Kunst an den Pranger gestellt

Der Herrsteiner Ortskern ist urig, und mancher stellt sich dort in historischer Atmosphäre aus Spaß an den Pranger. Nun stand das mittelalterliche Strafwerkzeug im Mittelpunkt einer Kunstperformance. In diesem Zusammenhang gibt es bis zum 31. Mai eine Ausstellung im Foyer der Verbandsgemeindeverwaltung Herrstein.

Herrstein. (vm) Der Verein Atelier-Straße hatte am Freitag zu einer außergewöhnlichen Performance nach Herrstein geladen. Anlass: Es war der Auftakt zur Ausstellung "Am Pranger". Die Künstler stellten auf dem Schlossplatz in Herrstein die Elemente der Kunst selbst an den Pranger. Diese Kunstaktion stellte eine ganz besondere Überleitung zu der sich anschließenden Ausstellung in den Räumlichkeiten der Verbandsgemeindeverwaltung Herrstein dar.

An der Aktion und Ausstellung beteiligt sind Ilka Szazs, Ilona Brombacher, Evelyn Schwarz, Andrea Schwarz, Susanne Kartarius, Martin Lehmann, Roland Göttert, Kornelia Doll, Karin Waldmann sowie alle weiteren ausstellenden Künstler der Atelier-Straße. Die Exponate in der Kunstausstellung im Foyer der Verbandsgemeindeverwaltung sind noch bis 31. Mai zu sehen. Malerei, Grafik, Skulpturen sowie Objekte aus dem Bereich der Installation können von Interessierten während der Öffnungszeiten der Verwaltung betrachtet werden. Kornelia Doll erläutert: "Wir wollten keine klassische Laudatio und gehen mit unserer Performance ungewöhnliche Wege. Die Generalprobe am Sonntag war schon mal eine tolle Sache. Der historische Herrsteiner Ortskern eignet sich ganz hervorragend für solche Aktionen." Oft werde Kunst aufgrund mangelnder Kenntnis und fehlender Fantasie der Betrachtenden verurteilt und an den Pranger gestellt oder ideologisch als entartet eingestuft. Dabei sei es doch gerade die Kunst, die den Einklang des Geistes mit seiner Umwelt fixiere. Kunst sollte jedoch auch mehr als Kreativität sein. Sie könne auch Meinung, Signatur der Zeit sein, sich einmischen und mit ihren Mitteln den Betrachter zum Nachdenken anregen.

Die Anklageschrift verlas Staatsanwalt Reinhold Schmudde, durch Aufführungen im Idar-Obersteiner "Theaterchen" bekannt. Allzu brutal wurde das Ganze im Ortskern nicht: Denn jener, der die Freiheit der Kunst anprangert, würde danach selbst in Ketten gelegt.

Die Philosophie des Vereins zielt auf Präsentation, Innovation und Kommunikation. In erster Linie soll der Stellenwert der Bildenden Kunst in der Region gefördert werden. Das extrem breite Spektrum bildnerischen Schaffens spiegelt sich in der individuellen visuellen Ausdrucksform der Mitglieder. Aktuelle und nachhaltige Themen werden in intensiven Gesprächsrunden aufgenommen, diskutiert und bildnerisch umgesetzt.

Die hohe Leistungsfähigkeit der Künstlergruppe zeigt sich in zahlreichen Ausstellungen in und außerhalb der Region. Auch Kunst-Aktionen bei Veranstaltungen wie dem Raderlebnistag in Fischbach gehören zum Spektrum der Atelier-Straße.

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