Lärmgestresste Bürger finden Gehör

Wittlich · Der Sporgraben in Wittlich, der Kalkturmstraße und Himmeroder Straße verbindet, ist ein Stück vom Innenstadtring. Dort gilt Tempo 30, doch nicht jeder hält sich daran. Das beklagen Anwohner. Außerdem plagt sie der Verkehrslärm. Die Stadtverwaltung will jetzt Verkehrsaufkommen und Geschwindigkeiten messen.

 Eine beliebte Strecke aus und zur Innenstadt ist der Sporgraben. Anwohner sind genervt von der Zunahme des Verkehrs. Ob zudem zu schnell gefahren wird, soll geprüft werden. Die aktuelle Messanlage war nicht nur am gestrigen Montag defekt. TV-Foto: Klaus Kimmling

Eine beliebte Strecke aus und zur Innenstadt ist der Sporgraben. Anwohner sind genervt von der Zunahme des Verkehrs. Ob zudem zu schnell gefahren wird, soll geprüft werden. Die aktuelle Messanlage war nicht nur am gestrigen Montag defekt. TV-Foto: Klaus Kimmling

Wittlich. Immer mehr Autos rollen durch den Sporgraben, viele fahren schneller als die erlaubten 30 Stundenkilometer. Das alles verursacht mehr Lärm. Das ist der Eindruck von Wittlichern, die an der Straße, in der benachbarten Sporgrabensiedlung und Im Gehicht wohnen. Eine Initiativgruppe (IG) um Matthias Nitzsche, der seit fast einem Vierteljahrhundert dort lebt, hat sich gebildet. Ihr Ziel: eine Verbesserung der Situation. Ein Lösungsvorschlag: zum Beispiel eine feststehende Radaranlage.
150 bis 250 Menschen betroffen


Nachdem der Versuch, Hilfe bei den politischen Vertretern im Stadtrat zu finden, auf "relativ geringe Resonanz" gestoßen ist, wie Matthias Nitzsche es formuliert, hat man sich direkt an die Stadtverwaltung gewandt und mit Bürgermeister, Vertretern des Ordnungsamts und der Leiterin der Polizeiinspektion Wittlich, Caroline Schug, nach einer Verbesserungsmöglichkeit gesucht.
"Die Gespräche wurden konstruktiv und in guter Atmosphäre mit der Stadt geführt", sagt Matthias Nitzsche, der schätzt, dass 150 bis 250 Menschen von den Belästigungen durch den Verkehr im Sporgraben betroffen sind.
Und was empfinden die Anwohner als Beeinträchtigung? "Die Lärmbelästigung betrifft die Anwohner sowohl bei geöffnetem Fenster, im Garten, zum Teil auch nachts - besonders in den Abendstunden," sagt Matthias Nitzsche.
Den Eindruck der Bürger belegen Zahlen: Der Verkehr im Sporgraben hat definitiv zugenommen. Wurden 2003 noch 4700 Fahrzeuge gezählt, waren es bei der letzten Videozählung im vergangenen Jahr 6000 am Tag. Das ist eine Zunahme um fast 28 Prozent. Ob das mit der seit 2006 geänderten Vorfahrtsregelung vom Sporgraben in die Himmeroder Straße zu tun hat, die dem sogenannten Innenstadtring dienen sollte, weiß keiner. So sagt Ulrich Jacoby, Pressesprecher der Stadtverwaltung auf die Frage, inwieweit sich das Verkehrsaufkommen speziell seit der Umgestaltung verändert habe: "Das Verkehrsaufkommen in der Stadt hat insgesamt zugenommen." Dennoch hat die Verwaltung ein offenes Ohr für die Anliegen der IG Sporgraben. Als Erstes hat sie vergangene Woche einen Geschwindigkeitsanzeiger aufstellen lassen, der den Autofahrern signalisiert, wenn sie zu schnell unterwegs sind. Allerdings hat das Gerät schon mehrfach nicht funktioniert. Danach soll eine Anlage zum Zuge kommen, die die Wagen und die jeweiligen Geschwindigkeiten aufzeichnet. Zwei dieser Geräte hat die Stadt. Sie sind noch in Bombogen und in der Schloßstraße im Einsatz. Anschließend komme eins in den Sporgraben, sagt Ulrich Jacoby auf TV-Nachfrage.
Bis dahin hält sich die Polizei zurück. Der Sporgraben sei bislang in keiner Weise auffällig und tauche in keiner Unfallstatistik auf. "2011 gab es dort null Unfälle", sagt Hans-Jürgen Riemann, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion (PI) Wittlich. Sobald durch die Messung der Stadt tatsächlich feststehe, dass viel zu schnell gefahren werde, werde die Polizei kontrollieren.
Die Staus sind verschwunden


Schon 2008 hätten sich Anwohner in ähnlicher Weise über die Situation im Sporgraben beklagt, sagt Ulrich Jacoby. Damals war die "Innenstadtring-Maßnahme" zwei Jahre alt. Die Änderung der Vorfahrt hat laut damaligen Angaben 63 000 Euro gekostet. Ziel war nicht nur, den allgemeinen Verkehrsfluss und die Erreichbarkeit der Innenstadt zu verbessern, sondern auch, Auswirkungen des Stoppschilds, das nun verschwunden ist, zu mildern. Wegen der früheren Wartepflicht in Richtung Himmeroder Straße hatten sich "lange Staus mit Belästigung der Anwohner" gebildet, hieß es vor fast sieben Jahren. Dieses Problem zumindest ist verschwunden. Wie groß das neue Problem ist, kann nach den Messungen sachlich bewertet werden.

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