Kritische Auseinandersetzung

Zur Scherl-Debatte dieser Leserbrief:

Im November 1938 bezeichnet Peter Kremer in seinem Artikel "Künstler der Heimat" im Wittlicher Tageblatt Hanns Scherl als einen "Oberscharführer in der Hitlerjugend", er spricht von einem "Kopf des Führers", den dieser für den Sitzungssaal des Wittlicher Kreishauses schafft. Scherl war zu diesem Zeitpunkt 28 Jahre alt. Ich weiß nicht, ob man einen jungen Mann dieses Alters in eine solche Position zwingen konnte, so wie die Kinder Mitglieder in der Hitlerjugend werden mussten. Sicher wird den später Geborenen das Verständnis eines Lebens unter der Diktatur schwer fallen. Was mich aber sehr nachdenklich stimmt, ist die sehr emotionale Ablehnung, über diese Tatsache zu diskutieren. Es scheint immer noch nicht möglich zu sein, sich offen mit den Verstrickungen in der Nazizeit zu beschäftigen. Deshalb erscheinen diese weiterhin als ein undurchdringliches Gewirr von Mitläufertum, erzwungener Teilnahme und wirklicher Überzeugung. Dass man sich als Leiter des Kulturamtes im Rahmen einer Ausstellungsanfrage mit dieser Vergangenheit des Künstlers auseinandersetzt, ist legitim. Ob es eine Ausstellung im Meistermann-Museum ausschließt, ist eine andere Frage. Vielleicht wäre es ein Gewinn für die ganze Stadt Wittlich, wenn das Werk Scherls in der Nazizeit auch Gegenstand einer kritischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit würde, auch im Rahmen einer Ausstellung. Marianne Bühler, Wittlich SCHERL-DEBATTE

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