Stadtplanung Anwohner wollen keinen „Klotz vor der Nase“

Wittlich · Der Widerstand gegen das geplante City-Hotel in Wittlich formiert sich: Eigentümer und Ladenbesitzer am Kurfürstenplatz reden Klartext.

 Konrad Becker (von links), Bärbel Hagmann und Heinz-Werner Steffen als Beirat der Eigentümergemeinschaft des Fürstenhofes sind über die Größenordnung der Hotelbaupläne vor ihrer Haustüre entsetzt.

Konrad Becker (von links), Bärbel Hagmann und Heinz-Werner Steffen als Beirat der Eigentümergemeinschaft des Fürstenhofes sind über die Größenordnung der Hotelbaupläne vor ihrer Haustüre entsetzt.

Foto: TV/Christian Moeri

Der Bauausschuss und der Stadtrat haben die Planungen für ein Cityhotel auf dem Kurfürstenplatz bislang mehr oder weniger im Einklang vorangebracht haben (der TV berichtete) – Gegenstimmen gab es nur aus der FWG-Fraktion. Nun firmiert sich auf Seiten der Immobilienbesitzer und Ladeninhaber am Kurfürstenplatz der Widerstand.
Insbesondere deutlich wurde das bei der jüngsten Sitzung des Bauausschusses der Stadt Wittlich. In der Einwohnerfragestunde kritisierte Stefan Pitsch, der gemeinsam mit seiner Frau Monika das Textilreinigungsunternehmen Clean4you in der Ladenzeile des Fürstenhofs betreibt, das Bauvorhaben vor seiner Ladentür. Neben der Sparda-Bank und der Barmer Krankenkasse sind im Fürstenhof noch weitere Unternehmen sowie Ärzte und das DRK angesiedelt. Der TV hat sich dort umgehört und zunächst die Wäscherei besucht.


Ladeninhaber „Wir können unser Geschäft an dieser Stelle schließen, wenn das Hotel gebaut wird“, erklärt Pitsch. Wenn vor seiner Nase ein großes Hotel gebaut werde, sei sein Geschäft von der Kurfürstenstraße aus nicht mehr sichtbar. Zudem würden durch den Hotelbau einige kostenlose Parkplätze vor seinem Laden wegfallen. „Wo sollen meine Kunden dann parken“, fragt Pitsch, der dem Hotelprojekt kritisch gegenübersteht – wie auch andere Ladeninhaber im Fürstenhof.

Arnold Thiex vom Unternehmen Internorm-Bauelemente, ebenfalls Mieter im Fürstenhof, erklärt: „Wenn das Hotel steht, sitzen wir hier wie vor einer Wand. Dann sieht uns von der Straße aus niemand mehr, und wir werden von der Bevölkerung nicht mehr wahrgenommen. Für uns wäre das ganz schlecht, und den Standort hier müssten wir wohl aufgeben.“ Dadurch gebe es jedoch Probleme mit den Pachtverträgen, die eine Laufzeit von zehn Jahren hätten, sagt Thiex.

Auch bei der Sparda-Bank, dem wohl größten Kundenmagneten im Fürstenhof, hegt man Bedenken: „Unsere Filiale wird in die zweite Reihe versetzt. Zudem verlieren wir kostenfreie Parkplätze“, sagt Konrad Steinert, Leiter der Liegenschaftsverwaltung bei der Sparda-Bank Südwest. „Deshalb haben wir die Sorge, dass unsere Kundenfrequenz sinkt, wenn Kunden nicht mehr kostenfrei parken können.“ Andererseits, sagt Steinert, könne ein ästhetisch anspruchsvoller Hotelbau den Kurfürstenplatz aufwerten. „Ich wünsche der Stadt Wittlich da in Zusammenarbeit mit den Architekten eine glückliche Hand.“ Nicht ganz so dramatisch, wenn auch nicht ganz unkritisch, sieht man das Vorhaben bei der Geschäftsstelle der Barmer Krankenkasse: „Existenziell sehen wir uns von dem Hotelbau nicht bedroht“, sagt Caroline Weber, erste Kundenberaterin der Barmer-Geschäftsstelle im Fürstenhof.

Im Gegensatz zu den anderen Geschäften, muss man sagen, würde der geplante Hotelbau die Sichtbarkeit der Barmer-Geschäftsstelle aus Richtung der Kurfürstenstraße allerdings nicht einschränken. Sie liegt aus Richtung der Straße gesehen im rechten Gebäudeflügel des Fürstenhofs und bekäme im Gegensatz zu anderen Geschäften der Ladenzeile das Hotel nicht direkt vor die Nase gesetzt. „Ein Nachteil ist aber, dass Parkplätze wegfallen. Einen echten Wettbewerbsnachteil sehen wir jedoch nicht“, sagt Weber.

Bewohner Oberhalb der Ladenzeilen ist im Fürstenhof eine seniorengerechte Wohnanlage mit 42 barrierefreien Eigentumswohnungen entstanden. Viele Eigentümer und Bewohner sind von den Plänen für ein City-Hotel ebenso wenig begeistert wie die Ladeninhaber unter ihnen. Bärbel Hagmann, Konrad Becker und Heinz-Werner Steffen vom Beirat der Eigentümergemeinschaft sprechen Klartext: „Weil er sich nicht einfügt, zerstört der geplante Hotelbau das Gesamtbild am Fürstenhof, das bislang außerordentlich schön ist“, sagt Hagmann. Die Hotelgröße sei überzogen und ein Abstand von bloß zehn Metern zum Fürstenhof zu gering.

 Hagmann: „Da kann sich einer aus dem Fenster lehnen und dem anderen in der Suppe rühren.“ So sieht es auch Steffen: „Mit etwas mehr Luft zwischen den Gebäuden wäre das okay. Aber in nur zehn Metern Entfernung erschlägt uns dieser Hochbau, der vier Meter höher geplant ist als der Fürstenhof.“ Dann erreiche viele Wohnungen kein Sonnenstrahl mehr, sagt Steffen. Am Fürstenhof entstehe so ein Hinterhof-Szenario, meint Becker. „Wir vermissen das Feingefühl und Gespür der Planer sowie der Ratsmitglieder, die bei der Planung nicht auf die Nachbarschaft schauen und den linken Flügel des Fürstenhofes komplett zubauen wollen. Wie kann man so einen Klotz vor ein Gebäude bauen, ohne überhaupt mal mit den Nachbarn zu sprechen“, fragt Becker.

Die Eigentümer, Ladeninhaber und Bewohner sind also empört darüber, dass man ihnen das Hotel so dicht vor die Nase setzen will. Darüber hinaus fürchten sie die Minderung des Wertes ihrer Immobilien. Im Planverfahren der Stadt haben sie eine Eingabe gemacht und den städtischen Gremien ihre Bedenken bezüglich der Nähe und der Größenordnung des geplanten Bauvorhabens mitgeteilt.

 Foto: Christian Moeris

Foto: Christian Moeris

Foto: TV/Christian Moeris

Im weiteren Verlauf des Verfahrens werden die Mitglieder des Bauausschusses und des Stadtrates die Eingaben der Bürger und Institutionen, sofern sie vorliegen, gegen die Interessen der Investoren abwägen.

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