Kultur dort, wo sie gebraucht wird

Seit 2000 arbeitet Theo van de Poel im St. Elisabeth-Krankenhaus Wittlich als Musiktherapeut. Doch diese Tätigkeit reicht ihm nicht aus. Er versucht, Kultur mit ihren vielen unterschiedlichen Facetten im Krankenhaus zu integrieren.

Wittlich. (noj) Pressetermine finden häufig in sachlicher Atmos phäre in einem Büro an einem Schreibtisch statt. Bei Musiktherapeut Theo van de Poel ist das anders. In einem Stuhlkreis - umgeben von unterschiedlichen einfachen Musikinstrumenten - beginnt das Gespräch. Etwas von dieser lockeren Atmosphäre möchte der Musiker auch in den Krankenhausalltag bringen. Aus diesem Grund hat er in den vergangenen Jahren bereits sehr erfolgreich die Klinikkonzerte initiiert. "Wir bringen die Kultur dahin, wo sie gebraucht wird." Dabei war seine Idee, dass der Kranke und seine Angehörigen und Besucher etwas gemeinsam unternehmen können. "Die eigene Frau ist im Krankenhaus Besuch", schildert er die eigentlich absurde Situation. Verschiedene Musiker zu begeistern fiel ihm dabei nicht schwer. Alle würden kostenfrei auftreten, dafür hätten sie die Möglichkeiten, bei den Konzerten neue Wege zu gehen und das eine oder andere Experiment zu starten. Unter den Musikern sind auch häufig Mitarbeiter des Hauses. Das ist auch ganz im Sinne des Musiktherapeuten.

"Jeder Mitarbeiter ist ein Kulturfaktor", erklärt er sein breit gefasstes Bild von diesem Begriff. Jeder könne dazu beitragen, eine persönliche Atmosphäre zu schaffen. Dies sei wichtig für den Genesungsprozess der Patienten. Deshalb ist er noch einen Schritt weitergegangen und hat mit Schülern der Krankenpflegeschule eine Woche lang an einem Projekt gearbeitet, um mehr Farbe in den Krankenhausalltag zu kriegen. So schmückte beispielsweise für ein paar Wochen ein Ausschnitt aus Michelangelos Deckengemälde aus der Sixtinischen Kapelle in Florenz die Eingangstür. An anderen Stellen hängen von den Krankenpflegeschülern gestaltete Skulpturen, sogenannte Nanas, bunte korpulente Figuren. Auch Bilder, die die Aufzugdecke schmücken, sollen sind eigens für die Kranken angebracht. Von de Poel freut sich auch, wenn Kollegen aus dem Krankenhaus selbst die Initiative ergreifen. So habe beispielsweise eine Schwester den Garten der Sinne zusammen mit Patienten gestaltet. An anderer Stelle ist eine mit bunten Farben aufgewertete Fototapete zu sehen.Extra Theo van de Poel: Geboren 1966 in Hillegom, Niederlande, Studium der Musiktherapie, seit 2000 in Deutschland und tätig am St. Elisabeth-Krankenhaus in Wittlich. Van de Poel ist verheiratet und hat drei Kinder. Er ist auch als Musiker tätig und spielt in einem Ensemble. (noj)

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