Kristall-Kugel und Zukunft im Blick

BERNKASTEL-KUES. Zum zweiten Mal wurde der Gewerbepreis der Stadt Bernkastel-Kues verliehen. Beim Gala-Abend in der Güterhalle "Forum Alter Bahnhof" überreichte Stadtbürgermeister Wolfgang Port den Preis an Theo Pastor, Seniorchef des ortsansässigen Traditionsunternehmens "Raumausstattung Pastor".

Das Objekt der Begierde: Eine original böhmische Kristall-(Welt)-Kugel aus Karlsbad mit eingeschliffenem Logo aus der Glaswerkstatt Hein & Rees aus Zeltingen-Rachtig ziert den Gewerbepreis. Die Güterhalle war komplett besetzt, rund 130 Gewerbetreibende und Gäste genossen den Gala-Abend bei Show, Tanz und einem erlesenen Themenbuffet des Gastronomischen Spiegels. Durch das Programm führte Schauspieler Stefan Bockelmann. "Der Gala-Abend ist die Einstimmung auf die Gewerbe- und Verkaufsausstellung von Handel und Handwerk am kommenden Wochenende", zeigte sich Port erfreut über den großen Zuspruch.Schlechte Zeiten, gute Aussichten

"Der Andrang der Aussteller ist in diesem Jahr besonders groß. Das lässt in uns, angesichts der landesweit schlechten wirtschaftlichen Gesamtsituation, die Hoffnung aufkommen, dass von dieser Ausstellung die notwendigen Impulse für Aufträge in Einzelhandel und Gewerbe ausgehen werden." Denn eines sei klar: Wer in einer freien Marktwirtschaft nichts mache, nicht nach außen aktiv sei, werde im hart umkämpften regionalen Wirtschaftsmarkt den Anschluss verpassen. In Zeiten, in denen täglich die Globalisierung ohne Rücksicht auf die Menschen fortschreite, könne auch die Entwicklung des städtischen und im Einzugsbereich der Stadt Bernkastel-Kues liegenden Einzelhandels nicht ohne Sorge betrachtet werden. "Wir brauchen eine Neuausrichtung der Städtebaupolitik in Deutschland, und wir brauchen vor allem den Strukturwandel in unserer Stadt", erklärte der Bürgermeister das begonnene "Stadtmarketing"-Projekt, für das 40 000 Euro im laufenden Haushalt zur Verfügung gestellt wurden. Er bat alle Einzelhändler und Gewerbetreibenden um Mitarbeit und Unterstützung. Schon immer habe es in der Stadt auch Menschen gegeben, die sich besonders für die Belange des Einzelhandels und des Handwerks eingesetzt haben. Die Gesellschaft brauche diese Menschen und ihr freiwilliges Engagement, auch als Vorbild für die Jugend. Als äußeren Dank für beispielhaften Einsatz stehe der Gewerbepreis, den in diesem Jahr Theo Pastor erhalte, sagte Port in seiner Laudatio. Lang ist die Liste seiner Verdienste: Pastor engagierte sich ehrenamtlich in Politik, Kultur und Wirtschaft, der Preisträger war Gründungsmitglied des Werbekreises, 25 Jahre im Vorstand und zehn Jahre Vorsitzender. Er war zudem Mitinitiator und Ideengeber des Weihnachtsmarktes und der Gewerbeschau. Darüber hinaus war der Preisträger Mitglied des Wirtschaftsausschusses der IHK sowie Stadtratsmitglied, wo er die Position des Mittelstandes vertrat. Fast 30 Jahre war Pastor Vorsitzender des Gesangvereins "Männerquartett". Mit Stolz nahm Pastor die Ehrung entgegen. Doch er nehme die Auszeichnung auch stellvertretend an, "für alle, die mich in der Vergangenheit unterstützt haben", betonte er in seiner Dankesrede. Dabei erinnerte er besonders an die verstorbenen "Mitstreiter" Gerhardt Engelbert und Hans Caspari, die sich ebenso um die Gründung des Werbekreises, die Gewerbeschau und den Weihnachtsmarkt verdient gemacht haben. Er wünsche sich weiterhin immer wieder Bürger, die bereit sind, sich für das Wohl der Stadt einzusetzen, so Pastor. "Denn funktionsfähige Gemeinschaften - ob in Gewerbe, Verein, Kultur oder Sport - sind das Herz einer Stadt. Wo dieses Herz nicht mehr schlägt, wird eine Stadt zur Geisterstadt".Gefahren für den Mittelstand

Günther Hees, der erste Preisträger vor zwei Jahren, ließ es sich nicht nehmen, noch einmal auf die großen Gefahren für den Mittelstand und den innerstädtischen Einzelhandel hinzuweisen. Mit größter Sorge verfolge er die Entwicklungen der letzten Monate. Er prangerte die Abschaffung des Rabattgesetzes an: "Es hat ein Vernichtungswettbewerb eingesetzt, der viele mittelständische Unternehmen in den Ruin treibt." Preisverfall und ganzjährige Rotstiftaktionen verunsicherten den Endverbraucher. Und während alle Parteien das Ausbluten und Veröden der Städte bedauerten, tue die Politik genau das Gegenteil von dem, was gemacht werden müsse, um das urbane Leben in den Städten und die Arbeitsplätze zu erhalten, sagte er mit besorgtem Blick auf die Zunahme von "Einkaufstempeln" außerhalb der Gemeinden. Die deutsche Stadtkultur werde dem Verfall preisgegeben und in "Disney-Scheinwelten" investiert. Hees bat alle in Verantwortung Stehenden, sich diesen Entwicklungen entgegen zu stellen, um den staatstragenden Mittelstand zu erhalten.

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