Lächelnde Mienen und kölsche Schwindeleien

MORBACH. "Saionara Tante Klara": Mit einer turbulenten Verwandlungskomödie gastierte das Kölner Millowitsch-Theater erstmals im Festsaal der Morbacher Baldenauhalle. Begeistert waren die rund 200 Zuschauer von Hauptdarsteller Peter Millowitsch, der als Kölner Brauereieigentümer ebenso überzeugte wie als gestandene Geisha.

 Mal Brauereibesitzer, mal sächsischer Hausmeister, mal Dame Yamamoto: Hauptdarsteller Peter Millowitsch (rechts) -hier in einer Szene mit Tom Jacobs - schlüpfte wie ein Chamäleon von einer Rolle in die Nächste.Foto: Ursula Schmieder

Mal Brauereibesitzer, mal sächsischer Hausmeister, mal Dame Yamamoto: Hauptdarsteller Peter Millowitsch (rechts) -hier in einer Szene mit Tom Jacobs - schlüpfte wie ein Chamäleon von einer Rolle in die Nächste.Foto: Ursula Schmieder

"Ich bin echt begeistert!" Die Erwartungen der Morbacherin Ursula Wirz, die das Millowitsch-Theater bisher nur vom Fernsehen her gekannt hatte, waren am Dienstagabend nicht enttäuscht worden. Ebenso wie die von Ehemann Martin und ihren Bekannten: "Ganz toll, wirklich", lautete der einhellige Tenor, als sie mit lächelnden Mienen den Festsaal der Baldenauhalle verließen. Traditions-Bühne mit überzeugenden Darstellern

Verantwortlich für den gelungenen Abend waren drei Damen und drei Herren der Kölner Traditions-Bühne. Für seine darstellerischen Leistungen erntete das Sechsergespann anerkennende Zwischenrufe und langanhaltenden Applaus. Dabei hatte der Titel des Schwanks "Saionara Tante Klara" noch nicht einmal so vielsprechend geklungen. Was die überzeugenden Charakter-Studien der Schauspieler dieser quirligen Verwandlungs- und Schwindel-"Komödie" jedoch mehr als wett machten. Allen voran Brauereibesitzer Anton Wiessdorff, alias Peter Millowitsch, der als Verwandlungskünstler par excellence von einer Rolle in die Nächste schlüpfte. Anfangs ganz stressgeplagter, computergeschädigter Ehemann, entpuppte er sich im Laufe der zweistündigen Aufführung als redseliger sächsischer Hausmeister, stummer Poncho-Träger und heißbegehrte, trippelnde Japanerin. Zur Verwunderung seiner Gattin Klara (Jutta Großkinsky), die sich jedoch selbst im Netz ihrer Schwindeleien verfing. Bis dann die Nachricht ihres plötzlichen Dahinscheidens und ihrer Ernennung zur "Tante" Klara das Fass zum Überlaufen brachte. Doch ganz so schlimm wie Antons Befürchtung "seit ich sie für tot erklärt hab, bin ich für sie gestorben" sollte es dann doch nicht kommen. Gespickt war das Ganze mit unabdingbarem Basiswissen aus dem Kölner Milieu, wie dem, dass nur jemand aus Deutz "vom anderen Ufer" sein kann. Dass dabei Hunsrücker Neubürger mit früherem Wohnsitz in Köln ihren Spaß hatten, versteht sich von selbst. "Hier sind wir wirklich zufrieden", meinte die Kautenbacherin Annegret Visser voll Lob für Stück und Aufführungsort. In Trier hätten sie dagegen mit "Grease" schlechte Erfahrungen gemacht, weil der Zuschauerraum nach hinten abgefallen sei, sodass sie außer Hinterköpfen kaum was gesehen hätten. Als kulturinteressierte Bürger, die bereits öfter im Kölner Millowitsch-Theater waren, freuen sie und Ehemann Helmut sich daher schon auf die nächsten Veranstaltungen in der Baldenauhalle. Am Rande des Schwanks von Barbara Schöller und Peter Millowitsch wurde jedoch ein Verbesserungsvorschlag für künftige Veranstaltungen angeregt. Denn nach dem Schluss-Vorhang hatten einige Besucher vergeblich einen Blick auf die Theke im Foyer riskiert, die während der Pause noch geöffnet war. Doch anders als bei anderen Anlässen, blieb der Ausschank nach Veranstaltungsende geschlossen. "Ich hab vermisst, dass man hinterher noch ein bisschen hier stehen kann", meinte Erika Müllers, die sich gern noch mit anderen über das Gesehene unterhalten hätte und das "abrupte" Ende bedauerte. 200 Zuschauer waren in die Morbacher Baldenauhalle gekommen, um "Saionara Tante Klara" zu sehen. Eine Zahl, mit der der Veranstalter, die Merziger "Villa Fuchs", zufrieden ist. Die Anfangsphase sei immer schwierig, stellt Michael Rauch, Medienassistent des Kulturzentrums, fest. Gleichzeitig erklärt er warum: "Morbach entwickelt sich zu einem Kultur-Standortda muss man schon mal einen langen Atem haben." Doch da die Gemeinde willens sei, das zu schaffen, schaue die "Villa Fuchs" optimistisch in die Zukunft.

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