Kritik an Landscheider Seniorenheim

Landscheid · Fehler bei der Medikamentenvergabe, hohe Personalfluktuation: Angehörige beklagen sich über die Pflegeumstände im Seniorenheim in Landscheid. Auch der Landesbehörde, die für die Aufsicht von Senioreneinrichtungen zuständig ist, sind diese Klagen bekannt. Der Träger der Einrichtung widerspricht.

Die beiden Frauen, die nicht namentlich genannt werden möchten, sind aufgebracht. Beide haben ihre Mutter in der Evergreen-Senioreneinrichtung in Landscheid untergebracht und üben Kritik an dem Haus, das sich in Trägerschaft der Curanum-Gruppe befindet (siehe Extra):

Das sagen die Angehörigen: Beide Frauen beklagen, dass ihre Angehörigen nicht ausreichend gepflegt würden. Eine von beiden berichtet, dass ihre an Parkinson erkrankte Mutter zum Beispiel mehrfach aus dem Bett gefallen sei, weil das Gitter am Bett nicht ordnungsgemäß angebracht war. Einmal habe sich ihre Mutter bei einem Sturz so schwer verletzt, dass sie ins Krankenhaus gekommen sei. Allein im Januar sei sie fünf Mal auf den Kopf gefallen. Und: "Seit Oktober 2013 hat meine Mutter stark abgenommen, von 90 Kilo auf 52 Kilo."

Beide Frauen kritisieren, dass das Personal häufig wechsle. Dadurch sei es bereits zu Fehlern bei der Medikamentenvergabe gekommen. Es werde nicht ausreichend darauf geachtet, dass die Senioren ausreichend trinken. Und, so berichten beide Frauen, sei bereits häufiger Kleidung ihrer Mütter nach der Wäsche verloren gegangen oder vertauscht worden. Die Heimkosten seien zudem ohne vorherige Ankündigung erhöht worden.

Das sagt die zuständige Behörde: Der für die Kontrolle von Seniorenheimen zuständigen Heimaufsicht sind die Beschwerden bekannt. Das bestätigt Pressesprecher Matthias Bolch auf TV-Anfrage. Die zuständigen Mitarbeiter stehen sowohl mit den Angehörigen als auch mit der Einrichtung in Kontakt. Es habe auch bereits entsprechende Kontrollen gegeben. Auch gemeinsam mit dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen. "Weitere unangemeldete Anlassprüfungen sind kurzfristig vorgesehen", sagte Bolch.

Zudem sei im Februar eine Vereinbarung mit dem Einrichtungsträger über die Mängelbeseitigung abgeschlossen worden. Und: "Es erfolgt eine ständige Überwachung der Personalsituation und Personaleinsatzplanung. Die Einrichtung wurde zur Einhaltung der Qualitätsstandards und Führung eines Beschwerdemanagements aufgefordert", teilte der Pressesprecher mit. Zudem hatte das Seniorenheim in Landscheid, so die Behörde, in jüngster Vergangenheit Auflagen von der Behörde bekommen. Bolch: "Einvernehmlich mit dem Einrichtungsträger wurde eine Regelung über die beschränkte Aufnahme neuer Bewohner getroffen."

Das sagt der Träger der Einrichtung: In puncto Personal hat der Einrichtungsträger Maßnahmen ergriffen. Pressesprecherin Daniela Jachmich: "Der aktuelle Personaleinsatz ist zwar etwas zurückgegangen, jedoch liegen wir mit 2,03 Vollzeitkräften über den gesetzlichen Anforderungen. Um die Personalsituation zu verbessern, sind wir weiter auf der Suche nach Mitarbeitern. Zudem entwickelten wir ein neues Konzept für die Mitarbeitergewinnung, wodurch wir schon drei neue Mitarbeiter gewinnen konnten."

Um den Pflegestandard zu gewährleisten, gebe es in jeder Einrichtung der Gruppe, auch in Landscheid, einen Total Quality Manager, der "eine konstante Qualität gewährleistet". Jachmich: "Neben wöchentlichen Schulungen der Mitarbeiter zum Thema ,Sicherung der Qualität der Pflege' ist der Total Quality Manager regelmäßig vor Ort, um mit den Mitarbeitern und der Pflegedienstleitung geplante Maßnahmen abzuarbeiten. Ebenso werden bei diesen Besuchen Qualitäts-Checks durchgeführt."

Dass es derzeit eine Aufnahmebeschränkung gibt, verneint die Korian-Gruppe gestern: "Aktuell gibt es in der Einrichtung Landscheid keine Beschränkung in der Aufnahme neuer Bewohner. DiePflegefachkraftquote von 50 Prozent wird eingehalten, sodass wir uneingeschränkt Bewohner aufnehmen können. Unsere Regeln sehen vor, dass wir pro Woche nur einen Bewohner aufnehmen."

Die beiden betroffenen Angehörigen wollen diese von ihnen kritisierten Umstände nicht länger hinnehmen. Sie haben auf die Umstände reagiert und ihre Mütter in jeweils anderen Seniorenheimen untergebracht.
Extra


Der Curanum-Konzern beschäftigt nach eigenen Angaben rund 7250 Mitarbeiter und hat 76 Einrichtungen mit rund 7700 Pflegeplätzen und 2050 betreuten Wohnungen. Die Korian-Gruppe hat ihren Ursprung in Frankreich und übernahm 2012 rund 78,5 Prozent der Curanum-AG. red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort