Kreis stutzt Rosenprojekt: Mitarbeiter packen an

Wittlich · Die Kosten für neue Rosen plus Gartenarbeiten am Kreishaus reduzieren sich um rund zwei Drittel im Vergleich zu der bisherigen Kalkulation. Mitarbeiter der Verwaltung helfen mit: Das spart 7000 Euro. Dank Spenden von zwei Bankinstituten fallen fast 8000 Euro für neue Rosen weg. Außerdem wird hinter\'m Gebäude nicht neu bepflanzt. So sinken die Kosten auf 11 500 Euro.

Wittlich. Rot-weißes Absperrband flattert vor dem cremefarbenen Altbau des Kreishauses. Die Baustelle zu Füßen des denkmalgeschützten Gebäudes ist zu einer Art Ehrensache geworden. Sie soll dafür sorgen, dass es weiterhin schön vor der Fassade der Kreisverwaltung blüht, hinter der ansonsten seit Jahren ein Mangel von mehreren Millionen Euro verwaltet wird. Schuldenberg und neue Blumenbeete harmonieren nicht unbedingt. Immerhin bis zu 20 000 Euro sollten allein neue Rosen vor und hinter dem Kreishaus kosten (der TV berichtete). Hinzu waren weitere Instandsetzungsarbeiten für die beiden Gartenanlagen geplant, so dass insgesamt rund 35 000 Euro fällig gewesen wären. Geht es auch anders? Das haben Kreisausschuss und Landrat Gregor Eibes gefragt. Die Antwort: Es geht auch anders.
Auf eine Neubepflanzung des Gartens hinter dem Gebäude wird verzichtet, und vor der Kreisverwaltung packen die Mitarbeiter selbst freiwillig mit an: Sieben Mann haben bereits zur Kreuzhacke gegriffen, im März ist noch einmal ein Einsatz in Garten-Mission, Ersparnis: 7000 Euro.
Und was ist mit den Rosen, die seit 70 Jahren das Denkmal an der Kurfürstenstraße schmücken? Dafür ziehen Sparkasse Mittelmosel-Eifel-Mosel-Hunsrück (5690 Euro) und die Vereinigte Volksbank Raiffeisenbank (2000 Euro) die Spendierhosen an.
Außerdem wollen auch die Bankmitarbeiter im Frühjahr schwitzen und Mutterboden für den Rasen verteilen, beim Einsähen helfen oder Rindenmulch zwischen den Rosen als Abdeckung aufbringen. Das teilt Alfons Kuhnen, Pressesprecher der Kreisverwaltung mit, der seinen ersten Einsatz abseits vom Schreibtisch schon hinter sich hat: "Wir haben freitagsnachmittags rund drei Stunden Wurzelstöcke mit der Kreuzhacke freigelegt." Letztendlich bleiben beim Kreis noch 2500 Euro für 650 Quadratmeter Rasenanlage und 9000 Euro für 900 Quadratmeter andere Beete auf der Rechnung, sagt Kuhnen auf TV-Nachfrage. Mit insgesamt 11 500 Euro liegen die Kosten damit um zwei Drittel unter der Ursprungskalkulation von rund 35 000 Euro - damals noch inklusive des rückwärtigen Gartens.
Immerhin: Der Kreistag hat sich für eine Teilnahme am kommunalen Entschuldungsfonds entschlossen. Das heißt, ab Januar 2012 müssen jährlich mehr als 400 000 Euro gespart werden. Doch die Liste der Sparziele war im September noch leer. Die Verwaltung hat nun vorgemacht, wie man erste Schritte zum Ziel geht. Sie hat mehr als 20 000 Euro nicht ausgegeben, das wären fünf Prozent des Sparziels. Die rosaroten Rosen werden übrigens bald gepflanzt.Meinung

So geht sparen
Auf 94,3 Millionen Euro könnte der Schuldenstand inklusive Kredite bis Ende des Jahres anwachsen, so steht es im aktuellen Haushalt des Landkreises Bernkastel-Wittlich. Viele Stellschrauben gibt es nicht, das zu ändern. Eine aber ist, bei neuen Ausgaben ganz genau hinzuschauen. Das tun viele trotzdem nicht, besonders im Falle von angeblichen Peanuts, also kleineren Beträgen. Die Rosen sind solch ein Fall. Landrat Gregor Eibes hätte kraft seines Amtes deren Pflanzung im Alleingang genehmigen können. Das hat er nicht getan und ein Beispiel dafür geliefert, dass Kleinvieh eben auch Mist macht und es sich lohnt, zu überlegen, ob es nicht ein bisschen weniger sein kann. Besonders schön sind der tatkräftige Einsatz der Verwaltungsmitarbeiter selbst plus die angekündigte Hilfe der Banken, die zahlen und auch zupacken wollen: Die freiwilligen Helfer wissen nachher genau, was 7000 Euro bedeuten: viel Arbeit. Mancher Kommunalpolitiker hat dieses Kostenbewusstsein noch nicht. s.suennen@volksfreund.de

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