Kröver Bierstreit: Winzer ziehen Boykott zurück

KRÖV. Der Kröver Bier-Wein-streit ist mit dem Beschluss des Gemeinderates vom Donnerstagabend (der TV berichtete) zwar beendet, im Ort gärt es aber weiter. Die Winzer sind verärgert, dass der Rat ihren Antrag, kein Bier auszuschenken, ablehnte. Die Winzer ziehen zwar ihren angedrohten Boykott fürs Trachtenfest zurück, denken aber darüber nach, bei der nächsten Kommunalwahl eine Winzerliste aufzustellen.

 Bereits während der Fernseh-Livesendung "Reiss und Leute" am Tag vor der Ratssitzung wurde heftig gestritten. Links "Bierverfechter" Rüdiger Löwen, vorne rechts die "Biergegner" Ortsbürgermeister Elmar Trossen und der Ortswinzervorsitzende Otto Schnitzius. Foto: Winfried Simon

Bereits während der Fernseh-Livesendung "Reiss und Leute" am Tag vor der Ratssitzung wurde heftig gestritten. Links "Bierverfechter" Rüdiger Löwen, vorne rechts die "Biergegner" Ortsbürgermeister Elmar Trossen und der Ortswinzervorsitzende Otto Schnitzius. Foto: Winfried Simon

Die Enttäuschung war den Winzern am Donnerstagabend ins Gesicht geschrieben. Irgendwie hatten sie zwar damit gerechnet, dass der Gemeinderat seinen bereits im November 2005 gefassten Beschluss, dass die Gemeinde beim Trachtentreffen einen Bierstand betreiben soll, bestätigen würde. Doch dass nur zwei Ratsmitglieder für ihre Interessen stimmten, das war doch mehr als bitter. Gestern Morgen traf sich der TV mit den Vorstandsmitgliedern des Winzerverbandes Otto Schnitzius, Bernd Hermes, Bruno Römer und Georg Hermes. Sie hatten bereits am Abend zuvor beschlossen: "Wir helfen trotzdem beim Trachtenfest mit, Wein werden wir dort aber nicht verkaufen. Winzervorsitzender Otto Schnitzius: "Keiner soll uns Profitgier vorwerfen können." Georg Hermes ergänzt: "Wir haben das gemacht, wofür wir gewählt wurden. Wir haben versucht, die Winzerinteressen zu vertreten. Dabei sind wir gescheitert. Wir lassen uns aber lieber prügeln, als uns vorwerfen zu lassen, wir hätten nichts getan." Solidarität mit dem Ortsbürgermeister

Wie enttäuscht die Winzer sind, wird an der Aussage von Bruno Römer deutlich: "Nach dem Ratsbeschluss habe ich mich erstmals unwohl gefühlt, ein Kröver zu sein." Dass sie trotz ihrer Boykott-Androhung nun doch ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen werden, sehen die Winzer auch als Solidaritätserklärung mit Bürgermeister Elmar Trossen und Ratsmitglied Günter Müllers (er ist der einzige aktive Vollerwerbswinzer im Rat). Sie hatten als einzige gegen den Bierausschank gestimmt. Bernd Hermes: "Wir lassen die beiden nicht im Regen stehen." Otto Schnitzius, Bernd und Georg Hermes sowie Bruno Römer sehen ihre Interessen vom Gemeinderat nicht mehr vertreten. Otto Schnitzius: "Wir müssen uns überlegen, ob wir nicht bei der nächsten Kommunalwahl eine eigene Winzerliste aufstellen." Die Enttäuschung der Winzer ist auch deshalb so groß, weil sie kurz vor der Ratssitzung der Gemeinde ein großzügiges finanzielles Angebot gemacht hatten. Die Gemeinde rechnet damit, mit dem Bierverkauf 3000 Euro Gewinn zu machen - 2500 Euro mit dem Ausschank, 500 Euro will die Brauerei spendieren. Und genau 3000 Euro wollten die Winzer aus der eigenen Tasche bezahlen, wenn die Gemeinde aufs Bier verzichtet. Nach diesem Angebot wurde die Sitzung für zehn Minuten unterbrochen. Danach ließ Ortschef Trossen abstimmen, das Ergebnis ist bekannt. Zuvor hatte Rüdiger Löwen vehement für den Bierausschank plädiert - vor allem aus finanziellen Erwägungen. Er wisse, dass die Brauerei mit anderen Zahlen kalkuliere. Weit mehr als 3000 Euro seien mit Bier zu verdienen. Den Antrag der Winzer bezeichnete Löwen als "starkes Stück." Ratsmitglied Bernward Helms-Derfert legte nach und meinte zum 3000-Euro-Angebot der Winzer: "Wir sind doch nicht käuflich." Die Winzer vermuten, dass der finanzielle Aspekt gar nicht die große Rolle spielt, vielmehr, so Hermes, stünden andere Interessen im Vordergrund. Hermes: "Man versucht offenbar einen Keil ins Dorf zu treiben. Wir Winzer lassen uns aber nicht spalten. Das zeigen wir auch, indem wir beim Fest helfen." Schließlich verweisen die Winzer auf den Turnverein Kröv, der den Mitternachtslauf ausrichtet. Vor Jahren hatte der Verein ein 10 000-Mark-Angebot einer Brauerei ausgeschlagen. Bier passe nicht zu dieser Veranstaltung, hieß es.

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