Kreis Birkenfeld verliert immer mehr Einwohner

Als das Statistische Landesamt vor acht Jahren unter dem Titel "Rheinland-Pfalz 2050" die Szenarien zur künftigen Bevölkerungsentwicklung in Rheinland-Pfalz vorgelegt hat, sorgten die Zahlen auch im Kreis Birkenfeld für Aufsehen - und Zweifel. Die düsteren Prognosen werden aber sogar noch übertroffen.

Kreis Birkenfeld. Die Bevölkerung des Landkreises Birkenfeld schrumpft noch stärker als vom Statistischen Landesamt prognostiziert. Vor allem das Ausmaß der Abwanderung unterschätzten die Experten aus Bad Ems vor acht Jahren. Nur 84 201 Menschen lebten Ende 2009 im Kreis. Ein historischer Tiefststand. Vor 40 Jahren waren es 95 501. Sowohl Idar-Oberstein als auch die Verbandsgemeinden Herrstein und Baumholder zählten seit der Verwaltungsreform 1969 nie so wenige Einwohner. Von allen 24 rheinland-pfälzischen Landkreisen trifft den Kreis Birkenfeld der demografische Wandel derzeit am härtesten. Binnen eines Jahres verlor er 1016 Bewohner; das entspricht 1,2 Prozent. In den letzten beiden Jahren hatte der Kreis die höchsten Einbußen seiner Geschichte zu beklagen, wobei die Bilanz 2008 mit 1254 Personen und 1,5 Prozent noch schlechter aussah als 2009. Hingegen war die Einwohnerzahl des Kreises in den Jahren 1989 bis 1996 dank des Zustroms der Aussiedler stetig gestiegen - bis auf 90 902. Außerdem gab es damals im Schnitt jährlich rund 900 Neugeborene. Mit 637 Geburten unterschritt der Kreis im abgelaufenen Jahr sogar den bisherigen Minusrekord von 639 aus den Jahren 2005 und 2008 geringfügig.

VG Birkenfeld zum ersten Mal unter 20 000er Marke



Ebenfalls knapp unter dem Vorjahr lag die Anzahl der Sterbefälle mit 1113.

Noch dramatischer als die natürliche Dezimierung wirkt sich an der oberen Nahe inzwischen der Wanderungssaldo aus, der von 1988 bis 1997 sowie von 2000 bis 2002 immer positiv war. Somit widerlegt die Wirklichkeit die auf Daten vom Dezember 2006 basierenden Vorausberechnungen der Statistiker, die den Rückgang bis 2020 fast ausschließlich der Tatsache zuschrieben, dass mehr Menschen sterben als geboren werden.

Entgegen den Erwartungen sind die Verluste in der jüngeren Vergangenheit nicht in der Stadt Idar-Oberstein, sondern in der Verbandsgemeinde Herrstein am gravierendsten: Diese beheimatete Ende 2009 noch 16 279 Menschen. Binnen Jahresfrist betrug das Minus 291 Personen oder 1,8 Prozent - gegenüber 1,3 in der VG Baumholder (insgesamt 9788), 1,2 in der VG Rhaunen (7538) und 1,0 in Idar-Oberstein (30 759). Eine Abnahme um 0,9 Prozent auf 19 837 ließ die VG Birkenfeld erstmals seit 1995 unter die 20 000er-Marke rutschen. Gefahr, erstmals seit 1992 unter 7500 Einwohner abzusinken, läuft die VG Rhaunen. Dem Kreis fehlten bereits Ende 2009, zwei Jahre nach der Veröffentlichung, 563 Einwohner gegenüber der Projektion für Ende 2010.

Setzt sich die Abwärtsspirale ungebremst fort, sind die Verbandsgemeinden Herrstein und Rhaunen auf dem für 2015 errechneten Niveau schon fünf Jahre zuvor angelangt. Erst recht als Makulatur erwiesen sich die im Herbst 2002 vorgelegten Zeitreihen: Bei den acht Mosellen landete der Kreis Birkenfeld zwischen 85 485 und 88 567.

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