Aus dem Archiv August 2019 Schwimmer sind mit Umbauplänen unzufrieden

Wittlich · Unter den regelmäßigen Nutzern des Wittlicher Vitelliusbads regt sich Unmut: Sie kritisieren die Pläne der Stadt, das marode Hallenbad gemeinsam mit dem Freibad in ein Kombibad umzubauen. Vor allem die durch den Neubau bedingte, komplette Schließung der Bäder wollen sie nicht hinnehmen.

 Das Freibad in Wittlich soll zu einem Kombibad mit dem Hallenbad umgebaut werden. Doch die Pläne stoßen auf Kritik.

Das Freibad in Wittlich soll zu einem Kombibad mit dem Hallenbad umgebaut werden. Doch die Pläne stoßen auf Kritik.

Foto: Klaus Kimmling

Das Wittlicher Hallenbad ist marode, die Technik so veraltet, dass sie nur noch notdürftig repariert werden kann und Ersatzteile kaum noch zu bekommen sind. Wegen der Vorgaben des Landes, auf dessen Zuschüsse die Stadt angewiesen ist, soll statt eines Neubaus des Hallenbads ein Kombibad aus Hallen- und Freibad errichtet werden, die Wasserfläche müsste dafür reduziert werden, um Betriebskosten zu sparen (siehe Info, der TV berichtete mehrfach).

Zu diesen Plänen kommt jetzt  Kritik auf. Ein Zusammenschluss von Schwimmern, die regelmäßig das Freibad nutzen, hat eine Unterschriftenaktion für den Erhalt des Freibads in seiner jetzigen Form gestartet.

Unter ihnen ist auch Bernhard J. Simon, Unternehmer und begeisterter Schwimmer. Für ihn zählt das Wittlicher Freibad mit seinem großen 50-Meter-Becken, Rutsche, Sprunganlage, Kleinkinderbecken und vielen weiteren Attraktionen sowie dem Blick auf die Weinberge zu den schönsten Freibädern in Rheinland-Pfalz. Simon: „Viele Bürger stellen sich aktuell die Frage, ob es wirklich erforderlich und wirtschaftlich sinnvoll ist, ein Freibad, das mindestens noch 20 Jahre genutzt werden kann, abzureißen und die Bevölkerung, Schulen, Vereine und sonstige Nutzer wie die Bereitschaftspolizei mehrere Jahre komplett auf ein Schwimmbad verzichten zu lassen.“

Kritik übt indes Hildegard Adams an der langen Zeit, die Hallen- und Freibad nicht genutzt werden können. „Da müsste eventuell  eine ganze Generation von Grundschulkindern auf das Schwimmbad verzichten“, sagt sie.

 Bernhard Simon erwähnt auch die bereits erfolgte Schließung des Schwimmbads auf dem Gelände der Bereitschaftspolizei in Wengerohr aus Kostengründen. Dies wurde geschlossen insbesondere mit dem Verweis darauf, dass die Stadt Wittlich über ein Hallen- und Freibad verfüge, das die Polizei zur Ausbildung ihrer Beamten mitnutzen könne. Im Falle einer vollständigen Schließung des Vitelliusbads gibt es daher heute keinerlei Ausweichmöglichkeit mehr, nicht nur für die Schulen und Vereine, sondern auch für die Polizei. Mit diesem Argument könne man, so Simon, vielleicht noch auf andere Fördertöpfe bei der Landesregierung zugreifen.

Wie Simon engagiert sich auch Ellen Stähr an der Unterschriftenaktion zum Erhalt des Freibads. Sie ist vor vier Jahren nach Wittlich gezogen, und auf Anhieb hat der passionierten Schwimmerin das Freibad gefallen. „Es war mit ein Grund, warum ich nach Wittlich gezogen bin“, sagt die Tierärztin.

Gemeinsam mit Simon, Hildegard Adams und Günter Laux hat Stähr  die Unterschriftenaktion initiiert, „um die Öffentlichkeit zu mobilisieren“. Im Bad seien viele Schwimmer, die berichteten, dass sie unzufrieden seien mit den Plänen der Stadt, sagen Stähr, Adams und Laux unisono.

