Kunstvolle Fäden aus haariger Masse: Handspinngruppe Eifel-Mosel-Hunsrück pflegt eine jahrtausende alte Tradition

Zeltingen-Rachtig · Die Handspinngruppe Eifel-Mosel-Hunsrück pflegt eine jahrtausende alte Kunstfertigkeit. Frauen aus der Region kommen dort zusammen, um in geselliger Runde zu spinnen, wozu auch Leute, die handarbeiten, willkommen sind.

 Johanna Fürst (rechts) fährt fast 60 Kilometer zu den Treffen der Handspinngruppe um Katrin Sonnemann. TV-Foto: Ursula Schmieder

Johanna Fürst (rechts) fährt fast 60 Kilometer zu den Treffen der Handspinngruppe um Katrin Sonnemann. TV-Foto: Ursula Schmieder

Foto: (m_mo )

Zeltingen-Rachtig. Die Spinnräder surren eifrig und die Frauen hantieren entspannt mit ihrer Wolle. Faser für Faser lassen sie sie zwischen ihren Fingern hindurch gleiten - so wie es Generationen von Spinnerinnen vor ihnen taten. Meist nutzten Frauen lange Winterabende, um Tierwolle oder Pflanzenfasern zu verspinnen. Aus Wollfäden strickten sie Strümpfe und Pullover oder verarbeiteten sie am Webstuhl. Ebenso wie Hanf, eine robuste Pflanzenfaser für solide Arbeitskleidung, oder feinere Flachsfasern für Leinen-Tücher.
In der Handspinn- und Handarbeitsgruppe Eifel-Mosel-Hunsrück (siehe Extra) sind daher auch Leute, die stricken oder häkeln, willkommen. Der 2007 von Ute Grunwald und Katrin Sonnemann gegründete Treffpunkt richtet sich an alle, die sich Handarbeiten oder "der alten, neu entdeckten Kunst des Handspinnens verschrieben haben". Regelmäßig nutzen das etwa sieben Frauen aus Bernkastel-Kues, Zeltingen-Rachtig, Plein, Manderscheid, Pillig bei Burg Eltz und Ralingen an der Sauer. Von dort fand Johanna Fürst zu der Gruppe. "Ich stricke sehr gerne und wollte unbedingt das Handspinnen erlernen", schwärmt sie von der Gruppe, die ihr alles beibrachte und ein Leihspinnrad zur Verfügung stellt.
Sonnemann machte schon etliche Spinnräder wieder flott und gibt ihr vor vielen Jahren selbst angeeignetes Wissen bereitwillig weiter. Anfangs arbeitete sie mit einer Handspindel und ihr allererstes Spinnrad kam ihr abhanden, bevor sie es nutzen konnte. Ihr Vater wollte es überarbeiten lassen, ließ er es aber versehentlich am Wegesrand stehen, was er aber dann mit einem funkelnagelneuen Spinnrad gutmachte. Seine Tochter begeistert an der tausende Jahre alten Handspinnkunst vor allem der Rohstoff selbst. Es fasziniert sie, "wie aus einer haarigen Masse ein Faden wird" und sich die anfangs noch gar nicht verspinnbare Wolle dabei verändert.
Besondere Termine sind Museumsfeste oder Bauernmärkte, bei denen die Frauen ihr Hobby vorführen, und bundesweite Spinntreffen mit mehr als 200 Teilnehmern. Laut Sonnemann hat sich eine regelrechte Spinnszene etabliert - sogar mit Facebook-Seite. Bei den wöchentlichen Treffen stehe aber "der Spaß an der Sache" im Vordergrund. Wer sich dafür interessiere, müsse daher nicht fürchten, nicht perfekt genug zu sein. Sie freuten sich jederzeit über "neue Teilnehmer, die mit uns spinnen und handarbeiten wollen", was selbstverständlich kostenlos sei. ursExtra

Die Handspinngruppe trifft sich wöchentlich abwechselnd an zwei Orten: jeden ersten und dritten Montag, 18.30 Uhr bis 21 Uhr, in Wittlich, Bistro Express im alten Bahnhof am ZOB - jeden zweiten, vierten und fünften Montag, ab 18 Uhr unbegrenzt, im Lokal "Die Sängerheimer" in Zeltingen-Rachtig, Gestadestraße 5. Fällt ein Termin aus, treffen sich alle am jeweils anderen Treffpunkt. Kontakt: Sabine Greven, Manderscheid, greven_ sabine@live.de ; Katrin Sonnemann, Zeltingen-Rachtig, katrin.sonnemann@live.de , Telefon 06532/2934085. Teilnehmer der Gruppe, die Rohwolle aller Rassen verspinnt, sind Mitglied der Handspinngilde.urs

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