es mehr", sagt Krämer. Doch auf Anregung des Arbeitskreises Finanzen gebe es seit 2010 etwa keine Pokalspenden mehr an Vereine. Zudem seien früher auch zum 80. und 85. sowie ab dem 91. Geburtstag kleine Präsente verteilt worden. 1500 Euro würden dadurch eingespart. "Eine Grußkarte erhalten alle selbstverständlich weiterhin."
Die Stadt Traben-Trarbach investiert rund 2000 Euro pro Jahr ins Schenken. "Man darf sich auch nicht lächerlich machen. So ein Blumenstrauß muss auch nach etwas aussehen", sagt Bürgermeisterin Heide Pönnighaus. Blumen gibt es zum 90., 95., 100. Geburtstag und für Ehejubiläen ab goldene Hochzeit sowie große Dienst- und Vereinsjubiläen.
Auch in der Einheitsgemeinde Morbach gratuliert man gern. So gibt es etwa zum 80. Geburtstag ein Glückwunschschreiben des Bürgermeisters plus Präsent im Wert von 20 Euro. Zu hohen Ehe- und Altersjubiläen kommen Bürgermeister, Ortsvorsteher zu Besuch mit Urkunde und Blumen zu 15 Euro vom Bürgermeister und einem Geschenk zu 20 Euro vom Ortsbezirk.
Und in der Stadt Daun? Stadtbürgermeister Wolfgang Jenssen sagt, im Stadtkern gab es Präsente für 5500 Euro, in den Stadtteilen für 5150 Euro. Macht 10 650 Euro im Jahr für Blumen, Bildbände über die Vulkaneifel oder Pralinen von Schuler.Meinung

Keine leeren Hände
Dass Verwaltungen Geschenke machen, ist im Grunde überflüssig. Weil aber in Städten die Verwaltungen gerne zu Jubi läen, Ehrungen und so weiter gratulieren und oft einen persönlichen Besuch damit ver binden, sähe es sicher blöd aus, kämen sie mit leeren Händen. Vermutlich erwarten es die Bürger unter Umständen gar nicht, etwa am runden Geburtstag einen Verwaltungsvertreter unter der Gratulantenschar zu finden. Wer weiß? Jedenfalls ist angesichts nicht nur leerer, sondern tief ins Minus gerutschter Kassen der öffentlichen Hand sicher verschmerzbar, wenn hier gespart wird. Die Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich verhält sich in diesem Sinne vorbildlich. s.suennen@volksfreund.de

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