Die Unterschriften, die die Schwimmer sammeln, wollen sie Bürgermeister Joachim Rodenkirch übergeben. Simon: „Wir möchten den neuen Stadtrat dazu bewegen, dass er die bisherigen Planungen bezüglich des Schwimmbads überdenkt und den Wünschen der Bürger anpasst. Das Freibad sollte zwingend in der bisherigen Form erhalten bleiben. Wenn die Stadt eine Erweiterung des bisherigen Angebots für die Bürger in Betracht zieht, dann sollte man besser auf ,Luxusoptionen’ wie Hubboden und Cabrio-Dach verzichten und stattdessen in einem neuen Hallenbad einen Wellnessbereich ergänzen, der dann an ein externes Unternehmen verpachtet wird.“

Simon sieht die geplante Schließung des Schwimmbads über mehrere Jahre auch aus sozialen Gründen kritisch. Viele seiner Mitarbeiter, so Simon, wohnen mit ihren Familien in Wittlich. „Für die Kinder ist im Sommer das Freibad eine sehr wichtige Freizeitmöglichkeit. Gerade wenn beide Elternteile arbeiten, sind die Familien darauf angewiesen, dass die Kinder fußläufig oder mit dem Fahrrad zum Schwimmbad gelangen können“.

Ein Vorschlag fürs Schwimmbad: Die Technik der beiden Bäder, die derzeit zusammenhängt, separieren, um Freibad und Hallenbad getrennt voneinander umbauen und nutzen zu können, sowie die Situation der Fördermöglichkeiten für einen Halenbadneubau oder -umbau  überprüfen und das Freibad in seinem Zustand belassen. Ein Bürgerbegehren strebt der Zusammenschluss der regelmäßigen Schimmbad-Nutzer derzeit nicht an.

Auch Andres Scholtes, der in Wittlich lebt und ebenfalls das Schwimmbad regelmäßig nutzt, kritisiert die Neubaupläne. Auch aus seiner Sicht sollte das Freibad erhalten bleiben. „Das Bad ist perfekt für die paar Monate im Sommer, in der es genutzt wird“, sagt Scholtes. Erst kürzlich habe er Besuch aus Hamburg gehabt, der nur den Kopf geschüttelt habe hinsichtlich der Umbaupläne. „Die Planungen geht an den Bedürfnissen der Leute vorbei“, sagt der 57-Jährige, der sich ebenfalls in die Unterschriften-Aktion einbringt. Aus seiner Sicht sind die jetzigen Pläne Verschwendung von Steuergeldern.

Hat diese denn, rein theoretisch, Aussichten auf Erfolg? Der TV hat bei der Stadt nachgehört.

„Die Grundzüge der Planung basieren auf dem Beschluss des Stadtrats vom 23. Juni 2016, der sich an den Vorgaben des Innenministeriums, die Wasserflächen zu reduzieren und das Bad energetisch zu sanieren, um die Betriebskosten zu minimieren“, so  Rainer Stöckicht, Pressesprecher der Stadt Wittlich. Stöckicht weiter: „In den jetzt vorliegenden Planungen sind die Vorschläge aus der Bürgerschaft, den schwimmbadnutzenden Vereinen, den Schulen und der Polizei berücksichtigt, sofern diese technisch und wirtschaftlich darstellbar waren.“ Darüber hinaus gestalte sich die Planung auf dem Gelände des Vitelliusbades sehr komplex, da die rechtlichen, technischen und geologischen Anforderungen an das Gelände eine Herausforderung darstellten. Weiterer Änderungsbedarf könnte sich gegebenenfalls durch den Fördergeber oder den Rechnungshof oder im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens ergeben.

„Seitens der Verwaltung wurde und wird das Projekt  mit einer offenen, transparenten Kommunikation und intensiven Bürgerbeteiligung  begleitet. Alle Vorschläge und Entscheidungen fanden in öffentlichen Sitzungen oder Veranstaltungen wie zwei Einwohnerversammlungen statt. Die Planung ist inzwischen so weit fortgeschritten, dass eine Umplanung oder Neuplanung das Projekt in seiner Gesamtheit infrage stellen würde“ teilt Stöckicht weiter mit.

Eventuelle Änderungen in der Planung würden Geld kosten, so Stöckicht, und führten zwangsläufig zu zeitlichen Verzögerungen. „Legt man die aktuelle Entwicklung der Preise auf dem Bausektor zu Grunde, muss man mit einer Kostensteigerung zwischen fünf Prozent und acht Prozent pro Jahr Verzögerung rechnen“, sagt Stöckicht. Die aufgelegten Förderprogramme von Bund und Land seien zeitlich befristet. Weitere zeitliche Verzögerungen im Projektablauf könnten folglich dazu führen, dass die Stadt die vorgegebenen Fristen für die Förderanträge nicht halten kann und damit die Gesamtfinanzierung des Projekts scheitern würde. „Da das Bad ohne Sanierung, Umbau oder Neubau aus sicherheitstechnischen und wirtschaftlichen Gründen nicht weitergeführt werden könnte, würde eine Schließung über einen längeren Zeitraum unumgänglich sein.“

Liebe Leserinnen, liebe Leser: Was wünschen Sie sich für das Vitelliusbad? Schreiben Sie uns Ihre Meinung in Kürze und senden Sie diese per E-Mail an mosel@volksfreund.de

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