Kriminelle Energie aus dem Kohlenpott

WITTLICH. (peg) Zwei Stunden mit einem echten Buchautor verbringen: Das durften die siebten Klassen des Cusanus-Gymnasiums. Jürgen Banscherus las aus seinem neuesten Werk vor und stellte sich den Fragen der Jugendlichen.

Wer kennt schon persönlich einen echten Buchautor? Nur wenige. Damit das anders wird, bemühen sich alle Schulen um den Besuch eines solchen. Und bauen damit imaginäre Grenzen ab zwischen jenen, die schreiben, und jenen, die das Geschriebene lesen: Eine wichtige Aufgabe, meint die am Cusanus-Gymnasium für die Förderung des Lesens zuständige Fachlehrerin Michaela Schüssler-Schwab. Jürgen Banscherus ist ein Buchautor, und zwar ein sehr erfolgreicher. Er stammt aus dem Ruhrgebiet, aus einer Region Deutschlands also, in der die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umstrukturierungen der vergangenen Jahrzehnte für allerlei Wirbel sorgten und noch sorgen. Seinen Stoff bezieht der Schriftsteller also sozusagen vor der eigenen Haustür. Recherchieren hat der ehemalige Journalist von der Pike auf gelernt: Das hilft ihm heute bei der Alltags-Routine seines Berufes. Im Cusanus-Gymnasium liest Banscherus aus seinem neusten Werk vor. In dem Jugendkrimi "Das Lächeln der Spinne" thematisiert er heutige Gewalterfahrung: schonungslos und detailgetreu. Der Autor offenbart seinen Zuhörern, dass er selbst eine gewalttätige Kindheit verlebt habe - in einer lebendigen Sprache, die Jugendliche kennen, die jedoch an keiner Stelle aufgesetzt oder übertrieben klingt. Als Vater zweier Kinder, die den Luxus eines meist zu Hause arbeitenden Papas genießen dürfen, ist er auch sprachlich nahe an den Realitäten. Die Frage, ob die Söhne seinen Job mögen, kann Banscherus darum auf der ganzen Linie bejahen. "Ich arbeite im Büro unseres eigenen Hauses", erzählt er, "und bin damit immer für sie greifbar." Wie er auf seine Titel kommt, wollen die Schüler wissen - "manchmal während einer Zugfahrt", lautet die Antwort. Wie ihm die Geschichten einfallen? "Manchmal entwickeln die sich aufgrund eines Zeitungsartikels."Bereits über 1,3 Millionen Bücher verkauft

Warum er mit dem Schreiben anfing? "Ich war 16 und habe mich unsterblich in eine 18-jährige Französin verliebt, für die ich Gedichte schrieb, ganz schreckliche im Übrigen." Wie lange er an einem Buch schreibt? "Von einem Monat bis zu mehreren Jahren." Das heißt, wenn er die teils sehr aufwändigen Vorarbeiten abziehe, benötige er für die Arbeit des Schreibens gar nicht mehr so viel Zeit. Dabei entwickelt Banscherus ein gerüttelt Maß an Disziplin: Morgens schreibe er ein paar Stunden, wonach er fix und fertig sei, wie er gestand, und am Nachmittag knöpfe er sich den ausgedruckten Text zum Korrigieren vor. Dass der Mann, der sich seit 1989 voll auf seine Arbeit als Schriftsteller konzentriert, längst gut davon leben kann, zeigen die beeindruckenden Verkaufszahlen sowie die Liste der Sprachen, in die seine Bücher übersetzt wurden. Rund 1,3 Millionen Exemplare hat Banscherus verkauft. Derzeit laufen Verhandlungen mit Regisseuren: Gleich an mehreren seiner Bücher haben Filmemacher ihr Interesse bekundet.

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