Kreis sucht Sponsoren fürs Jugendtaxi

Bernkastel-Wittlich · Auf der einen Seite ist das Jugendtaxi im Kreis Bernkastel-Wittlich ein Erfolg: Mehr als 14 000 junge Menschen nutzten 2011 die bezuschusste Heimfahrt. Auf der anderen Seite zahlt der verschuldete Landkreis 18 000 Euro drauf. Jetzt will er den Zuschuss ab Juli von zwei auf 1,50 Euro je Fahrt reduzieren. Die Finanzierungslücke sollen drei Banken füllen.

Bernkastel-Wittlich. Erst kommt die Pflicht, dann kommt die Kür: Das gilt für den Landkreis im Hinblick auf seine Ausgaben. Denn wenn Geld fehlt, muss geschaut werden, wo gespart werden kann: bei der Kür.
Höhere Nutzerzahlen


Eine solche ist unter anderem das Jugendtaxi, eine freiwillige Ausgabe, zu der der Landkreis keineswegs verpflichtet ist und für die er draufzahlt: Von 6470 Euro im Startjahr 2008 auf mittlerweile 18 186 Euro im Jahr sind seine Ausgaben gestiegen.
Der Grund: Die Zuschüsse durch Spenden der Sparkasse Mittelmosel, der Vereinigten Volksbank Raiffeisenbank EG und der VR-Bank Hunsrück-Mosel EH von insgesamt 10 000 Euro sind seit 2008 gleich geblieben, aber die Nutzerzahlen haben sich von einst 8235 Jugendlichen auf 14 093 erhöht.
Sie alle haben zwei Euro Zuschuss je Jugendtaxi-Fahrt bekommen. Und die jährlich steigende Differenz zwischen Ausgaben und Spenden wegen der steigenden Nachfrage hat der Kreis bezahlt. Jetzt hat die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD) diese freiwillige Ausgabe kritisiert und angesichts des Haushaltsdefizits des Landkreises gefordert, das Jugendtaxi-Angebot zu prüfen (der TV berichtete).
Mit dem Ergebnis der Überlegungen, wie man die Ausgaben senken könnte, beschäftigt sich am kommenden Montag, 25. Juni, der Kreisausschuss.
Punkt eins: Der Zuschuss je Taxiheimfahrt für alle zwischen 16 und 21 Jahren soll von zwei auf 1,50 Euro sinken, und zwar schon ab Juli. Das wäre derselbe Betrag, der vom Eifelkreis Bitburg-Prüm bereits seit 2006 gezahlt wird, wo ebenfalls Banken für die Hauptfinanzierung sorgen, das Minus aber weitaus geringer ausfällt.
Zum Vergleich: Im Eifelkreis wurden im Jahr 2010 1905 Jugendliche befördert, dadurch entstanden Kosten in Höhe von 2858 Euro. Im Landkreis Bernkastel-Wittlich wurden im Jahr 2010 13 569 Jugendliche befördert, dadurch entstanden Kosten von 17 138 Euro.
Um letztere zu reduzieren, gilt Punkt zwei: Die drei Banken sollen mehr spenden. Man hofft auf rund 20 000 Euro im Jahr. Dann würde sich das aktuelle Minus für den Kreis auf 4663 Euro reduzieren. Vergangene Woche hat das Kuratorium der Sparkassenstiftung für den Landkreis beschlossen, weiter 5000 Euro jährlich zur Verfügung zu stellen, wenn Vereinigte Volksbank Raiffeisenbank EG und VR-Bank Hunsrück-Mosel EH genauso entscheiden. Das bleibt jetzt noch abzuwarten.
Punkt drei: Sollte die Spendenrechnung für den Landkreis nicht aufgehen, gibt es einen klaren Beschlussvorschlag, nämlich das Ende des Angebots: "Für den Fall, dass die erforderlichen Spendenmittel nicht erreicht werden können, ist dem Kreistag die Einstellung des Jugendtaxis zum 1. Oktober 2012 zu empfehlen."
Das ist relativ unwahrscheinlich. Gerhard Knauf, VVR-Bank, sagt jedefalls auf gestrige Nachfrage des Trierischen Volksfreunds: "Die Genossenschaftsbanken des Landkreises unterstützen das Jugendtaxi des Kreises gemeinsam mit der Sparkasse seit vielen Jahren in namhaftem Umfang. Dies wollen wir grundsätzlich auch künftig tun. Da wir hier aber noch Abstimmungs- und Gesprächsbedarf mit den beteiligten Partnern sehen, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch keine konkrete Aussage treffen."Extra

Zuschussangebot: Bislang gibt es einen Zuschuss von zwei Euro vom Kreis zum Taxifahrpreis. Das gilt für alle im Alter zwischen 16 und 21 Jahren, die im Kreisgebiet wohnen und freitags und samstags nachts, in den Nächten vor Feiertagen sowie von Weiberdonnerstag bis einschließlich der Nacht zum Aschermittwoch jeweils von 22 Uhr bis 6 Uhr nach Hause fahren wollen. Voraussetzung: Das Fahrziel muss im Landkreis Bernkastel-Wittlich liegen, es werden nur Heimfahrten von Veranstaltungen bezuschusst und man muss sich vorher einen Mitfahrschein auf der Internetseite des Landkreises ausgedruckt haben. Dort finden die jungen Nutzer des Zuschussangebots auch die 20 Unternehmen, bei denen der Jugendtaxi-Mitfahrschein gilt. Die Taxifahrer ziehen dann den Zuschussbetrag direkt nach der Fahrt vom Preis ab. sos

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