Kugel stoppt ausgebüxten Riesenvogel

Die Polizei hat einen der Nandus erschossen, die am Freitag aus einem Gehege zwischen Platten und Zeltingen-Rachtig ausgerissen waren. Der flugunfähige, 1,70 Meter große Vogel war auf viel befahrenen Straßen herumgelaufen. Die Polizei sah keine andere Möglichkeit, die Gefährdung von Auto- und Motorradfahrern zu stoppen.

Platten/Zeltingen-Rachtig. Großen Aufruhr haben die beiden 1,70 Meter großen Nandus verursacht, die bereits am vergangenen Freitag aus einem Gehege an der Straße zwischen Platten und Zeltingen-Rachtig ausgebüxt waren. Die Polizei sah sich gezwungen, einen der beiden südamerikanischen Vögel, die Emus ähneln, gestern zu erschießen.

Die beiden Tiere waren immer wieder auf der Straße herumgelaufen und hatten Autofahrer erschreckt. Zahlreiche Anrufer hätten gemeldet, dass sie durch die Tiere gefährdet worden seien, berichtet die Polizei. Mal waren die flugunfähigen Vögel direkt beim Gehege auf der viel befahrenen B 50 am Zeltinger Berg aufgetaucht. Mal wurden die bis zu 60 Stundenkilometer schnellen Tiere einige Kilometer weiter auf der L 55 bei Ürzig gesichtet.

Doch die Nandus sind nicht nur schnell, sie sind auch scheu und können gut Haken schlagen. Diese Kombination führte laut Polizei dazu, dass ihre Versuche, die Tiere mithilfe des Halters einzufangen, scheiterten.

Ständige Kollisionsgefahr auf vielbefahrener Straße



Am Mittwochabend war die Situation auf der B 50 laut Polizei so prekär, dass sie zusätzlich zu den warnenden Beamten den Verkehrsfunk einschaltete und Gefahrenschilder aufstellte. Das nutzte jedoch nichts: Die Vögel verschwanden in unbekannte Richtung.

Gestern Morgen hat sich die Situation laut Polizei zugespitzt. Einer der Nandus irrte auf der B 50 herum. Ständig bestand die Gefahr, dass das 30 Kilo schwere Tier mit einem Auto kollidierte. Als es in den Wald lief, wurde es per Schuss gestoppt. Ein Polizist hat es mit der Dienstwaffe erschossen.

Polizeisprecher Helmut Kaspar sagt: "Das war die einzige Möglichkeit, Gefahr für Leib oder Leben der Verkehrsteilnehmer abzuwenden." Kaspar sagt auch, dass es ihm leidtue, dass die Polizei nicht anders habe handeln können.

Löcher im Zaun wegen Wildschweinen



Auch Tierhalter Alfred Kappes hatte keine andere Möglichkeit mehr gesehen. Zum Betäuben mit einem Gewehr kommt man seiner Meinung nach nicht nah genug an die Tiere heran. "Sicherheit geht vor", sagt der Betreiber eines Zoogeschäfts, der die namenlosen Nandus seit sechs Jahren hält, weil er sie schön findet.

Aus dem Gehege seien die handzahmen Tiere am Freitag durch ein Loch im Zaun entwischt, sagt Kappes. Die Schuld an diesem Loch gibt er den Wildschweinen. Kappes: "Täglich müssen wir Löcher im Zaun reparieren. Die Schweine heben den Zaun mit ihrer Schnauze einfach hoch, auch Stacheldraht hilft da nicht." Damwild, das Kappes an gleicher Stelle hält, sei ihm auf diese Weise ebenfalls schon entwischt.

Polizei bittet Autofahrer um Vorsicht



Der Tierhalter fühlt sich mit dem Problem alleingelassen. Niemand fühle sich zuständig, niemand zahle für die Zaunschäden. Reißen die Tiere aus, muss er für sie haften. Kappes bangt derweil um das zweite seiner drei Nandus. Es ist immer noch auf der Flucht. Die Polizei bittet die Autofahrer deshalb weiter, im Raum Platten, Wengerohr, Ürzig und Zeltingen vorsichtig zu sein. Extra Touristenmagnet Nandu Nandus sind flugunfähige Vögel und gehören wie Emus und Strauße zur Gattung der Laufvögel. Ursprünglich sind die bis zu 1,70 Meter großen Vögel in Südamerika beheimatet, doch offensichtlich fühlen sie sich auch in hiesigen Breiten wohl. Nachdem drei Paare der Art vor zehn Jahren aus einem Zuchtgehege in Schleswig-Holstein ausgebrochen waren, vermehrten sich die Tiere, die nicht gejagt werden dürfen. Sie bilden heute in Mecklenburg-Vorpommern eine auf 200 Individuen geschätzte Kolonie, die Touristen anlockt. (mai)

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