Kultiviert, experimentell und ein Mosel-Export

Morbach · Sie spielt Klavier, sie singt, und probiert gerne aus, was die Musik mit dem Körper macht und wie sich die Stimmung im Raum verändert. Zeigen, dass sie musikalisch ist, braucht Hilde Kappes dabei nicht. Ihre Stimme, die man auch an der Oper hören könnte, überzeugt. Spannend sind ihre Begleitinstrumente, ein Abflussrohr oder auch mal leere Flaschen.

 Die leidenschaftliche Musikerin Hilde Kappes, hier auf einer Archivaufnahme, tritt am Samstag in Morbach auf. Foto: privat

Die leidenschaftliche Musikerin Hilde Kappes, hier auf einer Archivaufnahme, tritt am Samstag in Morbach auf. Foto: privat

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Morbach. Eine gute Portion Neugier sollte man mitbringen, wenn man am Samstag, 17. Oktober, zu Kunst im Gewächshaus nach Morbach kommt. Denn es gibt gute Chancen, Musik zu hören, wie man sie sonst kaum geboten bekommt: Hilde Kappes ist zu Gast. Die in Bernkastel-Kues geborene Künstlerin, die ihre ersten musikalischen Schritte bei Erna Mohrs im Klavierunterricht gemacht hat, ist inzwischen eine mit vielen Preisen ausgezeichnete Musikerin.
Über Köln nach Wien


Zu ihren Anfängen erklärt sie: "Neben der Technik hat es Erna Mohrs verstanden, den Ausdruck, die Musikalität und das Gefühl beim Spielen zu vermitteln." Da sie neben der Musik auch tanz- und schauspielbegeistert war, führte sie ihr Weg über Köln nach Wien zum Rhythmik-Studium, in dem sie viel zu den Themen Musik und Bewegung gelernt hat. "Es hat mir die Interaktion und Improvisation näher gebracht, wir sind beispielsweise mit verschiedenen Materialien wie Zeitungen oder Stoff musikalisch in Beziehung getreten und haben damit getanzt. Auch Figurentheater war dabei", sagt die Künstlerin weiter. Traditionell singen könnte Hilde Kappes auch, denn ihre Stimme würde auch in der Oper gut klingen, aber sie ist der Meinung, dass "schon so viele normal singen, warum soll ich das auch noch machen?" Deshalb hat sie zunächst auf Pappröhren Musik gemacht, inzwischen spielt sie auf einem Abflussrohr, das sie seit 25 Jahren begleitet und das sie auf einer Baustelle gefunden hat. Ein bis zwei Töne kann sie darauf produzieren, je nachdem, wie sie ihre Hand daran setzt. Zeigen möchte sie damit, was man aus einem einfachen Rohr herauszaubern kann, wenn man dazu singt. "Die Lust an der Musik kommt dabei rüber. Und der Rhythmus der Welt lässt sich hervorragend auch nur mit einem Ton darstellen, gerade wenn die Stimme in einer bestimmten Skala darüber singt."
Jazz, anders interpretiert


Abwechslungsreich ist das Programm auch, wenn sie Jazzstandards in ihrer eigenen Version interpretiert. Bei Autumn Leaves beispielsweise hört man die Stimme eines alten Mannes mit einer jungen Geliebten. In ihren Liedern geht es oft um Beziehungen, das können auch mal japanische sein. In ihren Workshops arbeitet sie viel mit Klischees, beispielsweise erarbeitet sie mit ihren Teilnehmern, wie ein russischer Mafiaboss klingen könnte oder eine ältere Dame.
"Um Charaktere und Stimmungen geht es in meiner Arbeit", sagt Hilde Kappes zusammenfassend. Zurück an die Mosel kommt sie gerne, denn der Fluss und die Landschaft haben etwas geschlossenes, beschützendes für sie, aber auch eine soziale Kontrolle, weshalb ihr Verhältnis zwiegespalten ist. Wünschen würde sie sich, einmal beim Mosel Musikfestival zu spielen und hier ihre Musik vor einem großen Publikum zu präsentieren.
Mit ihrem Programm "Der Humor der Stimmen und der Klang der Dinge" ist Hilde Kappes am Samstag, 17. Oktober, um 20 Uhr bei Kunst im Gewächshaus in Morbach zu sehen. Karten gibt es im Vorverkauf für zwölf Euro bei der Tourist-Information Morbach, Telefon 06533/71117, und der Gärtnerei Berg in Morbach, Telefon 06533/3548, sowie an der Abendkasse für 14 Euro. Am Dienstag, 20. Oktober, bietet sie einen Workshop "Stimme und Präsenz" an, am Mittwoch, 21. Oktober, sind Stimme und Identifikation Kursthema, jeweils 19 bis 22 Uhr. Weitere Infos per E-Mail an hildekappes@gmx.net

Extra

Hilde Kappes wurde 1964 in Bernkastel-Kues geboren und hat in Wien an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Rhythmik studiert. Sie moderierte in Andre Hellers Variete Show in Berlins Theater Wintergarten und wurde für weitere Bühnenauftritte in Deutschland, Frankreich, der Schweiz und Österreich engagiert. Bei Festivals, Literaturtagungen, Kongressen und Projekten war sie eingeladen. Ausgezeichnet wurde sie unter anderem mit dem Kleinkunstpreis "Prix Pantheon" oder dem "Düsseldorfer Handelsblatt Preis". chb

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