Kreise wollen mehr Elektromobilität

Wittlich · E-Land ist tot, es lebe E-Mil. Das steht für Elektromobilität Mittelgebirgslandschaft an Rhein und Mosel. Gemeinsam mit anderen Kreisen will Bernkastel-Wittlich dafür sorgen, dass verstärkt Elektrofahrzeuge eingesetzt werden. Die Fachhochschule Bingen soll dazu ein Konzept erstellen.

Wittlich. Die Stadt Wittlich ist schon ein Stück weiter. Seit einigen Monaten setzt deren Verwaltung einen Renault Kangoo Z.E. ein. Mit dem nahezu geräuschlos fahrenden Wagen ist eine Mitarbeiterin der Ordnungsbehörde unterwegs, die die kleinen und großen Parksünden ahndet. Maximal 160 Kilometer Reichweite hat das Fahrzeug. Für die Wege in einer Stadt wie Wittlich ist das ausreichend. Doch für das flache Land mit großen Distanzen ist das wohl nichts. Oder? Einsatz bei Sozialstationen

Wie Elektromobilität in ländlichen Regionen genutzt werden kann, wollte der Landkreis Bernkastel-Wittlich eigentlich gemeinsam mit anderen Kreisen wie Cochem-Zell, Mayen-Koblenz und Rhein-Hunsrück im Rahmen eines vom Bundesverkehrsministerium geförderten Versuchs ausprobieren (der TV berichtete). Doch nach Auskunft der Kreisverwaltung wurden nur Projekte in Ballungsräumen ausgesucht. Die vier Landkreise aus der Region geben jedoch nicht auf. Nun soll die Fachhochschule Bingen ein Konzept erstellen, wie die Elektromobilität gefördert und ausgebaut werden kann. Mit bis zu 90 Prozent will sich laut Kreisverwaltung das Land an den Kosten für das Konzept beteiligen. Die gemeinsame Initiative hat auch schon einen Namen: Elektromobilität Mittelgebirgslandschaft an Rhein und Mosel - kurz E-Mil. Für E-Mil soll das Rad nicht neu erfunden werden. Stattdessen sollen Institutionen und Firmen mit ins Boot, die sich schon im Rahmen der Bewerbung für das Bundesprogramm zur Mitarbeit entschlossen haben. Das sind unter anderem der Caritasverband Mosel-Eifel-Hunsrück, das Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich, das DRK-Sozialwerk sowie touristische Regionalagenturen. Und es gibt bereits Ideen dafür, wie die Elektromobilität gefördert werden kann. Beispielsweise bei den Sozialstationen, deren Mitarbeiterinnen Hilfsbedürftige in ihren Häusern und Wohnungen versorgen. Dass die Schwestern der Wittlicher Caritas-Sozialstation demnächst lautlos von Einsatz zu Einsatz rollen, kann sich Geschäftsstellenleiter Rudolf nicht so richtig vorstellen. Dazu seien die Anschaffungskosten im Vergleich mit herkömmlichen Fahrzeugen zu hoch und die Reichweite zu beschränkt. Ähnlich argumentiert Christian Johann, Geschäftsführer des DRK-Sozialwerks. Pro Tag sind Mitarbeiter des Sozialwerks 6600 Kilometer unterwegs, um teils schwerbehinderte Mitarbeiter zwischen Wohnorten und Arbeitsstätten hin- und herzutransportieren. "Es gibt leider derzeit noch nicht die Fahrzeuge mit Elektroantrieb, um diese Aufgabe zu übernehmen", sagt Johann. Das Sozialwerk wird deshalb seinen Fuhrpark wohl noch nicht auf Elektrofahrzeuge umstellen. Christian Johann kann sich jedoch vorstellen, dass Tankstellen für Elektrofahrzeuge an den Standorten des Unternehmens eingerichtet werden. Meinung

Keine Frage der Technik alleinEs stimmt nicht, dass der ländliche Raum so benachteiligt ist, wie oft getan wird. Es stimmt jedoch, dass Elektromobilität für das flache Land bisher eine nachgeordnete und zu vernachlässigende Rolle spielt. Es ist eben einfacher, in Ballungszentren mit vielen Kurzstrecken elektrisch betriebene Fahrzeuge salonfähig zu machen. Wohl auch deshalb blieb die Bewerbung des Landkreises für ein Projekt des Bundesverkehrsministeriums ungehört. Dass die ländlichen Kreise trotzdem den Weg in die automobile Zukunft gehen wollen, ist löblich. Doch es sind dicke Bretter zu bohren. Sowohl technische als auch gesellschaftliche. Die Reichweite der Fahrzeuge werden die Techniker irgendwann in den Griff bekommen. Doch es geht auch darum, Mobilität anders zu verstehen. Solange fast jeder jederzeit mit dem eigenen Auto von A nach B will, wird sich nachhaltig nichts ändern. Pilotprojekte zur Elektromobilität hin oder her. h.jansen@volksfreund.de

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