Kunst aus Pflugscharen

Zwei Herzen schlagen in seiner Brust: Diplomdesigner und Metallbildhauer Hubert Kruft bewegt sich zwischen den Grenzbereichen Kunst und Kunsthandwerk. Kunst aus Stahl macht er aus Lust und Liebe, Dekoratives aus Kupfer für Haus und Garten zum Broterwerb.

Blickfänger in Bleialf: Hubert Kruft lässt einen VW Käfer schweben. TV-Fotos: (2) Sybille Schönhofen

Blickfänger in Bleialf: Hubert Kruft lässt einen VW Käfer schweben. TV-Fotos: (2) Sybille Schönhofen

Die Grätenfische von Hubert Kruft sind bei Ausstellungen eine Attraktion.

Die Grätenfische von Hubert Kruft sind bei Ausstellungen eine Attraktion.

Niederprüm. Unter den Füßen knirscht der feine weiße Kies, zwischen Bäumen, Hügeln und an Teichen vorbei flanieren Touristen mit Kameras und machen Fotos von Büffelköpfen und überdimensional großen Spinnen, Libellen, Schmetterlingen und Fischen. Tiere aus Metall, ausgestellt in Hubert Krufts Skulpturenpark hinter seinem Haus in Niederprüm. Auf der 20 000 Quadratmeter großen Fläche präsentiert der Diplomdesigner seine Werke aus Kupfer und Stahl.
Kruft unterteilt sie in zwei Kategorien. Das eine ist Kunst, das andere ist Kunsthandwerk, womit er Hübsches zur Dekoration von Haus und Garten meint. Die Kunst macht Kruft, weil es Spaß macht, das Kunsthandwerk, um Geld zu verdienen.
Hubert Kruft, 1951 in Trier geboren und in Prüm aufgewachsen, ist Schmied in fünfter Generation. Vom Ururgroßvater bis zu seinem Vater haben seine Vorfahren in der Niederprümer Dorfschmiede noch Pferde beschlagen. Als Hufeisen schließlich nicht mehr so gefragt waren, begann der Vater mit Gittern und Geländern und sein Sohn ging bei ihm in die Lehre. Hätte ihn jemand gefragt, hätte er geantwortet, dass ihm Eisen viel zu kalt ist und er lieber mit Holz arbeiten würde. Heute sieht er das anders: "Ich bin froh, wie es gekommen ist. Es ist toll mit Eisen umzugehen, weil es so vielfältig ist."
Nach der Lehre trat Kruft 1969 in die Schmiedeklasse an der Fachhochschule Aachen ein, damals noch Werk- und Kunstschule. Den Anstoß, Kunst machen zu wollen, gab ihm aber erst eine Begegnung mit dem Bildhauer Günther Mancke, als er Mitte der siebziger Jahre mit ihm die kupfernen Pferde schuf, die vor der Kreisverwaltung in Bitburg stehen. Seinen Plan, die Kunstakademie in Berlin zu besuchen, musste Kruft jedoch wegen der Übernahme des väterlichen Betriebs aufgeben.
Dennoch setzte sich die Kunst durch. In den Jahren nahm Kruft immer mehr Abstand zu den klassischen Schmiedearbeiten und widmete sich stattdessen der Metallbildhauerei.
Während er in der Werkstatt arbeitet, übernimmt seine Frau den Verkauf in dem neuen Anbau, der Werkstatt und Wohnhaus angeschlossen ist. Zu meditativer Hintergrundmusik stöbern Kunden und Neugierige zwischen Hunderten Kupferfiguren, die alle thematisch in den Garten passen: Insekten, Vogelhäuser, Wetterhähne, Angler.
Krufts Herz aber schlägt vor allem für seine Skulpturen aus alten Ackergeräten. Pflugscharen, Hacken, Sensen und Maschinenbauteile schweißt er zu stilisierten Fischen, Büffelköpfen, Segelschiffen, Zaunguckern, Menschengruppen und apokalyptischen Figuren zusammen.
Seine kreativste Phase hat der 60-Jährige immer kurz vor Vollmond. Die stets eintretende innere Unruhe führt dazu, dass er zwei Tage kaum die Werkstatt verlässt, mit dem Resultat, dass immer etwas Neues in der Zeit entsteht.
So wie die Idee zu seinem bisher größten Projekt, das er 2008 neben dem Gemeindehaus in Bleialf realisierte: Ein schwebender VW-Käfer. Knallrot thront er am Ende einer Achse, sieben Meter über dem Boden, in der Waage gehalten durch Motor und Getriebe, die auf der Verlängerung der Achse sitzen.
Andere Werke zeigt Kruft bei Ausstellungen, an denen er sich jährlich beteiligt. Einzelausstellungen lehnt er ab. Er sei zu menschenscheu, um bei Vernissagen Reden zu halten. "Ich möchte meine Arbeiten ausstellen und nicht mich", sagt er.
Und doch möchte er gerne etwas von seiner Familie in der Öffentlichkeit zeigen - allerdings rein Berufliches: Um das Schmiedehandwerk darzustellen, plant Kruft die ursprüngliche Schmiede in der St.-Vither-Straße zu einem Museum herzurichten.
Info: www.skulpturenpark-kruft.de, St.-Vither-sStraße 62, 54595 Niederprüm, Telefon: 06551/981638
Derzeit ist Hubert Kruft an mehreren Ausstellungen beteiligt: Bis zum 31. Juli zeigt er Segelschiffe aus Ackergeräten im Prümer Regino Gymnasium im Rahmen der Ausstellung der Europäischen Vereinigung Bildender Künstler aus Eifel und Ardennen (EVBK). In Köln ist er zum 4. Mal bei "Rheinblicke-Einblicke" im Schlosspark Stammheim mit einem Büffelkopf dabei und in Belgien mit "Grätenfischen" vertreten. Vom 5. bis 7. August stellt Hubert Kruft in der Töpferei Serocka in Kelberg/Köttelbach aus. In Monschau ist eine Gruppe "Grätenfische" unter der Brücke vor dem Roten Haus fest installiert. sys

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