Krise am Klinikum Idar-Oberstein

Ärztemangel, personelle Wechsel im Chefarzt-Bereich, Vorwürfe wegen Mobbing und In trigen - das Klinikum Idar-Oberstein steht im Fokus des öffentlichen Interesses.

Idar-Oberstein. Möglicherweise werden die 1994 gegründete Abteilung Kinder-Knochmarkstransplantation (KMT) und das Knochenmarktransplantationszentrum für Erwachsene am Klinikum Idar-Oberstein geschlossen. Überlegungen in diese Richtung gibt es seit Jahren. Bei einer Podiumsdiskussion nahm Christoph Bendick, Verwaltungsdirektor des Klinikums, erstmals offiziell Stellung zu den Plänen. Er erläutert Hintergründe: "Die Zahl der Transplantationen ist rückläufig. 2007 waren es 27, 2009 werden es vermutlich nur noch 20 sein. Das liegt daran, dass bei bestimmten Krankheitsbildern mittlerweile andere medikamentöse Therapien möglich sind - ein Trend, der sich fortsetzen wird, sagen Experten.

Zudem erfordert der Betrieb der KMT, der einzigen in Rheinland-Pfalz, nach neuen rechtlichen Vorgaben drei Fachärzte im pädiatrisch/hämato-onkologischen Bereich: Der Chefarzt der Pädiatrie, Dr. Rainer Galaske, verfügte über die Zulassung, hat die Klinik aber mittlerweile verlassen. Sein Nachfolger ist auf andere Bereiche spezialisiert. Dr. Wenzel Nürnberger, Leiter der Kinder-KMT, sah beruflich keine Perspektive und hat bereits einen neuen Job in Siegen. Bendick dazu: "Wir hatten ihm eine andere Aufgabe im Haus angeboten, aber er will in seinem Bereich tätig bleiben." Das Klinikum zum Ende des Jahres verlassen wird auch Dr. Harald Biersack, Oberarzt der KMT.

Weiterhin Betreuung von Krebspatienten



120 Ärzte arbeiteten zurzeit in der Idar-Obersteiner Klinik. Wenn 14 seit Januar 2008 gekündigt hätten, bewege sich das im üblichen Rahmen, weist er Vorwürfe einer Kündigungswelle zurück. Was dem Verwaltungsdirektor wichtig ist: "Angesichts der 19 Spezialgebiete muss man nachdenken dürfen, wie zeitgemäß manches ist, ob man nicht andere Schwerpunkte setzt und Grundleistungen ausbaut."

Ein mögliches Aus der KMT bedeute lediglich, dass Transplantionen wegfielen. Für eine umfassende Betreuung von Krebspatienten stehe das Klinikum nach wie vor: "Gerade diesen Bereich, auch die Nachbetreuung, wollen wir stärken." Federführend soll hier der Nachfolger des früheren Chefarztes der Inneren - Dr. Gunter Bühler, der zum 1. Mai 2009 in Ruhestand ging - sein.

Der neue Chefarzt wird in den nächsten Tagen vorgestellt. Auch an der Besetzung der verwaisten Chefarzt-Stelle im Bereich der Gynäkologie sei man dran. Mobbing-Vorwürfe können er und auch die Betriebsratsvorsitzende Karola Fuchs nicht nachvollziehen: Das Klima sei gut. Das bestätigte auch der Ärztliche Direktor des Klinikums, Dr. Bernd Laufs: "Durch solche Unterstellungen wird Vertrauen zerstört. Das ist tragisch." Der Ärztemangel sei ein Problem: "Aber bei 5000 offenen Ärztestellen in Deutschland befindet sich unser Krankenhaus noch fast in einer komfortablen Position", so Bendick - zumal man hervorragende Ärzte zur Besetzung der freien Stellen an Land gezogen habe.

Die KMT-Problematik wird in einer Sitzung des Aufsichtsrats am Montag, 7. Dezember, erörtert. Idar-Obersteins Oberbürgermeister Bruno Zimmer dazu: "Wir als Aufsichtsratsmitglieder haben das Klinikum aufgefordert, ein Konzept vorzulegen, wie die KMT erhalten bleiben kann. Hier soll nichts zerschlagen werden. Beim Klinikum als wichtiger Säule unserer Infrastruktur müssen wir vorsichtig sein."

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